FX Mittagsbericht: Land unter bei der türkischen Lira
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Der Euro pendelte in dieser Woche gegenüber dem US-Dollar zwischen 1,13 und 1,15. In den August startete der EUR/USD-Wechselkurs bei knapp unter 1.17. An der Entwicklung ist zu erkennen, dass die Türkeikrise, die in der letzten Zeit täglich an Brisanz gewann, zu einer Flucht in den US-Dollar führte und der Euro darunter litt.
Heute kam es im Vormittagsgeschäft zu wenigen Impulsen - die Ruhe nach dem Sturm sozusagen. Es gab nur wenige Konjunkturdaten von Bedeutung. Im Fokus standen die Inflationsdaten in der Revision, die das Statistikamt Eurostat vorlegte. Danach erreichte die Jahresteuerung im Juli wie erwartet 2,1 Prozent. Die Verbraucherpreise in der Eurozone verharren damit den zweiten Monat in Folge über dem Wert von knapp unter zwei Prozent, den die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt.
Die türkische Lira legt nach der Erholung der vergangenen Tage wieder den Rückwärtsgang ein. Zum US-Dollar liegt die Valuta aktuell mit fast fünf Prozent hinten. Ein Dollar kostet nun 6,10 Lira. Zwischendurch kam es zu Verlusten von bis zu acht Prozent. Die türkischen Behörden haben nach Einschätzung von Experten nach wie vor keine nachhaltigen Schritte zur Stabilisierung der Währung ergriffen. Das Finanzministerium in Ankara teilte am Freitag lediglich mit, man werde die Kreditkanäle für die Firmen offenhalten und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen, um die Banken zu entlasten.
Die indirekte Leitzinsanhebung der türkischen Notenbank sorgte heute zunächst für stabile Wechselkurse. Die Zentralbank hat seit Montag dieser Woche den Geschäftsbanken einwöchiges Zentralbankgeld gemäß dem Hauptleitzinssatz von 17,75 Prozent nicht mehr angeboten. Stattdessen mussten die Banken auf Übernachtgeschäfte ausweichen, bei denen der Zins bei 19,25 Prozent liegt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt höhere Zinsen vehement ab, die Finte der Währungshüter aber war ein Pfeiler der zeitweiligen Stabilisierung der Währung.
Als Gründe für den Wertverlust der Lira waren am Markt die von den USA verhängten Sanktionen gegen das Land sowie Sorgen über die Unabhängigkeit der Zentralbank des Landes genannt worden. Die US-Regierung zeigte öffentlich nicht zu Zugeständnissen bereit und drohte bereits mit neuen Sanktionen, sollte der von der Türkei festgehaltene US-Pastor Brunson nicht auf freien Fuß gesetzt werden. Am Abend könnte es einen weiteren Impuls in der Lira-Krise geben. Die Investoren haben eine mögliche Ratingentscheidung von Standard & Poor's zur Türkei im Blick.
Das britische Pfund ist über den letzten Monat erneut unter Druck gegenüber dem Euro gekommen. Zwar lieferte die Bank of England wie erwartet ihre zweite Zinsanhebung in diesem Zyklus auf 0,75 Prozent im August ab, was stabilisierend wirkte. Die Devisenmärkte jedoch verfolgten mit Sorgen die Brexit-Verhandlungen. Die Frist für die Einigung auf das Austrittsabkommen rückt näher, aber wichtige Fragen bleiben ungeklärt.
Das Pfund notiert derzeit zum US-Dollar so niedrig wie seit über einem Jahr nicht mehr und Fachleute warnen vor weiteren Einbrüchen. „Das Risiko eines ungeordneten Brexit ist höher als es der Markt derzeit einpreist", sagt Commerzbank-Devisenanalystin Thu Lan Nguyen. Premierministerin May schafft es weiterhin nicht, ihre konservative Partei hinter sich zu vereinen, auch wenn sich zuletzt ein Trend hin zu einem „weichen Brexit“ durchgesetzt zu haben scheint. „Der Wille nach einem Freihandelsabkommen ist aber sowohl in Brüssel als auch in London vorhanden und wir erwarten, dass es am Ende, zur Not auch mit einer Verlängerung, zu einer Einigung kommt;“ kommentierten die Experten der DekaBank. Bis dahin dürfte das Pfund allerdings weiter auf wachsweichen Füßen stehen.
Die norwegische Notenbank hat am Donnerstag ihren Leitzins unverändert bei 0,5 Prozent belassen. Die Krone musste im Zuge dessen abgeben und notierte schwächer gegenüber dem Euro. Heute setzt sich die Stärke der Gemeinschaftswährung fort. EUR/NOK notierte am Mittag um 0,4 Prozent fester bei 9,6770. Experten hatten den Entscheid zwar erwartet. Aus Sicht der National-Bank hatte sich der Markt aber möglicherweise konkretere Äußerungen zum Zinsentscheid im September erhofft. Die Norges Bank änderte ihre Einschätzung im Vergleich zu vorherigen Sitzung am 21. Juni aber nicht. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde erneut als anhaltend und die Kapazitätsauslastung als nahezu normal beschrieben. Außerdem läge die Inflation zwar unter dem Zielwert, der zugrundeliegende Preisdruck sollte aber auf einen weiteren Anstieg vermuten. Eine Zinsanhebung im September wird aber weiterhin erwartet.
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Es ist wohl so gut wie keine Zentralbank unabhängig auch wenn man uns das immer wieder erzählt.