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12:48 Uhr, 20.07.2017

FX Mittagsbericht: Die EZB dürfte es tunlichst vermeiden, den Euro-Kurs anzuheizen

Der Euro hat in den vergangenen Wochen massiv an Wert gewonnen. Für die europäischen Exportaussichten ist eine so schnelle Aufwertung jedoch eine starke Belastung. Der EZB ist das ein Dorn im Auge. Eine weitere verbale Note, die potenziell den Euro stärken könnte, ist auf der Sitzung nachher deshalb nicht zu erwarten.

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  • EUR/USD
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  • EUR/AUD
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Die Europäische Notenbank steht heute im Rampenlicht. Die Märkte dürften sich auf die Pressekonferenz nach der Sitzung konzentrieren und auf Änderungen des Tonfalls in Bezug auf das Wertpapierkaufprogramm achten. Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank, erwartet, dass die EZB auf die bislang stets wiederholte Nennung der Option einer nochmaligen Anhebung der monatlichen Anleihekäufe verzichten wird. Die National-Bank unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass Währungshüter aber vor einem möglicherweise zu voreiligen Beschluss zurückschrecken dürften, um den Euro nicht noch mehr zu beflügeln.

Die Gemeinschaftswährung hat in den vergangenen Tagen und Wochen massiv an Wert gewonnen. Für die europäischen Exportaussichten ist eine so schnelle Aufwertung jedoch eine starke Belastung. Der EZB dürfte das ein Dorn im Auge sein, wie auch die jüngsten verbalen Interventionen zeigen. So betonte Frankreichs Notenbank-Chef Francois Villeroy de Galhau am Mittwoch die Notwendigkeit einer lockeren Geldpolitik erneut. Die Notenbank habe zwar Fortschritte erzielt, ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent sei aber noch nicht erreicht, sagte das EZB-Ratsmitglied. Daher bestehe weiterhin Bedarf für eine konjunkturfördernde Geldpolitik. Wie locker diese sei, hänge von der ökonomischen Lage und dem Preisauftrieb ab.

Mit einer Veränderung der Geldpolitik ist heute nicht zu rechnen. Sowohl die Leitzinsen als auch das Kaufprogramm dürften unangetastet bleiben. Am Markt rechnet man frühestens auf der Zinssitzung am 7. September mit der direkten Ankündigung einer Rückführung der billionenschweren Anleihenkäufe.

Im Vorfeld der heutigen EZB-Entscheidung hat der Euro gegenüber dem US-Dollar einen kleinen Teil seiner vorherigen Gewinne abgegeben, ohne dabei aber wichtige Unterstützungen unterschritten zu haben. Am Mittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1503 US-Dollar gehandelt und damit niedriger als am Vorabend. Nach den heutigen Zentralbankentscheidungen dürfte sich der Fokus der Anleger auf die Sitzung der US-Notenbank richten, die am 25. und 26. Juli stattfindet.

Der australische Dollar hat zuletzt von zwei Seiten profitiert. Einmal von den politischen Getöse in den USA. Nach dem erneuten Scheitern der Abschaffung von Obama Care durch die Regierung Trump, konnte der australische Dollar zulegen. Zudem hat die australische Notenbank mit einem positiven konjunkturellen Ausblick die Zinserhöhungsphantasien gestärkt, was sich auf den Außenwert des Aussie auswirkte. gor zum gleichfalls stabilen Euro legte der AUD zu. Der Euro rutschte erstmals seit Anfang Mai unter 1,46 und notiert aktuell bei 1,455. Vergangene Woche handelte das Währungspaar noch über 1,50 Dollar.

Der Euro zeigt sich zum japanischen Yen weiter stabil. Das Währungspaar handelte gestern im Tief bei 128,63, nun festigt sich der Euro auf 129,26. Das Beharren der japanischen Notenbank auf der ultralockeren Geldpolitik schwächt den Yen etwas. Die Bank of Japan hält unverändert an ihrer Geldschwemme fest und hat ihr Inflationsziel erneut nach hinten verschoben. Die Teuerung in Japan werde sich wohl erst um das Fiskaljahr 2019 (ab 1. April) der Zielmarke von zwei Prozent nähern, teilte die Zentralbank am Donnerstag mit. Es ist die sechste Verzögerung des Inflationssziels. Für Thu Lan Nguyen, Expertin bei der Commerzbank, ist die erneute Verschiebung auch deshalb ein Beweis für die Handlungsunfähigkeit der Notenbank. Vom schwachen profitierte die japanische Exportwirtschaft. Nach neuesten Daten sind die Ausfuhren im Juni um fast 10 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat gestiegen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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