Fusion von Schaeffler mit Continental: Problem-Hochzeit
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Düsseldorf/ Hannover/ Herzogenaurach (BoerseGo.de) – Der Weg zur angestrebten Zusammenschluss zwischen Schaeffler und Continental war schon immer steinig. Nun stößt die geplante Elefantenhochzeit in der Automobilbranche einem Pressebericht zufolge auf neue Barrieren. Das Problem: die hohen Schulden der beiden Unternehmen, wie das "Handelsblatt" am Mittwoch unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Derzeit lote ein hochkarätig besetzter Kreis intern die Wege für einen Zusammenschluss aus. Schaeffler und Conti haben zusammen Schulden von mehr als 20 Milliarden Euro.
Die Schaeffler GmbH ist mit 42,5 Prozent an Conti direkt beteiligt. Über zwei Banken sind mittelbar weitere 33 Prozent der Anteile zur Hand. Bei einem möglichen Zusammenschluss will Großaktionär Schaeffler nach bisherigen Plänen einen Großteil seines Schuldenbergs auf eine Familienholding auslagern. Unternehmenschef Jürgen Geißinger ist sich bewusst, dass die Hürden für eine Fusion in rechtlicher und steuerlicher Hinsicht extrem hoch sind.
Geplant ist die Verschmelzung der operativen Geschäfte der Franken und der Niedersachsen in einer gemeinsamen operativen Gesellschaft. Darüber soll die neue Holding aufgestellt werden. Die neue Struktur sei nötig, um Schaefflers Schuldenberg von gut zwölf Milliarden Euro so aufzuteilen, dass die operative Einheit Contis Kreditgrenzen nicht sprengt, schreibt das Blatt weiter. Eine Prüfung ergab den Unternehmenskreisen zufolge, dass bei diesem Modell für fünf Jahre voraussichtlich eine Gesamtschuldnerhaftung greifen würde. Die operative Tochter müsste also weiterhin auch für die Schulden in Milliardenhöhe geradestehen, die zur Familie ausgelagert wurden. Contis Banken und freie Aktionäre müssten für Schaefflers Schulden haften. Die Hannoveraner drücken selbst gut acht Milliarden Euro an Verbindlichkeiten.
Schaeffler-Unternehmenschef Geißinger hatte jüngst gesagt, das operative Geschäft habe derzeit absolute Priorität, die Fusion mit Continental stehe erst Ende 2011 auf der Tagesordnung. Die Arbeit des Expertenkreises zeigt laut "Handelsblatt" nun aber, dass im Hintergrund mit Hochdruck nach Lösungen für den Zusammenschluss gesucht werde. Von Seiten der Herzogenauracher war laut der Zeitung zu den jüngsten Informationen keine Kommentierung zu bekommen.
Die beschriebenen Probleme erhöhen den Druck auf die Franken, Eigenkapital einzuwerben, indem das Familienunternehmen einen externen Investor an der Holding beteiligt oder sich von einem Teil seiner insgesamt 75,2 Prozent an Conti-Aktien trennt. Alternativ müsste Continental Unternehmensteile abstoßen, etwa durch einen Teilbörsengang der gewinnbringenden Reifensparten vor.
Die Übernahmeangriff des „Kleinen“ -Schaeffler- auf den „Großen“ -Continental- unmittelbar bevor die Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreichte, ist einmalig in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Mitten in der Finanzkrise hatten mehr Conit-Aktionäre als erwartet ihre Anteile verkauft und Schaeffler so in die Schuldenmisere getrieben. Die Familie Schaeffler setzt nun voll auf Zeit. Operativ erzielt der Konzern dank der boomenden Nachfrage aus der Autoindustrie wieder kräftige Gewinne. Am 1. September legen Geißinger und Finanzchef Klaus Rosenfeld erstmals Zahlen vor.
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