Fünf Dinge, die wir im April gelernt haben
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Atlanta (GodmodeTrader.de) - Im zurückliegenden Monat haben wir wichtige Einblicke in die künftige Ausrichtung der Geldpolitik, die wachsenden Sorgen über den Protektionismus und die Sensibilität der Märkte für Änderungen wichtiger Indikatoren erhalten. Wichtig sind insbesondere fünf Erkenntnisse, die uns der April gebracht hat, wie Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist bei Invesco, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
1. Zentralbanken auf unterschiedlichem Kurs
Die Bank of Japan (BOJ) habe die Märkte mit ihrer jüngsten Erklärung überrascht, in der sie erstmals darauf verzichtet habe, einen Zeitrahmen für das Erreichen ihres Inflationsziels zu nennen. Damit habe die BOJ die Erwartungen der Märkte besser steuern wollen, da diese den Zeitrahmen zunehmend als harte Deadline und nicht als Prognose zu betrachten schienen. Bei der jüngsten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) sei eine Anpassung der Geldpolitik offensichtlich ebenfalls kein Thema. Wie EZB-Präsident Mario Draghi erklärt habe, habe sich der Zentralbankrat in der vergangenen Woche vor allem mit der Lage der Wirtschaft in der Eurozone beschäftigt. So sei deutlich geworden, „dass es seit unserer letzten Sitzung zu einer gewissen Mäßigung des Aufwärtstrends gekommen sei, der in praktisch allen Ländern spürbar sei, wenn auch natürlich in unterschiedlichem Maße, heißt es.
Was uns das sagt: „Obwohl BOJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda betont hat, dass Japans Inflationsziel bis zum Haushaltsjahr 2019 erreicht werden könne, will die BOJ offensichtlich keine zu großen Erwartungen an eine Zinsstraffung bis Ende 2019 wecken. Dass sich die Bank mehr Flexibilität wahren will, ist verständlich, zumal ihr Inflationsausblick weiter mit Abwärtsrisiken behaftet ist. Daher könnte die BOJ auch noch länger an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten. In der Eurozone ist noch nicht absehbar, bis wann die EZB ihre Anleihenkäufe komplett zurückgefahren haben will — eine Zinserhöhung liegt damit in noch weiterer Ferne. Dagegen verfolgen andere Zentralbanken einen gänzlich anderen Kurs. Die Bank of China hat die geldpolitischen Zügel angezogen und die US-amerikanische Notenbank (Fed) scheint ihre Zinserhöhungen mit Volldampf umsetzen zu wollen. Damit zeichnet sich ab, dass einige Zentralbanken für ein deutlich günstigeres Umfeld für Risikoanlagen sorgen als andere“, so Hooper.
2. Protektionismus bereitet weiter Sorge
Obwohl das Thema zuletzt nicht mehr für so viele Schlagzeilen gesorgt habe wie zuvor, bleibe die mögliche Einführung von Schutzzöllen ein erheblicher Sorgenfaktor – für die Unternehmen genauso wie für die Zentralbanken. Im Anschluss an die EZB-Sitzung der letzten Woche habe Draghi gesagt, welche Folgen der zunehmende Protektionismus haben werde, sei aktuell unklar, da bislang vor allem Drohungen lanciert worden seien. Wie der EZB-Präsident warnte, könne der Protektionismus „schnell gravierende Auswirkungen auf das Geschäftsklima und das Vertrauen von Unternehmern und Exporteuren haben … und das wiederum könne sich negativ auf die Wachstumsperspektiven auswirken.“ Aus dem im April veröffentlichten Protokoll der März-Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed wüssten wir zudem, dass der Protektionismus der US-amerikanischen Notenbank ebenfalls Sorgen bereite. In ihrem jüngsten Konjunkturbericht, dem Beige Book, habe die Fed berichtet, dass die amerikanischen Unternehmen steigende Inputkosten durch Importzölle fürchteten. Dass das keine grundlose Sorge sei, bestätige ein vor einigen Wochen von der Brookings Institution veröffentlichter Artikel über die potenziell negativen Folgen eines US-chinesischen Handelskrieges. Darin hätten die Autoren David Dollar und Zhi Wang auf das Risiko steigender Kosten verwiesen, da einige der Produkte, die mit Importzöllen belegt werden sollten, „Komponenten“ seien, d.h. Vorprodukte, die für die Herstellung von Endprodukten benötigt würden, heißt es weiter.
Was uns das sagt: „Der Protektionismus könnte nicht nur zu deutlich höheren Kosten für Konsumenten führen, sondern auch dazu, dass derartige Endprodukte weniger konkurrenzfähig sind. Nichts davon ist förderlich für den Freihandel oder das Wirtschaftswachstum“, so Hooper.
3. Die Unternehmensgewinne könnten den Zenit erreicht haben
Die Unternehmensgewinne stiegen seit mehreren Quartalen und die aktuelle Berichtssaison erweise sich noch einmal als besonders erfreulich. Die Märkte plage aber eine unterschwellige Sorge – wann sei es mit dem Gewinnwachstum vorbei? Wann hätten die Gewinne ihren Höchststand überschritten, heißt es weiter.
Was uns das sagt: „Ich rechne bis auf weiteres mit einer anhaltenden Nervosität an den Märkten, da die Marktteilnehmer nach Signalen Ausschau halten werden, die dafür sprechen, dass die Gewinne den Zenit erreicht haben. Dabei wird sich die Aufmerksamkeit natürlich vor allem auf die neuesten Prognosen der Unternehmen richten“, so Hooper.
4. Das Wachstum verliert an Dynamik
Der ersten Schätzung zufolge sei die US-amerikanische Wirtschaft im ersten Quartal mit einer Jahresrate von 2,3 Prozent gewachsen, was eine deutliche Abschwächung gegenüber dem vierten Quartal wäre. Dies könnte lediglich die Fortsetzung eines in der Vergangenheit typischen Musters darstellen, wonach das Wachstum im ersten Quartal zumeist schwächer ausfalle als in den Folgequartalen. Allerdings scheine die Wirtschaft auch in der Eurozone und Großbritannien an Fahrt verloren zu haben. In Großbritannien sei das Wachstum zuletzt sogar so schwach wie seit mehreren Jahren nicht mehr gewesen, was darauf hindeute, dass die britische Wirtschaft durch den näher rückenden Brexit-Termin zunehmend unter Druck stehe, heißt es weiter.
Was uns das sagt: „In der vergangenen Woche haben Ergebnisberichte von Unternehmen für gewisse Kursturbulenzen gesorgt. Im weiteren Jahresverlauf dürften die Märkte ähnlich empfindlich auf Hinweise auf eine Verlangsamung des globalen Wachstums reagieren, da derzeit so viel von einem anhaltend soliden Wirtschaftsumfeld abhängt. Ich glaube, dass die jüngste Abschwächung in den meisten Volkswirtschaften nur eine temporäre Abweichung von ihrem Wachstumspfad darstellt. Bei jeglichem Hinweis auf einen Verlust an Dynamik sollte aber mit negativen Marktreaktionen gerechnet werden“, so Hooper.
5. Die Zehn-Jahres-Rendite in den USA ist über die Drei-Prozent-Marke gestiegen
Obwohl die zehnjährige Treasury-Rendite im Anschluss wieder unter diese Marke zurückgefallen sei, stelle der jüngste Anstieg eine wichtige Entwicklung mit mehreren Implikationen dar, heißt es weiter.
Was uns das sagt: „Die Märkte reagieren empfindlicher auf Entwicklungen wie Änderungen der 10-jährigen US-Staatsanleiherendite. Daran dürfte sich bis auf weiteres nichts ändern. Das spricht für eine anhaltend erhöhte Volatilität“, so Hooper.
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