Analyse
08:10 Uhr, 22.02.2023

FRESENIUS – Aschermittwoch am Faschingsdienstag?

Von wegen großer Konzernumbau! Fresenius tritt am frühen Abend des Faschingsdienstag auf die Bremse. Statt klaren Ausgliederungen aus dem Konzern gibt es künftig weiter die Beteiligungen an Fresenius Medical Care (FMC) und Vamed.

Erwähnte Instrumente

  • Fresenius SE & Co. KGaA - WKN: 578560 - ISIN: DE0005785604 - Kurs: 28,850 € (XETRA)

Diese sollen aber einfach nur noch als Finanzbeteiligungen geführt und nicht mehr in den Konzernabschluss konsolidiert werden. Zahlen und Ausblick von Fresenius fallen derweil gemischt aus. Insbesondere der Ausblick liegt unter den Erwartungen. Der große Wurf bleibt in Bad Homburg damit zunächst aus.

Langsame Veränderung ist besser als nichts

Arbeiten wir uns Punkt für Punkt durch. Zunächst soll FMC in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden. Bislang wird diese als KGaA geführt. Danach soll diese nur noch, genau wie die Beteiligung an Vamed, die u. a. Krankenhäuser baut, als Finanzbeteiligung geführt werden. Fresenius wolle am Wertzuwachs von FMC auch in Zukunft partizipieren, wie es aus der Konzernzentrale heißt. Zudem solle FMC seine neue Freiheit nutzen, um sich erfolgreich neu am Kapitalmarkt zu platzieren.

Als künftige operative Einheiten werden Kabi und Helios geführt. Kabi darf dabei als Konzernperle angesehen werden. Das Unternehmen stellt künstliche Nahrung, Infusionen, Arzneimittel und Medizinprodukte her. In Helios sind die europaweiten Krankenhäuser gebündelt. Gerüchte, dass Fresenius Teile hiervon verkaufen könnte, um sich zu entschulden, scheinen sich nicht zu bewahrheiten.

Konzernchef Sen freut sich darüber, dass die Else Kröner-Fresenius-Stiftung als Großaktionär grünes Licht für diese Maßnahmen gegeben hat. Damit könne der Vorstand endlich die Konzernstruktur vereinfachen und das Unternehmen für die kommenden Jahrzehnte schlagkräftiger aufstellen.

Einsparungen sind natürlich auch geplant. Rund 1 Mrd. EUR davon will Sen bis zum Jahr 2025 erreichen. Dabei soll es um strukturelle Kosten gehen. Fresenius will Prozesse vereinfachen und die Vertriebs-, Verwaltungs- und Beschaffungskosten sollen gesenkt werden. Nicht zum Kerngeschäft gehörende Geschäfte sollen veräußert werden. Eben das übliche Berater-Einmaleins.

Zahlen und Ausblick

Erstmals seit langer Zeit wird Fresenius die Dividende nicht erhöhen! Fresenius galt lange Jahre als einziger deutscher Dividendenaristokrat. Das ist jetzt vorbei. Die Dividende soll sich künftig stärker am Konzernergebnis messen lassen und nur noch dann steigen, wenn es das Ergebnis auch tut. Aktionäre können aber aufatmen. Die Dividende soll mit 0,92 EUR zumindest stabil bleiben.

Der Umsatz lag im vierten Quartal mit 10,643 Mrd. EUR im Rahmen der Erwartungen der Analysten. Auch das operative EBIT kam genau auf Höhe des Konsenses rein. Enttäuscht hat Fresenius beim Nettoergebnis, welches mit 0,79 EUR pro Aktie die Erwartungen von 0,85 EUR verfehlt hat und rund 16 Prozent unter Vorjahr liegt.

Beim Konzernumsatz rechnet Fresenius für das Geschäftsjahr 2023 mit einem Wachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Das EBIT soll in etwa stabil ausfallen oder sogar im hohen einstelligen Bereich rückläufig sein. Der Markt hatte an dieser Stelle bislang mit einem kleinen Zuwachs von 1,7 Prozent gerechnet. Die EBIT-Prognose liegt somit deutlich unter den Erwartungen.

Die Nettofinanzverbindlichkeiten im Verhältnis zum EBITDA erwarten die Bad Homburger zum Jahresende 2023 bei knapp über 3,65. Der Zielkorridor von 3 bis 3,5 werde damit wohl verfehlt, doch das hängt auch davon ab, ob und wie Desinvestitionen gelingen.

Fazit: Der große Wurf, den sich Aktionäre erhofft hatten, ist das noch nicht. Es ist wohl als das Ergebnis anzusehen, was mit der Stiftung im Hintergrund eben maximal möglich war. Ob es ausreicht, den dicken Tanker Fresenius wieder flottzumachen? Es darf bezweifelt werden! Der einzige deutsche Dividendenaristokrat verabschiedet sich damit auch vom Kurszettel. Schwere Kost für Aktionäre, die jetzt darauf setzen müssen, dass der Vorstand von Fresenius konsequent handelt und keinen Stein auf dem anderen lässt.

Jahr 2022e* 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 40,87 42,64 44,76
Ergebnis je Aktie in EUR 2,81 2,55 3,03
KGV 10 11 10
Dividende je Aktie in EUR 0,92 0,92 1,00
Dividendenrendite 3,19 % 3,19 % 3,47 %

*e = erwartet, Berechnungen basieren bei
US-Unternehmen auf Non-GAAP-Daten

Fresenius SE & Co. KGaA
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Der Autor hält Fresenius-Aktien.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Fresenius SE & Co. KGaA (long)

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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