Fundamentale Nachricht
19:20 Uhr, 30.05.2014

Finanzkrise im Überblick: EZB stimmt die Märkte ein!

Mehrere EZB-Vertreter haben ihn dieser Woche erneut die Handlungsbereitschaft der Notenbank betont. Die jüngsten Aussagen lassen darauf schließen, dass an einer weiteren Lockerung der Geldpolitik kein Weg mehr vorbei führt.

Wochenende, 24./25. Mai:

Philadelphia-Fed-Chef Charles Plosser sorgt sich um die 2,5 Billionen US-Dollar, die sich im Fed-System der USA mittlerweile an so genannten Überschussreserven aufgebaut haben. Wenn in den USA wieder mehr Kredite durch Geschäftsbanken vergeben würden und das Geld aus dem Bankensystem hinausschwemme, dann werde dies Inflationsdruck erzeugen.

Montag, 26. Mai:

EZB-Präsident Draghi: Bei einer zu langen Abweichung der Inflation vom Zielbereich könnten Anleihekäufe helfen +++ Die Kreditvergabe könnte durch Refi-Geschäfte oder ABS-Käufe gestützt werden.

EZB-Präsident Draghi: Eine Spirale aus niedriger Inflation und sinkenden Inflationserwartungen muss verhindert werden +++ Vorbeugende Schritte könnten gerechtfertigt sein +++ Geldpolitik könnte bei Schocks zu spät wirken.

Die EU-Kommission geht beim europäischen Abwicklungsfonds einen Schritt auf die Großbanken zu. Der Beitrag für den Fonds soll nur eine geringe Risikokomponente enthalten, wie das Handelsblatt berichtet. Das begünstige die stärker risikoorientierten großen Häuser. Eine Freigrenze für kleine Institute, wie sie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) fordert, lehne Brüssel ab.

Dienstag, 27. Mai:

Ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland (33,4 Prozent) lebte 2012 in privaten Haushalten, die nach eigener Einschätzung nicht in der Lage waren, unerwartet anfallende Ausgaben aus eigenen Finanzmitteln zu bestreiten. Auf Urlaubsreisen mussten knapp 22 Prozent der Bevölkerung aus finanziellen Gründen verzichten.

Nach Schätzungen von Analysten haben Europas Banken in den vergangenen sechs Jahren Vermögen im Wert von 2,5 Billionen US-Dollar in Bad Banks ausgelagert und beim Abbau der Risiken gut verdient. Was nach der Finanzkrise als giftiger Sondermüll galt, bewerten mutige Investoren inzwischen oft schon wieder als lohnendes Investment, wie das Handelsblatt berichtet.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny geht davon aus, dass die Inflation im Euroraum 2014 und 2015 deutlich unter dem Zielwert der EZB bleiben wird. Die Zinsen werden für eine längere Zeit niedrig bleiben.

EZB-Ratsmitglied Nowotny: Die Diskussionen tendieren zu einer Zinssenkung in der nächsten Woche.

US-Ökonom Paul Krugman rät den Europäern zu mehr Inflation. "Es gibt zunehmend Indizien dafür, dass Volkswirtschaften, die in einen starken Abschwung mit niedriger Inflation geraten, allzu leicht in eine ökonomische und politische Falle geraten", sagte der Wirtschaftsnobelpreisträger bei der EZB-Konferenz im portugiesischen Sintra.

Mittwoch. 28. Mai:

Das Geldmengenwachstum im Euroraum bleibt schwach. Die Geldmenge M3 stieg im April nur noch um 0,8 Prozent (März: 1,2 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Das ist der niedrigste Wert seit dreieinhalb Jahren. Der Rückgang bei der Kreditvergabe hat sich indes etwas abgeschwächt. Sie lag im April zwar 1,8 Prozent tiefer als vor einem Jahr, im März war die Kreditvergabe aber noch um 2,2 Prozent gesunken.

EZB-Direktor Mersch: Die EZB hat Handlungsspielraum und fühlt sich mit konventionellen und unkonventionellen Schritten wohl. Bei der Sitzung in der kommenden Woche könnte eine Kombination von verschiedenen Maßnahmen beschlossen werden. Es ist nicht beabsichtigt, den Leitzinskorridor einzuengen.

EZB warnt im Finanzstabilitätsbericht vor einem abrupten Ende der "globalen Jagd nach Rendite" angesichts wahrscheinlicher "Fehlbewertungen" und vor einer "scharfen und ungeordneten Rückabwicklung von jüngsten Investitionsflüssen".

Goldman Sachs erwartet im Juni eine Leitzinssenkung durch die EZB um 15 Basispunkte sowie gezielte Kredithilfen, vermutlich in der Form eines weiteren langfristigen Refinanzierungsgeschäfts (LTRO) für die Banken.

EZB-Vizepräsident Constancio: Die größte Sorge ist aktuell eine lange Phase niedriger Inflation. Finanzstabilität ist keine unmittelbare Sorge.

Donnerstag, 29. Mai:

BoE-Ratsmitglied Martin Weale sieht derzeit keinen dringenden Bedarf für eine Zinserhöhung, wie er in einem Interview mit der Financial Times sagte.

Die spanische Wirtschaft ist im ersten Quartal um 0,4 Prozent gewachsen, nach einem BIP-Zuwachs von 0,2 Prozent im Vorquartal.

EZB-Ratsmitglied Linde: Die Bundesbank stimmt überein mit der EZB, dass etwas gegen die niedrige Inflation getan werden muss.

Analysten von JPMorgan glauben, dass die Bemühungen der EZB, die Kreditvergabe anzukurbeln, nicht erfolgreich sein werden.

EZB-Ratsmitglied Visco: Die EZB wird handeln, wenn sich die niedrigen Inflationserwartungen bestätigen. Auch unkonventionelle Maßnahmen seien möglich.

Der Preisauftrieb in Spanien und Italien hat sich im Mai erneut abgeschwächt. In Spanien sank die Inflationsrate nach den vorläufigen Daten von 0,4 Prozent im Vormonat auf 0,2 Prozent. Volkswirte hatten mit 0,3 Prozent gerechnet. In Italien sind die Verbraucherpreise nur noch um 0,5 Prozent gestiegen. Ökonomen hatten mit einer Rate auf dem Vormonatsniveau von 0,6 Prozent gerechnet.

Die EZB und die BoE haben angeregt, Kredit-Verbriefungen wiederzubeleben. Die während der Finanzkrise in Verruf geratenen Papiere müssten "einfacher, von ihrer Struktur her robuster und auch transparenter" gemacht werden.

Nach Angaben der italienischen Notenbank haben ausländische Investoren im ersten Quartal 2014 italienische Staatsanleihen im Volumen von 37 Milliarden Euro erworben, nach nur 13 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2013.

EZB-Ratsmitglied Costa: Geldpolitik reicht nicht aus, um die niedrige Inflation zu bewältigen.

Der IWF genehmigt die Auszahlung von 4,64 Milliarden US-Dollar an Griechenland.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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