Kommentar
00:19 Uhr, 05.02.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 05. Februar 2014

FDAX zeigte leichten Stabilisierungsansatz. Szenariodiskussion steht im Mittelpunkt. Bund-Future geht in die erwartete Zwischenreaktion über.

00:05 Uhr

Dem kräftigen Kursabschlag des FDAX zu Wochenbeginn, schloss sich am gestrigen Dienstag eine leichte Erholung an, welche für sich genommen zwar den übergeordneten Abschwung etwas abbremste, das kritische Gesamtbild jedoch nicht abschwächen konnte. Der Future zeigte sich auch gestern wieder schwankungsintensiv und markierte mit 9.074 ein neues Bewegungstief innerhalb des Abwärtstrendkanals. Im Tageshoch konnte der FDAX die 9.173 erreichen, womit (a) das Tagestief vom Freitag der Vorwoche (indikativer Widerstand) bei 9.167 Punkten zwar erreicht und temporär überschritten wurde, (b) die errechnete Minimumkorrektur konnte dagegen (noch) nicht ausgeschöpft werden.

Der Bund-Future gab erwartungsgemäß am Dienstag etwas nach, aber auch hier ist das bisher gesehene Reaktionsausmaß alles andere als ausgeprägt.

Befragte Experten verweisen auf einen anhaltend kritisch zu bewertenden Mix aus gedrosselten Anleihekäufen der Fed, Problemen in den Schwellenländern und Wachstumsbedenken, hier bezogen auf China. Diese Kombination wird aktuell von fundamental orientierten Marktteilnehmern zur Begründung der derzeitigen Marktverfassung herangezogen.

Wir gehen davon aus, dass sich diese Nervosität vorerst weiterhin fortsetzen wird.

FDAX

Widerstände:

9.167 / 9.173 (untergeordnet)

9.226 / 9.244 (untergeordnet)

9.328 (obere Trendbegrenzungslinie)

Unterstützung:

9.074,50 (gestriges Tagestief / Bewegungstief)

8.998 / 8.984 (übergeordnet)

8.951 (untere Trendbegrenzungslinie)

Korrekturpotentiale / errechnete Reaktionsziele (Wegstrecke 9.074 bis 9.544):

9.230 / 9.253 (Minimumkorrektur)

9.309 (Normalkorrektur)

9.364 / 9.387 (Maximumkorrektur)

Sehen wir uns zunächst wieder die technische Ausgangslage des Kursverlaufes des FDAX im Tageschart an, welche in ihrer Aussage auch auf den DAX-Index übertragen werden kann, einzig mit verschobenen Chartmarken (Widerstände / Unterstützungen).

Technische Ausgangslage

Wir können folgende Kernaussagen treffen: (a) der übergeordnete Trendverlauf ist weiterhin abwärts ausgerichtet. (b) Der Abwärtstrend kann bisher innerhalb eines Trendkanals abgebildet werden, die Kanalbegrenzungen leiten sich heute in den Bereichen um 9.328 auf der Oberseite und 8.951 auf der Unterseite her. (c) Die Markttechnik bestätigt die Gültigkeit des abwärts ausgerichteten Trendverlaufes in jeder Hinsicht: der unterlegte Richtungsfilter definiert ein sogenanntes short-set-up, die Schwungkraft ist weiter fallend, was ein Anstieg der Schwungkraft im Bezug auf die fallenden Notierungen bedeutet.

Wir kommen auch nicht umhin, noch ein weiteres, analytisch sehr wichtiges Beurteilungskriterium zu erwähnen, welches für eine fortgesetzt gültige hohe Trendzuverlässigkeit spricht (und damit den Fortbestand des Trends nicht in Frage stellt): die anhaltend hohe Dynamik des Abschwungs.

Wir „messen“ diese indirekt über die Bewertung des jeweiligen Korrekturausmaßes, gegen die dominante Trendrichtung. Und hier fällt auf: die jüngst gesehenen Erholungsversuche verliefen bisher nur marginal (siehe die Erholung von Montagvormittag und die von gestern). Die errechnete Minimumkorrektur, somit das erste errechnete Reaktions-Ziel wurde immer wieder verfehlt. Das lässt den Schluss zu, dass die Dynamik anhaltend hoch ist und das Risiko auf weitere Kursverluste statistisch bei über 67 Prozent im laufenden Fraktal liegt.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-05-Februar-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

Wir knüpfen in unserer Schlussfolgerung aus dieser Ausgangslage folglich an unsere Aussagen der Vortage an: die Impulsrichtung bleibt bisher (bis auf weiteres) abwärts ausgerichtet, jede Erholung (ob ausgeprägt oder im Ansatz) gilt als Reaktion, verbunden mit allen Risiken einer Reaktion, wie plötzliche Erschöpfung und rasche Richtungswechsel.

Auf welche wichtigen Eckpunkte müssen wir achten?

Innerhalb des Trendkanals heben wir als potentiell wichtigen möglichen Wendepunkt weiterhin die 8.998 / 8.984 hervor – wie auch in unserem gestrigen Kommentar. Die untere Trendkanalbegrenzungslinie, welche am Dienstag noch innerhalb dieses Unterstützungsbandes verlief und heute mit 8.951 deutlich herzuleiten ist, „tut der Bedeutung der Unterstützung keinen Abbruch“. Das heißt: die Spanne um 8.998 / 8.984 kann als potentieller Impulswendepunkt definiert werden, für den Fall, der FDAX rutscht tatsächlich noch nach unten hin durch.

Nach oben hin halten wir die errechnete Minimumkorrektur für ein wichtiges Kursniveau. Warum? Nicht nur, weil wir den FDAX aktuell im Reaktionsmodus sehen und durchaus noch eine Fortsetzung der Erholung bis 9.230 / 9.253 Punkte für möglich halten. Viel wichtiger ist, dass die Minimumkorrektur ein Gradmesser für die Stärke der Dynamik des Abwärtstrends ist. Konkret: solange es der FDAX nicht schafft, dieses Niveau zu überwinden, solange bleibt die Wahrscheinlichkeit auf eine Fortsetzung des Abschwungs (nach Erschöpfung der Erholung innerhalb des laufenden Fraktals) mit über 67 Prozent deutlich erhöht.

Kann sich die gestern gesehene zaghafte Erholung im FDAX fortsetzen?

Ja, das kann sie durchaus, da sich der Future aktuell nahe der unteren Kanalbegrenzung bewegt und somit durchaus „Platz“ auf der Oberseite besteht. Doch viel wichtiger ist wohl das Argument, dass wir gestern „Nachfragewille“ im FDAX feststellen konnten. Am Nachmittag war Nachfrageüberhang offensichtlich, der sich auch immer wieder durchsetzte, wenn die US-Märkte keinen Abgabedruck zeigten.

Folglich sind wir zumindest aus diesem Blickwinkel für heute weiterhin latent optimistisch und knüpfen an unsere Erwartungshaltung von gestern an.

Szenario 1

Im Szenario 1 unterstellen wir heute eine Fortsetzung des gestern eingeleiteten, zaghaften Erholungsprozesses. Wir verweisen hierbei auf den 30 Minuten-Chart des FDAX:

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Was sich im Tageschart nicht abzeichnet, lässt sich im 30 Minuten-Chart recht gut erkennen: über den gesamten gestrigen Handelstag vollzog sich eine potentielle, aber zaghafte Bodenbildung. Unser Augenmerk liegt dabei auf der 9.173 (gestriges Tageshoch), welches sich gestern als bestätigtes intraday-Widerstandsniveau herauskristallisierte. Hinzu kommt, dass dieser Stabilisierungsprozess mit einer Aufhellung der Markttechnik einherging: der Richtungsfilter in diesem Zeitfenster ist long, die Schwungkraft ansteigend.

Auf der Unterseite ist die 9.123 / 9.114 wichtig. Solange dieses Niveau nicht unterschritten wird, bleiben wir optimistisch dafür, dass der Sprung über die 9.173 gelingt.

Schafft es der FDAX tatsächlich, nach oben hin „Land zu gewinnen“, werden wichtig, die 9.176 als leichter, möglicher Widerstand, die 9.232 (untergeordnet) und auf jeden Fall und wichtig, die 9.230 / 9.253 als Minimumkorrektur und erstes errechnetes Reaktions-Ziel.

In der praktischen Konsequenz können wir uns am heutigen Mittwoch den Aufbau von intraday-Kaufpositionen oberhalb der 9.123 / 9.114 vorstellen. Darunter stellen wir Käufe vorerst zurück – sollte sich intraday etwas an dieser Meinung ändern, werden wir das in unseren Trading-News kommentieren.

Oberhalb der 9.173 sollte die Kaufposition (welche tiefer bereits zu einem Teil aufgebaut wird) ergänzt / erweitert werden. Das Kurs-Ziel ist die errechnete Minimumkorrektur bei 9.230 / 9.253. Kommt es zum Ausbruch auf der Oberseite, werden Kauf-Positionen mit nachgezogenem Stopp-Kurs abgesichert.

Szenario 2:

Dieses betrifft zunächst nur kurze Trades mit dem Ziel, kleine Punktgewinne zu realisieren. Hier kommt die 9.173 ins Spiel, denn hier rechnen wir nicht damit, dass der Future sofort durchläuft, sondern noch ein- / zweimal scheitert, was Short-Punkte ermöglichen sollte. Zu beachten gilt hier das gesteigerte Risiko für spekulative Shorts, dass sich eine Erholung raschdurchsetzen könnte. Deshalb werden wir auf die Relative Stärke achten und den Markt nur anfixen, wenn er im 3 Minuten-Chart bei Erreichen der Widerstandsebene als überkauft eingestuft werden kann.

Szenario 3:

Eher unwahrscheinlich, wir führen es dennoch mit an: der FDAX eröffnet unterhalb des gestrigen Tagestiefs. In diesem Falle platzieren wir auf dem unterschrittenen Kursniveau bei 9.075 eine Kauforder mit Stopp-Kurs bei 9.050 und einem Kurs-Ziel bei 9.125 Punkten (Stopp-Kurs mitziehen).

Die statistische Erfolgsquote für einen solchen Trade liegt bei 70,59 Prozent unter Berücksichtigung der Regelwerke wie bereits im gestrigen Handelstagebuch beschrieben.

Szenario 4:

Der FDAX eröffnet oberhalb des gestrigen Hochs von 9.173 Punkten. Unter systembasierten Gesichtspunkten, würde dieses Niveau dann zum Short-Trigger mit Kurs-Ziel bei 9.133 und einem Stopp-Kurs bei 9.198 Punkten. In den letzten vier Jahren wurde eine solche Konstellation 104 Mal umgesetzt, mit einer Trefferquote von 68,27 Prozent und einem Profit Faktor von 2,32.

Modifizierungen oder neue Szenarien, werden wir intraday diskutieren.

Bund-Future

Widerstände:

144,32 (Bewegungshoch)

Unterstützung:

142,25 / 142,07 (übergeordnet)

142,90 (untergeordnet)

142,25 und 142,07 (abgeleitet aus Tageschart)

Korrekturpotentiale (Wegstrecke 142,26 / 144,32):

143,63 / 143,53 (Minimumkorrektur)

143,29 (Normalkorrektur)

143,05 / 142,95 (Maximumkorrektur)

Im Hinblick auf den Bund-Future verwiesen wir bereits gestern früh auf eine zu erwartende Reaktion, ohne den Aufwärtstrendkanal in seinem Bestand zu gefährden. Der Future gab 37 Pips ab und markierte im Tagestief die 143,85. Wir rechnen mit weiteren Kursabgaben und fokussieren hier auf ein Kurs-Ziel bei 143,63 / 143,53 – der errechneten Minimumkorrektur, bezogen auf die Wegstrecke von 142,26 bis 144,32.

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Der übergeordnet aufwärts ausgerichtete Trendkanal ist weiterhin absolut intakt und erfüllt alle gängigen chart- wie auch markttechnischen Beurteilungs- und Bewertungskriterien.

Die untere Trendkanalbegrenzung leitet sich heute im Bereich um 143,22 her und wäre folglich unser zweites Reaktions-Ziel auf der Unterseite, was interessanterweise in etwa mit der errechneten Normalkorrektur zusammenfällt.

Mit Blick auf die Markttechnik fällt auf, dass die Schwungkraft innerhalb des überkauften Bereiches per gestern eine „Verkaufsindikation“ auslöste.

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In der praktischen Konsequenz stellen wir folglich Neu-Positionierungen auf der Kaufseite auch heute zurück und fokussieren uns eher auf Einstiege auf der Unterseite.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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