Kommentar
07:42 Uhr, 20.02.2018

EZB wird zu einem gigantischen Anleihen-Fonds

Die Europäische Zentralbank hat zwar ihre Anleihekäufe in diesem Jahr gedrosselt, doch noch immer fließen horrende Mengen in ihre Bilanz. Dies gilt insbesondere für Unternehmensanleihen. Kursverluste im Portfolio sind vorprogrammiert.

Der Kauf von Staatsanleihen genießt zwar die größte Aufmerksamkeit, doch inzwischen verdient das Portfolio an Unternehmensanleihen einen intensiveren Blick. In den vergangenen anderthalb Jahren hat die EZB 140 Mrd. an Unternehmensanleihen gekauft (Grafik 1). Das ist im Vergleich zu den knapp 2 Billionen an Staatsanleihen wenig, doch in Relation zur Marktgröße ist es viel.

Mit 140 Mrd. hält die EZB knapp 15 % des Marktes an Euro-Unternehmensanleihen. Da die EZB nur Investment Grade Anleihen kaufen darf, ist der Marktanteil unterm Strich noch etwas höher.

Bei den Käufen ist die EZB relativ frei. Bei Staatsanleihen kauft sie nach dem Kapitalanteil der einzelnen Länder. Bei Unternehmensanleihen ist das nicht der Fall. Der Großteil der Anleihen kommt aus Frankreich (Grafik 2). Interessant ist dabei, dass auch ein nennenswerter Anteil aus der Schweiz und Nicht-Euroländern kommt.

Die Anleihen selbst sind zwar in Euro, doch die Herkunftsländer haben nichts mit der Eurozone zu tun. Das kann man schon als grenzwertig bezeichnen, denn die EZB subventioniert damit effektiv die Anleihemärkte anderer Länder.

Da die EZB keine Ramschanleihen (Non-Investment Grade) kaufen darf und dadurch gezwungen ist, den Investment Grade Markt leerzuräumen, schwappt das Kaufprogramm auch indirekt auf High Yield Bonds über. Die Rendite für Ramschanleihen sank Ende 2017 auf 2 % und damit sogar unter die Rendite von US-Staatsanleihen.

Historisch betrachtet lag der Boden für die Rendite von Ramschanleihen bei 5 % (Grafik 3). Inzwischen ist das eher die absolute Grenze nach oben. Die Rendite stieg in den letzten drei Monaten wieder an. Inzwischen liegt sie bei knapp 3 % nach einem Tief bei 2 %. Das ist immer noch ein sehr niedriger Wert. Immerhin sind es ja Ramschanleihen und sie heißen nicht nur zum Spaß so.

Die EZB ist mit ihrem QE Programm zu einem gigantischen Anleihefonds geworden. Sie hat inzwischen schon fast Monopolcharakter. Sie hat zudem mit den Käufen begonnen, als die Zinsen bereits sehr niedrig waren. Aus diesem Grund werden aller Voraussicht nach bei steigenden Zinsen hohe Kursverluste anfallen.

Der durchschnittliche Kupon, den die EZB erhält, liegt gerade einmal bei 2,2 %. Die Einnahmen aus den Kupons können Kursschwankungen nicht annähernd auffangen. Ähnlich sieht es beim Portfolio für Staatsanleihen aus und so viel Kapital hat die EZB nicht. Kommt ein vergleichsweise schneller Zinsanstieg, muss die EZB vermutlich negatives Eigenkapital ausweisen.

Da sie selbst Geld drucken kann, ist das nicht wirklich relevant. Die EZB ist auch kein Fonds, der auf eine sinnvolle Strategie setzen muss. Beurteilt man die Käufe jedoch aus Investmentperspektive, ist es absoluter Wahnsinn, was da geschieht.

Clemens Schmale

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5 Kommentare

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    da die ezb die anleihen bis zum laufzeitende hält, können ihr die kursschwankungen relativ egal sein.

    des weiteren sind 3 mrd€ zinseinnahmen bei 140 mrd€ anleihebestand auch ganz nett, der einzige unterschied hierbei ist nun, dass diese einnahmen nicht den vorherigen anleiheeigentümern sondern nun den haushalten der eu ländern zugute kommt danke.

    außerdem sind die anleiheverkäufe freiwillig, das heißt, niemand hat die vorherigen anleiheeigentümer gezwungen ihre zinseinnahmen weiterzuverkaufen.

    das gleiche wie für die unternehmensanleihen gilt auch für die staatsanleiehn.

    dieses ganze gejammere dass die ezb am markt tätig ist, ist doch nur ein nachtrauern für die in zukunft entgangenen höheren zinseinnahmen für die größeren sicherheitsbesitzer und nichts anderes.

    der rest der gesellschaft ist froh für jeden zentelzinspunkt weniger den sie für ihre staatsverschuldungen durch steuern zahlen muß.

    08:43 Uhr, 20.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • bembes
    bembes

    Draghi ist der größte Betrüger in ganz Europa. Und wer tut was dagegen....niemand...außer die AfD weist darauf hin.

    Das gibt das größe Erwachen in diesem Jahrhundert und Deutschland ist dann pleite. Aber das ist ja so gewollt....siehe Stasi-Erika und Konsorten.

    08:28 Uhr, 20.02.2018

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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