EZB wird Guidance verschärfen und im September Einlagenzinssatz senken
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Paris (GodmodeTrader.de) - Axel Botte, Marktstratege beim französischen Vermögensverwalter Ostrum Asset Management, erwartet, dass die Guidance der EZB bei der heutigen Sitzung des EZB-Rats deutlicher wird in Bezug auf neue Anlagenkäufe und mögliche Zinssenkungen. Die wahrscheinliche Belebung der Inflation von derzeit 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent bis zum Jahresende werde nicht ausreichen, um die erwartete Wende in Richtung geldpolitischer Lockerung zu verhindern, heißt es in einem aktuellen Marktkommentar.
„Die Definition von Preisstabilität wird derzeit im EZB-Rat diskutiert. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das Inflationsziel der EZB in ein symmetrisches Ziel von rund zwei Prozent ändert, ähnlich dem der Federal Reserve. Auf diese Weise wird die EZB angesichts der langen Zeit der niedrigen Inflation immer in der Lage sein, eine Lockerung der Politik zu rechtfertigen. Das versteckte Ziel ist wahrscheinlich, die Zahlungsfähigkeit der EU-Mitgliedstaaten zu gewährleisten, deren Haushaltsprobleme ansonsten die Stabilität der Währungsunion gefährden würden“, so Botte.
Die expansive Geldpolitik sei jedoch keineswegs risikolos. Die Politik der EZB sei nicht nur ineffizient, wenn es darum gehe, die Preise zu erhöhen; sie belaste auch das Potenzialwachstum, indem sie die Umstrukturierung der Unternehmen verschiebe und eine produktive Ressourcenallokation verlangsam, heißt es weiter.
„Wir gehen davon aus, dass die EZB die Zinssätze für Einlagenfazilitäten im September senken wird und im vierten Quartal bereit steht, ihre Ankäufe wieder aufzunehmen, einschließlich des Kaufs von unbesicherten Bankanleihen, falls erforderlich“, so Botte.
Die nächsten Schritte würden entscheidend von der Nachfrage der Banken beim kommenden TLTRO III abhängen. Sollten ungünstigere Konditionen zu einer geringeren Kreditnachfrage (und damit zu einer Schrumpfung der EZB-Bilanz) führen, dürfte der Euro tendenziell aufwerten. Die EZB könne dann geneigt sein, die Zinsen zu senken, zumal die TLTRO-III-Sätze auf die Einlagenzinsen indexiert seien (derzeit minus 0,40 Prozent). Die Befreiung von negativen Zinsen auf einen Teil der Bankreservebestände würde es der EZB ermöglichen, die Zinsen aggressiver zu senken. Tatsächlich schätzten die Märkte, dass es bis März 2020 eine Chance von zehn auf minus 0,80 Prozent Einlagenzinssatz gebe, heißt es abschließend.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.