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14:43 Uhr, 11.03.2021

EZB will Anleihenkäufe beschleunigen

Die Europäische Zentralbank (EZB) will eine ungewollte Straffung der Finanzierungsbedingungen verhindern und dazu die Geschwindigkeit ihrer Anleihenkäufe im kommenden Quartal erhöhen. Das Gesamtvolumen des PEPP-Anleihenkaufprogramms bleibt aber vorerst unverändert.

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Als Reaktion auf die zuletzt gestiegenen längerfristigen Zinsen will die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Anleihenkäufe im kommenden Quartal beschleunigen. "Auf Grundlage einer gemeinsamen Beurteilung der Finanzierungsbedingungen und der Inflationsaussichten geht der EZB-Rat davon aus, dass die Ankäufe im Rahmen des [Pandemie-Kaufprogramms] PEPP während des nächsten Quartals deutlich umfangreicher ausfallen werden als während der ersten Monate dieses Jahres" heißt es im Statement zum EZB-Zinsentscheid. "Der EZB-Rat wird die Ankäufe flexibel in Abhängigkeit von den Marktbedingungen und mit dem Ziel durchführen, eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen zu vermeiden, die nicht damit vereinbar ist, dem Abwärtsdruck der Pandemie auf die projizierte Inflationsentwicklung entgegenzuwirken. Darüber hinaus wird die Flexibilität der Ankäufe über den Zeitverlauf, die Anlageklassen und die Länder hinweg weiterhin die reibungslose Transmission der Geldpolitik unterstützen." Auf der Pressekonferenz sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass der Beschluss zur Beschleunigung der Anleihenkäufe einstimmig getroffen worden sei und dass sie "keine feste Zahl" im Kopf habe, wie stark die Käufe beschleunigt werden sollten.

Das Gesamtvolumen des bis mindestens Ende März 2022 laufenden Pandemie-Anleihenkaufprogramms PEPP bleibt allerdings unverändert bei 1,85 Billionen Euro (1.850 Milliarden Euro). Gleichzeitig betonte die EZB, dass das Gesamtvolumen bei Bedarf erhöht werden könnte oder auch nicht ganz ausgeschöpft werden müsse, je nachdem was notwendig sei, um die Finanzierungsbedingungen locker zu halten. Im Dezember 2020 hatte die EZB das Kaufprogramm um 500 Milliarden Euro aufgestockt und die Laufzeit um neun Monate verlängert. Die Tilgungsbeträge im Rahmen fälliger Anleihen, die im Rahmen des PEPP-Programms gekauft wurden, sollen mindestens bis Ende 2023 reinvestiert werden. Die Anleihenkäufe im Rahmen des regulären Kaufprogramms (APP), das kein Enddatum besitzt, bleiben bei 20 Milliarden Euro pro Monat.

Der Leitzins wurde von der EZB auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Der Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent und der Spitzenrefinanzierungssatz bei plus 0,25 Prozent. Der negative Einlagezins wirkt als "Strafzins" für die Banken und soll diese dazu bewegen, mehr Geld zu verleihen statt es bei der EZB zu parken. "Der EZB-Rat geht davon aus, dass die EZB-Leitzinsen so lange auf ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden, bis er feststellt, dass sich die Inflationsaussichten in seinem Projektionszeitraum deutlich einem Niveau annähern, das hinreichend nahe, aber unter 2 % liegt, und dass sich diese Annäherung in der Dynamik der zugrunde liegenden Inflation durchgängig widerspiegelt", heißt es im EZB-Statement. Im Rahmen längerfristiger gezielter Refinanzierungspakete für die Banken will die EZB den Banken zudem weiter reichlich längerfristige Liquidität bereitstellen.

Die EZB betont, dass sie weiterhin bereit sei, alle ihre Instrumente falls notwendig anzupassen, um ein nachhaltiges Erreichen des Inflationsziels sicherzustellen.

Im Zuge der Bekämpfung der Corona-Krise hat die EZB bereits mehrere Tausend Milliarden Euro in die Märkte und die Wirtschaft gepumpt. Die Bilanzsumme der EZB hat sich dadurch von ca. 4,7 Billionen Euro Anfang 2020 auf inzwischen über 7,0 Billionen Euro erhöht.

Update: Auf der Pressekonferenz betonte EZB-Präsidentin Lagarde, dass auch höhere Marktrenditen zum Beispiel bei Staats- oder Unternehmensanleihen ein Risiko für die Finanzierungsbedingungen darstellen könnten und die EZB eine ungewollte Straffung der Finanzierungsbedingungen verhindern wolle. Der kurzfristige Ausblick bleibe wegen der Corona-Pandemie unsicher, sagte Lagarde. Der mittelfristige Inflationsausblick bleibe im Wesentlichen unverändert. Die Prognosen sähen einen graduellen Anstieg des Preisdrucks vor. Die EZB sei bereit, alle Instrumente falls nötig anzupassen. Der EZB-Mitarbeiterstab veröffentlichte außerdem neue Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum in der Eurozone:

Prognose Inflationsrate 2021 2022 2023
aktuell 1,5 % 1,2 % 1,4 %
zuvor 1,0 % 1,1 % 1,4 %
Prognose reales BIP-Wachstum 2021 2022 2023
aktuell 4,0 % 4,1 % 2,1 %
zuvor 3,9 % 4,2 % 2,1 %

Marktreaktionen: Die Anleiherenditen im Euroraum gaben als Reaktion auf den Zinsentscheid zunächst deutlich nach. So sank die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe im Tief bis auf minus 0,37 Prozent und damit auf den tiefsten Stand seit rund einem Monat. Der Euro-Bund-Future zog entsprechend deutlich an.

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  • LukiLuke
    LukiLuke

    Es ist mir ein rätsel dass es überhaupt noch leute gibt die an dieses hirnrissig durchgeknallte system glauben, sprich dass es überhaupt noch funktioniert...

    Es wird wohl an der dummheit und ignoranz liegen.

    17:48 Uhr, 11.03. 2021

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Oliver Baron
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Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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