EZB hat noch Pfeiler im Köcher
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London (BoerseGo.de) - Nach Ansicht von Philip Dicken, Leiter europäische Aktien beim Vermögensverwalter Threadneedle, hat der Finanzmarkt die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank gut aufgenommen. Es hätte verwundert, wenn die EZB etwas anders unternommen hätte. „Die Notenbank hatte gesagt, sie werde auch andere Mittel nutzen, um Liquidität bereitzustellen. Daher ist es gut, dass sie dieser Aussage nun gefolgt ist“, schreibt Dicken in einem Kurzkommentar zur EZB-Zinssitzung.
Der wichtigste Leitzins, zu dem sich die Banken gegen Sicherheiten für eine Woche Zentralbankgeld leihen können (Hauptrefinanzierungssatz), sinkt um weitere 0,1 Punkte auf 0,15 Prozent, wie die EZB am Donnerstag bekannt gab. Der Einlagensatz, den Banken bei der EZB eigentlich verzinst bekommen, sinkt erstmals ins Negative. Er beträgt nun minus 0,1 Prozent, nach zuvor null Prozent. Der Ausleihungssatz, der den Banken zur Spitzenrefinanzierung dient, sinkt um 0,35 Punkte auf 0,4 Prozent.
Zudem sieht ein neues Programm sieht, dass die Banken Zentralbankgeld zu günstigen Konditionen erhalten, soweit sie das Geld in die Wirtschaft weiterreichen. Es hat ein Volumen von bis zu 400 Milliarden Euro und eine Laufzeit von vier Jahren. „Das angestrebte LTRO-Programm dürfte dazu beitragen, Geld in die Realwirtschaft zu bringen – so, wie wir es mit ähnlichen Programmen im Vereinigten Königreich gesehen haben. Zudem sollte es den Banken helfen, ihre Kapitalbasis zu stärken und dadurch gewissermaßen freies Kapital zur Verfügung zu haben,“ meint Threadneedel-Experte Dicken dazu. Und weiter: „Die EZB hat gesagt, sie könne darüber hinaus weitere Maßnahmen ergreifen. Sie sagte, ihr Ziel sei es, die Konjunkturflaute in den Griff zu bekommen. Dabei wolle sie zunächst die Wirkung der ergriffenen Maßnahmen abwarten, hält sich aber weitere Möglichkeiten offen. Die Maßnahmen, die dabei im Raume stehen, verschaffen den Banken Klarheit, aber sie sind keine quantitativen Maßnahmen.“
Offenbar wolle die EZB sich quantitative Maßnahmen als ein mögliches Mittel offen halten, vermutet Dicken. „Denn andernfalls hätten sich die Marktteilnehmer womöglich gefragt, was nun als nächstes noch kommen könne. Die Rechnung der EZB scheint aufzugehen. Denn es war die Absicht der Notenbank, dem Markt zu zeigen, dass quantitative Maßnahmen nach wie vor möglich sind.“
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