EZB deutet weitere Zinserhöhungen an
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Hinweis: Updates von der Pressekonferenz finden Sie weiter unten im Artikel.
Im Kampf gegen die hohe Inflation in der Eurozone strafft die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik erneut deutlich. Die Leitzinsen werden zum zweiten Mal in Folge um 75 Basispunkte (0,75 Prozentpunkte) angehoben, wie die EZB am Donnerstag im Rahmen ihres Zinsentscheids mitteilte. Die Märkte hatten dies überwiegend erwartet.
Der Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) steigt damit von 1,25 Prozent auf 2,00 Prozent. Der Einlagensatz für die Banken erhöht sich von 0,75 Prozent auf 1,50 Prozentpunkte. Der Spitzenrefinanzierungszins wird von 1,50 Prozent auf 2,25 Prozent angehoben.
Die EZB deutete weitere Zinserhöhungen an. "Der EZB-Rat hat den heutigen Beschluss gefasst – und geht davon aus, dass er die Zinsen weiter anheben wird –, um eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige 2 %-Ziel zu gewährleisten", heißt es im Statement zum Zinsentscheid. "Der EZB-Rat wird den künftigen Leitzinspfad an der Entwicklung der Inflations- und Wirtschaftsaussichten ausrichten. Dabei folgt er dem Ansatz, Zinsschritte von Sitzung zu Sitzung festzulegen." Die EZB schrieb allerdings auch, dass sie mit der "dritten großen Leitzinserhöhung in Folge" bereits "erhebliche Fortschritte bei der Rücknahme der geldpolitischen Akkommodierung erzielt" habe. Dies könnte andeuten, dass die Zinsen womöglich nicht mehr sehr stark angehoben werden sollen.
Die EZB beschloss außerdem, die Bedingungen für die dritte Serie gezielter längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte für die Banken (TLTRO III) zu verändern. Dadurch werden die Geschäfte weniger attraktiv für die Banken. Durch die jüngsten Zinserhöhungen ermöglichten die TLTRO-Geschäfte den Banken zu den bisherigen Konditionen risikolose Zusatzgewinne. Künftig können Banken TLTRO-Gelder nur noch zum Leitzins leihen und nicht mehr zu den bisher geltenden, deutlich niedrigeren Zinssätzen. "In der akuten Phase der Pandemie spielte dieses Instrument eine zentrale Rolle, als es darum ging, Abwärtsrisiken für die Preisstabilität entgegenzuwirken. In Anbetracht des unerwarteten und außerordentlichen Anstiegs der Inflation muss hier nun eine Rekalibrierung vorgenommen werden, um Konsistenz mit dem allgemeinen geldpolitischen Normalisierungsprozess sicherzustellen und die Transmission der Leitzinserhöhungen auf die Kreditbedingungen der Banken zu verstärken", erläuterte die EZB. "Deshalb hat der EZB-Rat beschlossen, die Zinssätze für die TLTRO III mit Wirkung zum 23. November 2022 anzupassen und den Banken zusätzliche Termine für eine freiwillige vorzeitige Rückzahlung anzubieten."
Bereits beim letzten Zinsentscheid im September wurde der Leitzins ebenfalls um 75 Basispunkte angehoben, zum ersten Mal seit der Euro-Einführung als Buchgeld im Jahr 1999. Beim Zinsentscheid im Juli hatte die EZB den Leitzins zum ersten Mal seit dem Jahr 2011 überhaupt wieder angehoben, und zwar um 50 Basispunkte, statt der früher üblichen 25 Basispunkte.
Die Inflationsrate in der Eurozone war im September nach endgültigen Angaben auf 9,9 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Bestehen der Währungsunion geklettert. Bereits seit mehr als einem Jahr liegt die Teuerung über dem EZB-Ziel von zwei Prozent. Kritiker werfen der EZB vor, viel zu spät auf die hohe Inflation reagiert zu haben.
Updates von der Pressekonferenz mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde: Ziel der Zinserhöhungen sei es, die Inflation wieder "zeitnah" zum EZB-Ziel von zwei Prozent zurückzuführen, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz. Man werde die Zinsen weiter anheben, um das Ziel zu erreichen. Dabei könnte es noch mehrere Zinserhöhungen geben, sagte Lagarde auf eine entsprechende Frage. Ziel sei der Zins, der eine Rückkehr der Inflation zum Zwei-Prozent-Ziel mittelfristig ermögliche, so Lagarde. Bei der geldpolitisichen Normalisierung habe man bereits substanzielle Fortschritte erzielt, sei aber noch nicht am Ziel. Zur Höhe künftiger Zinserhöhungen wollte sich Lagarde nicht äußern. Stattdessen würden Entscheidungen datenabhängig getroffen, eine Forward Guidance sei nicht sinnvoll. Die EZB werde Prinzipien zum Bilanzabbau (Quantitative Tightening) im Dezember beschließen, sagte Lagarde. Beim heutigen Treffen sei ein Quantitative Tightening nicht diskutiert worden.
Die Wirtschaft habe sich wohl im dritten Quartal deutlich abgeschwächt und dürfte sich im vierten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 weiter verlangsamen, sagte Lagarde. Der Arbeitsmarkt habe sich im dritten Quartal aber weiter gut entwickelt. Die Risiken für den wirtschaften Ausblick seien klar abwärtsgerichtet, Risiken bezüglich der Inflation seien aufwärtsgerichtet.
Die Änderung des Zinsumfelds habe es notwendig gemacht, die Bedingungen der TLTRO-III-Geschäfte anzupassen, so Lagarde.
Marktreaktionen: Die Aktienindizes legten in einer ersten Reaktion auf den Zinsentscheid intraday zu. EUR/USD und der Goldpreis tendierten schwächer. Der Euro rutschte wieder unter die sogenannte Parität von 1,00 USD.
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