Kommentar
17:30 Uhr, 26.10.2015

EZB-Chef Draghi redet, chinesische Notenbank handelt

Am Donnerstag versetzte Mario Draghi die Märkte in einen Kaufrausch. Mit bekannter Verbalakrobatik wurde viel versprochen. Gehandelt werden muss erst noch.

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Die lauten Überlegungen des EZB Präsidenten Draghi waren chon zu konkret, um es jetzt nur bei Worten zu belassen. Im Dezember erwarten alle Investoren dieser Welt eine weitere Lockerung. Die EZB hat so hohe Erwartungen geweckt, dass handeln muss. Andernfalls ist die Enttäuschung extrem groß. Die Märkte würden zusammenklappen.

Weitere geldpolitische Lockerung ist in Europa eigentlich nicht notwendig. Ob die EZB nun Monat um Monat um 60 oder 75 Mrd. Anleihen ist relativ unerheblich. Das Wachstum schnellt weder mit 60 noch mit 75 oder sogar 90 Mrd. auf 3% nach oben. Auch die Inflation wird es nicht anheizen. Dafür kann die EZB mit weiterer Lockerung die Märkte stützen, wenn die US Notenbank doch einen Zinsschritt zu Jahresende wagen sollte.

Zuletzt waren genau daran immer mehr Zweifel gewachsen. Das hat den Euro aufwerten lassen. Seit März 2015 wertete der Euro in einer breiten Range langsam auf. Jetzt steht dieser Trend vor der Umkehr. Eine Aufwertung des Euro braucht die EZB nicht und je länger die US Notenbank "herumeiert" droht der Euro zu steigen. Damit ist vorerst Schluss.

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Hebt die Fed den Zins im Dezember nicht an, dann ist mit einer Beschleunigung der Euroaufwertung zu rechnen. Dem ist Draghi zuvorgekommen. Selbst wenn die Zinsen nun nicht steigen, kann mit einer Ausweitung der Anleihenkäufe die Aufwertung gestoppt werden.

Die EZB muss nun noch beweisen, dass sie auch wirklich handeln wird. Vor dem endgültigen Beschluss des europäischen QE jonglierte Draghi ein Dreiviertel Jahr verbal herum. Das kann er dieses Mal nicht tun.

Im Gegensatz zur EZB, wo immer noch viele Länderinteressen zusammenlaufen, wird in China gehandelt. Die dortige Notenbank senkte den Leitzins am Freitag um 25 Basispunkte. Auf Jahressicht wurden mit jetzigen sechsten Zinssenkung die Leitzinsen um insgesamt 1,65 Prozentpunkte gesenkt. Zusammen mit gelockerten Bestimmungen für den Immobilienkauf wird das die Kreditnachfrage weiter anheizen. Kurzfristig mag das der Wirtschaft helfen. Langfristig schadet der Kreditexzess mehr als er nützt.

Die EZB kündigt weitere Lockerung an. Die chinesische Notenbank beschließt sie einfach. Die US Notenbank hat keinen Plan - und was ist mit Japan? In der letzten Sitzung wurden von der BoJ keine neuen Maßnahmen beschlossen. Die Ankündigung und die Handlung der PBoC (People's Bank of China) setzen Japan nun unter Druck. Der Yen reagiert bereits jetzt darauf und freut sich schon auf die nächste Ausweitung des japanischen QE. Bis Jahresende sollte der Yen wieder seine bisherigen Tiefs zum USD erreichen. Mir persönlich würde das gut gefallen. Ich bin Yen short.

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Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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