Experten: Austritt Griechenlands aus der Währungsunion kann nicht die Lösung sein
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Berlin/ Luxemburg/ Frankfurt (BoerseGo.de) - In Europa regt sich Kritik an der Bundesregierung wegen des Griechenland-Geheimtreffens wichtiger Euro-Finanzminister vergangenen Freitag. "Irgendjemand in Berlin streut in unerträglicher Unverantwortlichkeit vertrauliche Informationen", zitierte die Süddeutsche Zeitung einen namentlich nicht genannten "hochrangigen Vertreter der Euro-Länder". Auch beim Partner in der Bundesregierung zeigt sich wenig Verständnis für den Kommunikationskurs der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Regierungschefin müsse klären, "wer aus den Reihen der Ministerien oder des Kanzleramts welche Informationen an die Öffentlichkeit durchgestochen hat und die nötigen Konsequenzen daraus ziehen", sagte FDP-Vorstandsmitglied Jorgo Chatzimarkakis dem Handelsblatt.
Die Finanzminister der großen Euro-Länder Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien waren am Freitagabend in Luxemburg mit Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und EU-Währungskommissar Olli Rehn zusammengekommen. Auch der griechische Finanzminister Giorgos Papakonstantinou war mit von der Partie. Medien berichteten im Nachgang über die Gespräche. Obwohl das Geheimtreffen zunächst offiziell dementiert worden ist, schwelten Gerüchte, Griechenland könnte möglicherweise aus der Euro-Zone austreten.
Solch einen Schritt halten viele Wirtschaftsexperten für gefährlich. Der Freiburger Wirtschaftsweise Lars Feld etwa hat am Dienstag davor gewarnt, in einem Austritt Griechenlands aus der Währungsunion die allein seligmachende Lösung der Schuldenkrise des Mittelmeerlandes zu sehen. "Die Euro-Zone wäre dann nicht nur durch die Umschuldung, sondern auch durch die hohe Unsicherheit darüber, was ein Austritt für den Euro insgesamt heißt, beeinträchtigt", sagte Feld gegenüber Handelsblatt Online. Die sich daraus ergebenden Spekulationen würden mit größerer Wahrscheinlichkeit eine internationale Finanzkrise auslösen als dies bei einer geordneten Umschuldung Griechenlands der Fall wäre.
Gegen die derzeitigen Untergangsszenarien im Falle Griechenlands wehrt sich auch EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark. "Griechenland hat einen hohen Schuldenstand, aber das Land ist nicht insolvent", betonte Stark am Dienstag im Bayerischen Rundfunk. Er rechne damit, dass die Hilfen für Griechenland letztendlich Erfolg haben werden. "Ich sehe dies nicht als ein Fass ohne Boden". Auch den Vorwurf von Kritikern, Griechenland spare sich angesichts der Auflagen für das Milliarden-Hilfsprogramm kaputt, wies Stark zurück. Das vor einem Jahr mit EU, EZB und Internationalem Währungsfonds (IWF) vereinbarte Hilfsprogramm über 110 Milliarden Euro sei ein "realistisches Programm, das umgesetzt werden muss".
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.