Analyse
09:35 Uhr, 02.03.2023

EVONIK – Die Aussichten können nicht begeistern

Für die sehr energieintensive Chemiebranche sind es derzeit schwere Zeiten. Evonik legt für 2022 ein durchwachsenes Zahlenwerk vor und geht für 2023 von einem erneut herausfordernden Geschäftsjahr aus.

Erwähnte Instrumente

  • Evonik Industries AG - WKN: EVNK01 - ISIN: DE000EVNK013 - Kurs: 19,950 € (XETRA)

Im vierten Quartal gelang dem Unternehmen zwar noch ein leichter Umsatzanstieg auf 4,34 (Vorjahr 4,09) Mrd. EUR, beim bereinigten EBITDA war hingegen ein deutlicher Rückgang auf 413 (VJ 502) Mio. EUR zu verzeichnen. Unter dem Strich wurden mit minus 284 (VJ 106) Mio. EUR sogar rote Zahlen ausgewiesen.

Dank eines starken ersten Halbjahres expandierte der Konzernumsatz im Gesamtjahr 2022 um rund 24 Prozent auf 18,49 (VJ 14,96) Mrd. EUR. Maßgeblich dafür waren vor allem die höheren Preise. Evonik gelang es die teilweise stark gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe zum Großteil an die Kunden weiterzugeben.

Mit einem EBITDA von 2,49 (VJ 2,38) Mrd. EUR wurde zwar der höchste Wert seit zehn Jahren erreicht, allerdings wurde die Prognosespanne von 2,5 bis 2,6 Mrd. EUR knapp verfehlt. Aufgrund einer Firmenwertabschreibung im Bereich Performance Materials in Höhe von 301 Mio. EUR reduzierte sich das Konzernergebnis um 28 Prozent auf 540 (VJ 746) Mio. EUR.

Der freie Cashflow ging von 950 auf 785 Mio. EUR zurück, was einer Cash Conversion Rate von 32 (VJ 40) Prozent entspricht. Die angepasste Zielgröße von 30 Prozent wurde damit zwar erreicht, der ursprüngliche Wert von 40 Prozent aber klar verfehlt. Die Dividende soll dennoch bei 1,17 Euro je Evonik-Aktie unverändert bleiben.

Hohe Investitionen in neue Produkte

Im Fokus steht bei den Essenern der Umbau des Konzerns zu mehr Nachhaltigkeit und Profitabilität. Die Investitionen konzentrieren sich im Zuge dessen auf Wachstumsmärkte und neue Produkte, die überdurchschnittliche Margen versprechen. Evonik spricht hier von Next Generation Solutions. Diese sollen den Kunden einen höheren Nahhaltigkeitsnutzen bieten. Im vergangenen Geschäftsjahr lag der Anteil dieser Produkte nach Firmenangaben bereits bei 43 Prozent. Bis zum Jahr 2030 sollen in diesen Bereich über 3 Mrd. EUR investiert werden. Der Anteil am Konzernumsatz soll dann auf über 50 Prozent steigen. Dadurch möchte sich Evonik auch unabhängiger vom zyklischen Geschäft machen.

Verhaltener Ausblick

Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Umsatz zwischen 17 und 19 Mrd. EUR in Aussicht gestellt. Das EBITDA wird nur noch bei 2,1 bis 2,4 Mrd. EUR erwartet. Dafür soll sich die Cash Conversion Rate wieder Richtung 40 Prozent bewegen. Für das erste Quartal 2023 wird damit gerechnet, dass sich die negative Tendenz des vierten Quartals 2022 noch fortsetzt. Ab dem zweiten Quartal wird dann mit einer Verbesserung der Lage gerechnet.

Fazit: Chemieaktien gehören derzeit nicht zu den Favoriten der Anleger, da die meisten Firmen der Branche zuletzt eher bescheidene Zahlen für 2022 vorgelegt haben und die Aussichten für 2023 nicht gerade rosig sind. So auch bei Evonik. Die Analystenschätzungen sind in meinen Augen durchaus sportlich, so dass zu befürchten ist, dass weiteres Enttäuschungspotential vorhanden ist. Deshalb drängt sich ein Einstieg in die Evonik-Aktie meiner Meinung nach derzeit nicht auf.

Jahr 2022e* 2023e* 2024e*
Umsatz in Mrd. EUR 18,49 17,15 17,53
Ergebnis je Aktie in EUR 1,16 1,80 2,07
KGV 17 11 10
Dividende je Aktie in EUR 1,17 1,17 1,17
Dividendenrendite 5,78 % 5,88 % 5,98 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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