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14:02 Uhr, 09.12.2021

Evergrande wird für zahlungsunfähig erklärt

Die China Evergrande Group wurde erstmals offiziell als zahlungsunfähig eingestuft. Dies ist der jüngste Meilenstein in einem monatelangen Finanzdrama, das wohl in einer massiven Umstrukturierung des hoch verschuldeten Bauunternehmens gipfeln wird.

New York/ Peking (Godmode-Trader.de) - Die US-Ratingagentur Fitch hat den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande am Montag auf „Restricted Default“ also „eingeschränkte Zahlungsunfähigkeit" herabgestuft. Die Bewertung ist damit nur noch eine Stufe über der Einordnung für Zahlungsausfall („D - Default“). Das Unternehmen hat zwei Kuponzahlungen bis zum Ende einer Nachfrist nicht geleistet. Zuvor hatte Fitch bereits den Daumen über die Kaisa Group Holdings Ltd., die eine am Dienstag fällige Anleihe in Höhe von 400 Mio. Dollar nicht zurückzahlen konnte, gesenkt. Zusammen machen die beiden Unternehmen etwa 15 Prozent der ausstehenden Dollar-Anleihen chinesischer Bauunternehmen aus.

Chinesische Schuldner sind im Jahr 2021 mit Offshore-Anleihen in Höhe von insgesamt 10,2 Mrd. Dollar in Verzug geraten, wie aus von Bloomberg berechneten Daten hervorgeht.

Obwohl die Anleihegläubiger von Evergrande im Rahmen einer Umstrukturierung, die Monate oder sogar Jahre dauern könnte, mit hohen Abschlägen rechnen müssen, gibt es weiterhin keine Anzeichen für einen unkontrollierten Zusammenbruch. Das liegt zum Teil daran, dass die Anleger schon seit Monaten mit einem Zahlungsausfall gerechnet hatten, aber auch daran, dass die chinesische Regierung eine Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um die Folgen abzufedern.

Die politischen Entscheidungsträger haben in den letzten Wochen die Mindestreserveanforderungen der Kreditgeber gesenkt, eine Lockerung der Beschränkungen für den Immobiliensektor signalisiert und Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Bauunternehmen mit höherem Rating weiterhin Zugang zu Finanzmitteln haben. Sie haben auch eine führende Rolle bei der Umstrukturierung von Evergrande übernommen.

Gleichwohl haben die Behörden deutlich gemacht, dass sie nicht die Absicht hegen, Evergrande aufzufangen. So kündigte Chinas Zentralbankchef Yi Gang aktuell an, dass eine staatliche Rettungsaktion nicht geplant sei. Nach Angaben der Notenbank sagte der Gouverneur, die Risiken von Evergrande seien ein „Marktvorgang", mit dem angemessen „nach den Grundsätzen des Marktes und der Rechtsstaatlichkeit" umgegangen werde. Als ausgereiftes Finanzzentrum habe Hongkong ein effizientes System, solche Problemen anzugehen. Die „kurzfristigen Risiken einzelner Immobilienunternehmen" werden nach seiner Einschätzung die normale Finanzierung am Markt mittel- und langfristig nicht beeinträchtigen, zeigte sich Yi Gang überzeugt.

Das in Shenzhen ansässige Bauunternehmen, das im Juni Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von mehr als 300 Mrd. Dollar auswies, erklärte in einem kurzen Börsenbericht vom 3. Dezember, dass es mit den Offshore-Gläubigern aktiv an einem Umstrukturierungsplan arbeite. Doch da die chinesischen Behörden nun das Sagen haben, hat sich das Unternehmen weitgehend über die Einzelheiten seiner Umstrukturierung ausgeschwiegen.

Laut Bloomberg hatte sogar Fitch hatte Schwierigkeiten, Informationen von Evergrande zu erhalten. Die Ratingagentur stellte am Donnerstag klar, dass der Konzern nicht auf seine Anfrage nach einer Bestätigung der Kuponzahlungen dieser Woche reagiert habe. „Wir gehen daher davon aus, dass sie nicht gezahlt wurden", schrieben die Fitch-Analysten in einem begleitenden Statement. Bloomberg hatte Anfang der Woche berichtet, dass die Anleihegläubiger das Geld nicht erhalten haben.

Evergrande-Anleihegläubiger, darunter Marathon Asset Management, haben erklärt, dass sie davon ausgehen, dass Offshore-Gläubiger bei der Rückzahlung ganz unten in der Schlange stehen. Das Hauptmotiv der chinesischen Regierung ist häufig die Aufrechterhaltung der sozialen Stabilität, was in diesem Fall bedeutet, dass Hauseigentümern, Arbeitnehmern und Einzelanlegern in Vermögensverwaltungsprodukten Vorrang eingeräumt wird.

Der Gouverneur der PBoC betonte am Donnerstag, dass die Rechte und Interessen der Gläubiger und Anteilseigner entsprechend ihrem gesetzlichen Vorrang in vollem Umfang respektiert werden".

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