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14:51 Uhr, 22.02.2019

Europäische Unternehmen bei Innovationen unterschätzt

Während das Silicon Valley und die asiatischen Pendants viel Lärm machten, glänzt Europa nach Einschätzung von „The Singularity Group“-Expertin Evelyne Pflugi still und heimlich bei der Umsetzung innovativer neuer Technologien.

Zürich (GodmodeTrader.de) – Um Wertschöpfung aus Innovationen zu erzielen, greifen Investoren häufig auf Technologiefonds und Venture Capital im Technologiebereich zurück. Innovation findet aber nicht nur in Technologieunternehmen statt, wie Evelyne Pflugi, Partnerin, Mitgründerin und Leiterin der Anlagestrategie bei „The Singularity Group“ in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Im Nasdaq Singularity Index (NSI) filtern und gewichten wir deshalb börsennotierte Unternehmen, die bereits heute nennenswerte Wertschöpfung durch exponentielle Innovation in zwölf definierten Singularity-Sektoren (3D-Druck, Künstliche Intelligenz, Big Data, Bioinformatik, Blockchain, Internet der Dinge, Nanotechnologie, Neurowissenschaft, Erneuerbare Energie, Robotik, Raumfahrt, Virtual Reality) erzielen – über alle Länder, Marketcaps und Branchen“, so Pflugi.

Die Sektoren mit der höchsten Performance im Januar seien Raumfahrt (plus 14,92 Prozent) und Big Data (plus 11,34 Prozent) gewesen. Airbus (plus 19,82 Prozent) und Boeing (plus 19,57 Prozent) hätten das Feld im Raumfahrt-Sektor angeführt, während Facebook (plus 27,16 Prozent) und Netflix (plus 27,64 Prozent) bei Big Data im Zuge der Erholung bei Techwerten am meisten von der positiveren Anlegerstimmung profitiert hätten. Der Singularity-Sektor mit der schlechtesten Performance zu Jahresbeginn sei Blockchain gewesen (minus 0,26 Prozent), heißt es weiter.

„Wer über börsennotierte Unternehmen an Innovationen partizipieren möchte, denkt zuerst an die üblichen Verdächtigen USA und China, dabei ist Europa mit Blick auf technologische Entwicklungen weiter vorne als vermutet. Während das Silicon Valley und die asiatischen Pendants viel Lärm um ihre florierende aber überkapitalisierte Industrie machen, glänzt Europa still und heimlich bei der tatsächlichen Umsetzung innovativer neuer Technologien in der Industrie. Betrachtet man sich den Umsatzanteil von innovativen Geschäftsfeldern außerhalb des klassischen Tech-Sektors fällt auf, dass Investitionen in Digitalisierung und exponentielle Technologien bereits ein wichtiger Treiber der Umsätze europäischer Unternehmen sind“, so Pflugi.

Gleichzeitig hätten viele europäische Unternehmen hier ein stärkeres Umsatzwachstum verzeichnet als es bei Unternehmen aus den typischen Technologiezentren USA oder China der Fall sei. Die Investitionen der letzten zehn Jahre hätten sich in der Umsatzgenerierung seit Mitte 2016 bemerkbar gemacht. Ende 2018 hätten europäische Unternehmen mit durchschnittlich 24 Prozent Umsatz durch Innovation gegenüber nur 19 Prozent in US-Unternehmen und knapp 13,5 Prozent in chinesischen Firmen geglänzt, heißt es weiter.

„Aufgrund des starken Wettbewerbs konnten wir im vergangenen Jahr zahlreiche M&A-Deals bei innovativen Technologien beobachten. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen. Wenn europäische Unternehmen weiter positiv überraschen, halten wir reaktionäre M&A-Transaktionen zwischen US-amerikanischen und asiatischen Unternehmen nicht für ausgeschlossen“, so Pflugi.

Besonders im Luft- und Raumfahrtsektor sei viel innovative Kraft, wie auch die Experten von General Dynamics Corporation, SpaceTec Partners und ispace beim letzten Experten-Roundtable bestätigt hätten. So habe sich der Wettbewerb im privaten wie im öffentlichen Sektor in den vergangenen Jahren deutlich intensiviert. Während vor einigen Jahren noch wenige Weltraumnationen das Feld unter sich aufgeteilt hätten, gebe es mittlerweile 60 Weltraumorganisationen weltweit. Besonders außerhalb des traditionell starken US-Marktes entwickelten sich große „Space Hubs“, etwa in Singapur, China, Luxemburg oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der besonders aus dem kommerziellen Sektor getriebene hohe Grad an technologischem Fortschritt und Entwicklung ermögliche immer mehr Regierungen und Unternehmen, sich in der niedrigen Erdumlaufbahn (LEO) zu betätigen. Wie der Fall ESA und Space X zeige, wachse gleichzeitig der Druck auf nationaler Ebene, mit Innovationen Schritt zu halten, heißt es weiter.

„Innovationen und die Nutzung neuer Technologien im Weltraumsektor treiben auch die Performance von börsennotierten Unternehmen. Roboterunterstützte Fertigung und 3D-Druck im Weltraum befinden sich bereits heute in der konkreten Entwicklung und Nutzung. Aufgrund seiner Umsatzrelevanz hat der Raumfahrt-Sektor aktuell ein Gewicht von 10,5 Prozent im Nasdaq Singularity Index. Unternehmen, die von der Entwicklung der Raumfahrt profitieren, tauchen in unerwarteten herkömmlichen Branchen auf. So weist beispielsweise das Blue-Chip-Unternehmen Johnson & Johnson (JNJ), obwohl traditionell im Gesundheitsbereich verankert, bereits einen sehr relevanten Umsatz im 3D-Druck und in der Raumfahrt auf“, so Pflugi.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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