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07:57 Uhr, 23.01.2012

Europäische Ratingagentur soll noch dieses Jahr an den Start gehen

Berlin (BoerseGo.de) – Eine europäische Ratingagentur -als Ausgleich zu den in der Schuldenkrise heftig kritisierten US-Marktführern Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch- ist in Sichtweite. Bereits im zweiten Quartal 2012 soll die von der Unternehmensberatung Roland Berger konzipierte europäische Bonitätsprüfung an den Start gehen. Bis Jahresende werden dann die ersten Gutachten über die Bonität von Staaten erwartet, Anfang 2013 die ersten Banken-Ratings. „Ziel ist es, bis Ende des ersten Quartals die Verträge zu unterzeichnen und im zweiten Quartal eine privatfinanzierte, nicht gewinnorientierte Stiftung wahrscheinlich mit Sitz in Holland zu gründen“, sagte Roland-Berger-Partner Markus Krall der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“.

Inzwischen hätten sich 30 institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Börsen aus ganz Europa bereit erklärt, rund 300 Millionen Euro Stiftungskapital zur Verfügung zu stellen, sagte Krall weiter.

Die neue Ratingagentur soll transparenter als die US-Konkurrenz arbeiten und mit einer Haftung für den Fall von Fehlern versehen werden. "Momentan sind Ratings juristisch betrachtet reine Meinungen und unterliegen keiner Produkthaftung." Ratings seien aber öffentliche Güter mit erheblichen wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen. Bei fehlerhafter Analyse solle gehaftet werden, im Fall von grober Fahrlässigkeit in einem Prozentsatz der Ratinggebühr, bei Vorsatz in Prozenten des Stiftungs-Eigenkapitals. "Das setzt starke Anreize, korrekt zu arbeiten", sagte Krall der Wirtschaftszeitung.

Den US-Agenturen wird nicht nur wegen Fehlbewertungen eine Mitschuld an der Finanzkrise 2008/09 gegeben. Auch ihre Rolle bei der Beurteilung der Rettungsbemühungen für hoch verschuldete Euro-Länder ist umstritten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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