Kommentar
17:00 Uhr, 08.04.2014

Euro-Krise: Target2-Salden sinken weiter

Die Euro-Krise ist vorerst abgehakt. Die Target2-Forderungen der Bundesbank sind im März weiter gesunken. Auch die Renditen bei Anleihen der Krisenstaaten gehen weiter zurück. Investoren sehen im mittelfristigen Laufzeitbereich inzwischen weniger Risiko in Spanien als in den USA.

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Die Forderungen der Deutschen Bundesbank im Rahmen des Zahlungsverkehrssystems Target2 sind im März weiter gesunken. Gegenüber dem Vormonat wurde ein Rückgang um 5,8% auf 470,08 Milliarden Euro verzeichnet, wie die Bundesbank mitteilte. Ende Februar hatten die Target2-Forderungen bei 499,23 Milliarden Euro gelegen. Der bisherige Höchststand der Target2-Forderungen der Bundesbank war Ende August 2012 mit 751,4 Milliarden Euro erreicht worden, kurz bevor EZB-Präsident Mario Draghi das Anleihenkaufprogramm OMT ankündigte und versprach, alles für die Rettung des Euro zu tun. Seit September 2012 entwickeln sich die Target2-Salden, von einzelnen Monaten abgesehen, insgesamt rückläufig. Kapital fließt also in die Krisenstaaten der Eurozone zurück.

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Die Target-2-Salden sind ein Indikator für die Kapitalflucht aus den Krisenländern und werden deshalb auch als "Krisenindikator" betrachtet. Während der Zuspitzung der Euro-Krise flüchtete mehr privates Kapital aus den Krisenstaaten ins Ausland. Dieses private Kapital wurde durch Notenbankkredite der Überschussstaaten (insbesondere Deutschland) ersetzt. Der seit 2012 zu verzeichnende Rückgang der Target2-Salden zeigt, dass sich die Kapitalströme wieder umgekehrt haben und inzwischen wieder privates Kapital in die Krisenstaaten strömt.

Das zurückkehrende Vertrauen der Investoren zeigt sich auch bei den Anleiherenditen der Krisenstaaten. Die Rendite der fünfjährigen spanischen Staatsanleihe ist in der vergangenen Woche zum ersten Mal seit 2007 unter die Rendite des entsprechenden US-Papiers gesunken. Investoren sehen im mittelfristigen Laufzeitbereich also inzwischen weniger Risiko, ihr Geld dem spanischen Staat zu leihen als dem US-amerikanischen.

Ob der Optimismus des Marktes nur eine zwischenzeitliche Übertreibung darstellt oder die Euro-Krise tatsächlich auf Dauer abgehakt werden kann, ist keineswegs sicher. Bei steigenden Zinsen oder einem Konjunktureinbruch könnte es durchaus zu einer erneuten Zuspitzung in den Krisenländern kommen. Ein unkontrollierbarer Zusammenbruch des Euros ist aber wohl nicht mehr zu befürchten.

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Oliver Baron

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4 Kommentare

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  • Floyd K
    Floyd K

    Schön, dass dieses Damokles- Schwert nicht mehr ganz so drohend schwebt

    Bei Ihrem Anfangsartikel zu diesem Thema hatte ich mal darauf abgehoben, eine solche Target 2- Kurve charttechnisch auszuwerten. Sie reizt ja dazu.

    Grob will ich das nun verbal versuchen:

    Seit Sommer 2012 ( max ca 750Mrd) läuft eine Korrektur. Oft endet sie bei der Fibo- Linie 50% oder 61,8%. Zur Fibo 50% (~375Mrd) fehlen noch gut 100 Mrd. Bei diesem Stand wird es also langsam interessant, ob eine Umkehr startet.

    Wird die Korrektur zu einem Zigzag, so ist es auf der Zeitachse oft so, dass sie nach 38,2% bis 61,8% der Zeit des vorhergehenden Impulses endet, also umkehrt. In unserem Fall also zwischen Jun/Jul 2014 und Jul/Aug 2015. Damit hätten wir ein grobes Zielfenster für das Korrekturende in Zeit und Amplitude.

    Hätten sie mir vielleicht einen Hinweis, wo man die Werte des Diagramms z.B. als xls bekommt oder noch schöner in eine echte godmode-Chart einbinden kann? Dann ließe sich das auch grafisch super darstellen und wie jeder Charter weiß, sagt ein Chart mehr als tausend Worte. Für ihre Folgeartikel gäbe es außerdem eine nette Begleitung ala "was sagt denn der Charter"

    Noch interessanter aber wäre, dann zu verfolgen, was sich in Zukunft wirklich tut, denn wirklich sicher ist meine Prognose natürlich nicht. Mit einem Indikator versehen, ließe sich dann auch noch vieles präzisieren.

    Aber naja, auch ohne diese Art der Betrachtung bleibt Target2 ein wichtiges Thema der Schuldenkrise und ich bin dankbar, dass Sie uns immer wieder daran erinnern und sie gekonnt interpretieren.

    17:22 Uhr, 08.04.2014
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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