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08:05 Uhr, 24.10.2011

EU-Gipfel: Konkrete Beschlüsse auf kommenden Mittwoch verschoben

Brüssel (BoerseGo.de) - In Brüssel haben die Staats- und Regierungschefs der EU ihre Beratungen zur Schuldenkrise vorerst beendet. Ein umfangreiches Gesamtpaket, dass Griechenland vor dem Zusammenbruch rettet und weitere Risiko-Staaten aus dem Visier der Finanzmärkte nimmt, bleiben die Verantwortlichen aber nach wie vor schuldig. Konkrete Beschlüsse wurden erst einmal verschoben. Strittig blieb etwa, wie der Euro-Rettungsschirm EFSF wirksamer ausgestaltet werden kann. Darüber wollen die Staats- und Regierungschefs der Eurozone nun beim nächsten Gipfel an diesem Mittwoch entscheiden. Zuvor muss der Bundestag noch seine Zustimmung erteilen.

Aber zumindest die Umrisse des Pakets, das den Euro aus dem Sumpf ziehen soll, sind erkennbar. Im Kern geht es um den Dreiklang Schuldenschnitt für Athen, Rekapitalisierung der Banken und einen Hebel für den EFSF-Rettungsschirm.

- Griechenland soll von einem Teil seiner Staatsschulden befreit werden. Gläubiger sollen vermutlich auf 50 Prozent ihrer Forderungen gegenüber dem Land verzichten. De facto würde das den Bankrott des Landes bedeuten.

- Die Banken sollen bis zu 100 Milliarden Euro frisches Kapital bekommen. Das Ziel: Krisenresistenz. Weder ein Pleite Athens noch Kursverluste bei Staatsanleihen anderer Länder sollen die Institute ins Wanken bringen. Dazu müssen zuerst die Anteilseigner der Bank, dann die jeweiligen Heimatstaaten und als letzte Option der EFSF einspringen.

- Um zu verhindern, dass eine Griechen-Pleite auch andere Länder wie Portugal, Italien oder Spanien in Schwierigkeiten bringt, soll die Schlagkraft des europäischen Rettungsfonds EFSF erhöht werden. Über einen sogenannten Hebel soll der mit 440 Milliarden Euro ausgestattete Fonds Staatsanleihen in einem deutlich höheren Volumen absichern können. Frankreich wollte hier die ganz große Lösung, der EFSF sollte durch den Zugriff auf das Geld der Europäischen Zentralbank praktisch unbegrenzte Schlagkraft erhalten. Aber das ist offenbar vom Tisch. Bundeskanzlerin Merkel sagte: "Die Finanzminister haben zwei Modelle ins Auge gefasst. Beide enthalten die Zentralbank nicht." Beide Modelle müssten nun noch näher ausgearbeitet werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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