Kommentar
08:19 Uhr, 06.03.2015

eMoney-Papst: Nur Gold und Silber schützen in der "Apokalypse"

Miles Kimball ist Wirtschaftsprofessor an der Universität von Michigan, gehört zu den Vordenkern von negativen Zinsen und genießt in Notenbankkreisen ein enormes Ansehen.

„And he causes all, the small and the great, and the rich and the poor, and the free men and the slaves, to be given a mark on their right hand or on their forehead, and he provides that no one will be able to buy or to sell, except the one who has the mark, either the name ofthe beast or the number of his name.“

In den Jahren nach der Finanzkrise war Kimball beispielsweise immer wieder zu Gast bei der Bank of Japan und dem dortigen Finanzministerium, um ein massives Anleihenkaufprogramm, die Abkehr vom damaligen Inflationsziel und die Vorteile einer digitalen Währung zu thematisieren.

In Europa ist die Expertise des Akademikers nicht weniger beliebt, und so tourt er auch hier regelmäßig durch die Hallen der hiesigen Notenbanken auf beiden Seiten des Kanals.

Miles Kimball ist neben seiner Eigenschaft als Cousin von Mitt Romney ein ehemaliger Priester der Mormonen und thematisiert auf seinem Weblog häufig ethische und religiöse Fragen, weshalb ich ihm neulich in Anspielung auf eine Bibelstelle in der Offenbarung (siehe Eingang) die Frage gestellt habe, inwiefern ein zentrales, elektronisches Geldsystem dem Missbrauch Tür und Tor öffnen, bzw. die ganz persönliche Freiheit jedes Einzelnen gefährden würde.

Es hat sich im Folgenden eine lockere Email-Konversation entwickelt, bevor er dann heute diese Bedenken sogar auf seinem Blog thematisiert hat.

In Kürze zusammengefasst:

Miles Kimball betont, dass es nicht sinnvoll sei, Bargeld vollständig abzuschaffen, da sonst die Flucht in alternative Währungen drohe. Vielmehr geht es ihm darum, dass das Regime von negativen Zinsen im Ernstfall auch auf Bargeld anwendbar sein sollte, während die Fähigkeit zu privaten Transaktionen grundsätzlich schützenswert ist.

In einem Anhang weist der Professor bemerkenswerterweise darauf hin, dass es möglicherweise sowieso wenig Sinn macht, sein Vertrauen in das Papiergeldsystem zu stecken, da eine Regierung es jederzeit durch die Ausgabe einer massiven Zahl an Banknoten nach Belieben entwerten könnte.

Selbst für ausländische Regierungen sei es ein Leichtes, das Währungssystem eines anderen Landes zu kippen, indem es Falschgeld in hohen Volumen auf den Markt wirft.

Die sicherste Art der Währung – und das dürfte den Goldbugs das Herz höher schlagen lassen – ist laut Miles Kimball nicht der Goldstandard, sondern nach Gewicht ausgezeichnete Gold- und Silbermünzen. In apokalyptischen Zeiten könnten diese Währung dann die Grundlage des Widerstandes gegen eine totalitäres Regime bilden:

„Notice that having had a gold standard means nothing in an apolacyptic situation because the government can simply go off that gold standard; what is needed in an apocalyptic situation is actual gold coins of known weight, or something else that can easily be used as a commodity currency. Those gold coins or other things that can serve as a standby commodity currency don’t cause any trouble in the non-apocalyptic situation as long as they have a fluctuating price relative to the unit of account in the non-apocalyptic times.“

PS: Trotz seiner revolutionären Gedanken bezüglich elektronischem Geld/negativen Zinsen ist Miles Kimbal kein „Keynesianer“ wie oft unterstellt, sondern zeichnet sich im Gegenteil durch eine sehr libertäre Einstellung aus und beschreibt sich selbst dem Utilitarismus zugeneigt.

5 Kommentare

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  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Mir ist nicht bekannt, dass Miles Komball auf YouTube zu finden wäre, seine Gedanken über Gott und die Welt legt er aber in ausführlicher Form auf seinem Blog dar, der hier zu finden ist:

    http://blog.supplysideliberal.com/

    Seine Kernargumente bezüglich eMoney sind hier zu finden:

    http://blog.supplysideliberal.com/post/62693219358...

    Ich finde die Website ist auf jeden Fall eine lesenswerte Anlaufstelle in der US-Blogosphäre abseits des üblichen Heckmeck.

    13:39 Uhr, 06.03.2015
  • P_44
    P_44

    Wo kann man sich denn diesen Miles Kimball mal auf youtube anschauen? Wenn ich nach seinem Namen suche, bekomme ich Werbung für Geranien, für einen Baumarkt, ...

    13:29 Uhr, 06.03.2015
  • So wie der Adler fliegt
    So wie der Adler fliegt

    Herr Hauser,

    interessant und vernünftig, daß man sich auf Godemodetrader nicht nur mit dem Geld sondern auch mit dem wichtigsten Buch der Welt-/Menschheitsgeschichte beschäftigt!

    Auf was sich allerdings the "Mark of the Beast" bezieht, ist dabei die große Frage - hier haben sie eine ganz andere Interpretation:

    Klar ist nur eines, daß die Ideologie um die es hier geht, dem entspricht was ihre schwarze Symbolik respresentiert...

    Mehr sag ich nicht.

    Grüsse vom "optischen Dollegänger"

    09:00 Uhr, 06.03.2015
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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