Kommentar
17:03 Uhr, 03.04.2014

Ein perfekter Sturm im Kupfermarkt

Höhere Finanzierungskosten für Chinas Unternehmen lösen Kettenreaktion aus

Erwähnte Instrumente

  • Kupfer
    ISIN: XC0007203216Kopiert
    Kursstand: 6.647,00 $/Tonne (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US Kupfer
    ISIN: XC0009656965Kopiert
    Kursstand: 303,00 US¢/lb (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Kupferpreis ist im Zuge wachsender Sorgen um Chinas Wirtschaftswachstum im März arg unter Druck geraten. Gewarnt sei allerdings vor der übermäßig pessimistischen Interpretation, die Kupferschwäche spreche für eine bevorstehende harte Landung Chinas. Die aktuelle Preisentwicklung von Kupfer hängt vielmehr mit dem hohem Hebel zusammen, mit dem einige chinesische Unternehmen operieren, die Kupfer als Finanzierungsinstrument verwenden. Da in China ein effizienter Kapitalmarkt fehlt, greifen die Unternehmen seit langem auf alternative Quellen zurück. So hat Kupfer in Finanzierungsgeschäften jahrelang eine große Rolle gespielt und wird bei Banken als Sicherheit für Kredite hinterlegt. Den Spekulationen durch Kupfertermingeschäfte hat die Regierung jüngst einen Riegel vorgeschoben. Dies hat aktuell zu einem regelrechten Sturm geführt: Zurückzuführen ist das auf den Ausfall der Anleihen von Shanghai Chaori Solar. Dem großen Solarunternehmen war es nicht gelungen, fällige Zinszahlungen auf seine Unternehmensanleihe zu leisten. In anderen Fällen war bei Zahlungsschwierigkeiten entweder die Zentral- oder die jeweilige Lokalregierung eingesprungen. Damit sollten vor allem negative Auswirkungen auf das Finanzsystem verhindert werden. Doch diesmal sprang der Staat nicht helfend ein. Die Unternehmen sahen sich plötzlich mit regulatorischen Hürden und höheren Finanzierungskosten konfrontiert.

Anders als bei früheren Kupferpreisschwankungen wurde der Ausverkauf des Rohstoffs diesmal auch im physischen Markt sichtbar. Das belegt, dass die aktuelle Kupferpreisentwicklung keine systemischen Risiken für Chinas Wirtschaft widerspiegelt. Die steigenden Finanzierungskosten der Unternehmen resultieren vielmehr aus einer Abwertung des Yuans, strengeren Regulierungen und eben der Panik im Futures-Markt nach dem Ausfall von Chaori Solar. Dass die Kupfer-Futures-Kurve an der London Metal Exchange seit Anfang des Jahres stark in die so genannte Backwardation gegangen ist - das heißt, dass das Kupfer im physischen Markt sofort und nicht erst später benötigt wird - ist mit Blick auf die momentan hohen Finanzierungskosten chinesischer Unternehmen auch nicht gerade hilfreich, da die Haltekosten negativ wären.

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