Fundamentale Nachricht
12:22 Uhr, 27.02.2017

Ein heißer Frühling steht bevor

Die Wahlen in Frankreich und den Niederlanden gelten Black-Rock-Experte Martin Lück zufolge an den Finanzmärkten als Eventrisiken.

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  • Dow Jones
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    Kursstand: 20.821,76 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (GodmodeTrader.de) - Geert Wilders will die Niederlande aus der EU herausführen, und Marine Le Pen plant das gleiche für Frankreich. Die Urnengänge, zu denen diese beiden Kandidaten in den Niederlanden am 15. März und in Frankreich am 23. April bzw. 7. Mai antreten, gelten deshalb als Schicksalswahlen für Europa, wie Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, in seinem aktuellen wöchentlichen Kommentar schreibt.

Für die Finanzmärkte würden sie als Eventrisiken gelten, mit dem Potential, die bisher ordentlichen Kursverläufe des noch jungen Jahres mit einem Schlag in einen veritablen Crash umzukehren, heißt es. „In der Tat glauben auch wir, dass ein Auseinanderbrechen Europas, beginnend mit dem Brexit und weitergehend über ein eventuelles Ausscheren Frankreichs oder der Niederlande, ein Ereignis wäre, mit dem sich nahezu jede Kapitalmarktprognose erledigen würde. Die Welt wäre eine andere. Glücklicherweise, so denken wir, ist dieses Szenario aber sehr unwahrscheinlich“, so Lück.

Die vergangene Woche sei von bemerkenswerter Ruhe an den Finanzmärkten gekennzeichnet gewesen. Bemerkenswert deshalb, weil einerseits im politischen Umfeld die Unsicherheiten zunähmen, andererseits eine positive Grundstimmung die Unternehmenszahlen der gerade laufenden Berichtssaison kennzeichne und auch der volkswirtschaftliche Horizont sich aufzuhellen scheine. Aktienindizes hätten nur geringfügig zugelegt. In Deutschland liege der DAX inzwischen seit Jahresbeginn um rund 2,5 Prozent im Plus, anderenorts in Europa sei die Kursentwicklung bisher schwächer. US-Aktien hätten dagegen schon in der Größenordnung von 4,5 bis 5,0 Prozent Zugewinne verbucht, Grund dürfte nach wie vor die Hoffnung auf konjunkturfördernde Maßnahmen durch die neue Regierung sein. Ein Achtungszeichen habe auch die Volatilität gesetzt, die Ende letzter Woche in Europa unter die Marke von 15 gerutscht sei, heißt es weiter.

„Noch auffälliger erscheint uns die Ruhe an den Rentenmärkten. Auch hier hat sich in der vergangenen Woche so gut wie nichts getan, und das, obwohl aus verschiedenen Gegenden der Welt Zeichen wieder stärker steigender Inflation registriert wurden. So stiegen in den USA und China, den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, die Verbraucherpreise im Januar um 2,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, eine Beschleunigung von 2,1 Prozent im Vormonat. Auch in Großbritannien legten die Preise zu, von 1,6 Prozent auf 1,8 Prozent, wobei hier der schwächere Kurs der Pfund Sterling für einen Teil des Effekts verantwortlich sein dürfte. Zum Vergleich dazu nimmt sich auch die deutsche Inflationsrate von 1,9 % recht beachtlich aus. Wir sollten aber nicht müde werden zu betonen, dass sowohl in Europa als auch in anderen Teilen der Welt das Zurückkehren von Inflation in dieser Größenordnung vor allem durch die Energiepreise bedingt wird und somit vermutlich ein vorübergehendes Phänomen ist“, so Lück.

Die einzige wesentliche Region mit einer fundamental begründeten und breit angelegten Normalisierung bei der Preisentwicklung seien die Vereinigten Staaten, und hier genau genommen auch nur die Dienstleistungsbereiche. Es werde in jedem Fall interessant zu beobachten sein, wie die Rentenmärkte die „Reflation" in den nächsten Monaten preisten. Die erste persönliche Auseinandersetzung zwischen Fed-Chefin Janet Yellen und der ihr nicht wohlgesonnenen neuen US-Regierung sei mit einem Punktsieg der Zentralbank zu Ende gegangen. Trotz provozierender Fragen und einer unverhohlen feindseligen Atmosphäre sei Yellen kühl-professoral geblieben und habe sich in ihren Antworten auf den relativ positiven Zustand der US-Wirtschaft fokussiert, welcher in der nahen bis mittleren Frist eher mehr als die vom Markt bisher eingepreisten Zinsschritte (gut zwei für dieses Jahr) nahelegte. Die Fed selbst signalisiere bekanntlich drei Schritte, und folgerichtig suggerierten die Fed Funds-Futures nach Janet Yellens Kommentaren auch prompt einen halben Zinsschritt mehr. Für den neuen US-Präsidenten dürften, anders als er noch im Wahlkampf verlauten ließ, steigende Zinsen alles andere als willkommen sein. Als Immobilienunternehmer wisse er um den bremsenden Effekt auf die Wirtschaftstätigkeit. Und möglicherweise sorge dann zusätzlich ein steigender Dollarkurs noch für weiteren Gegenwind, heißt es weiter.

„Gut möglich also, dass sich Yellen und Trump in den nächsten Monaten noch den einen oder anderen Schlagabtausch liefern werden. Besondere Brisanz erhält dabei die Tatsache, dass das Fünfjahresmandat der Zentralbankchefin im nächsten Februar abläuft und Donald Trump das Amt dann vermutlich mit einer Person seines Geschmacks besetzen wird. Vor diesem Hintergrund könnte Frau Yellen versucht sein, während ihrer Amtszeit noch Fakten zu schaffen“, so Lück.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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