Kommentar
20:49 Uhr, 13.01.2016

Drastische Kursziele für S&P 500 und Öl!

Der Markt will nach unten. Geht es nach einem Analysten der Société Générale, dann will der Markt richtig weit nach unten. Vom aktuellen Stand aus fehlen noch 70% bis zu den vorhergesagten Tiefs.

Erwähnte Instrumente

Dass der Markt nach unten will kann niemand bestreiten. Gestern waren die meisten Indizes dick im Plus, heute wird ein guter Start in den Tag abverkauft. Das ist typisch für eine dynamische Abwärtsbewegung. Mehrere Tage mit negativer Performance werden lediglich durch einen oder maximal zwei positive Tage unterbrochen, bevor es dann schnell weiter Richtung Süden geht.

Derzeit streiten Analysten darüber, wie weit es nach unten gehen wird. Zuletzt erlebten wir abenteuerliche Kursziele für Öl. Der Vogel wurde vor zwei Tagen abgeschossen. Ein Ölpreis von null oder sogar ein negativer Ölpreis sei möglich. Zugegeben, dieser Preis wird nur als hypothetisch bezeichnet. Als rein akademische Überlegung ist das durchaus interessant.

Die US Öllager sind zu 80 % ausgelastet. In diesem Jahr könnten die Lager ihre maximale Kapazitätsgrenze erreichen. In vielen anderen Ländern sieht es ähnlich aus. Was tut man mit gefördertem Öl, wenn es nicht mehr gelagert werden kann, nun aber einmal aus dem Boden kommt?

Firmen wären in der absurden Situation, dass sie ihre Produkte zu Schleuderpreisen auf den Markt werfen müssten, um das Öl irgendwie loszuwerden. Ist der Markt komplett gesättigt und finden sich "freiwillig" keine Abnehmer mehr, dann muss man potentiellen Kunden etwas dafür zahlen, dass sie das Produkt abnehmen.

Ob es soweit kommt, darf man bezweifeln. Dennoch scheinen sich Analysten derzeit nach dem Motto "wer bietet weniger?" zu übertrumpfen. Wenn solch eine ausgeprägte Panik herrscht, dann ist das Tief oftmals nicht mehr weit. Wenn alle beginnen in die Welt hinauszuposaunen, dass Öl nie wieder steigen wird, dass der Preis auf null sinken wird und dass sowieso alles den Bach runter geht, dann ist das ein Zeichen der Kapitulation.

Erste Kapitulationstendenzen zeigen sich auch auf dem Aktienmarkt. Gestern hieß es noch "alles verkaufen bis auf sichere Anleihen." Dieser Empfehlung folgte die Einschränkung, dass die Kurse wohl lediglich um 20 bis 30 % fallen werden. Heute geht eine andere Schlagzeile durch die weltweiten Medien: S&P 500 mit Kursziel 550.

Die Korrektur des Aktienmarktes ist noch nicht vorbei. Persönlich rechne ich mit einer Korrektur, die den S&P mindestens bis 1.730, besser noch bis auf 1.600 führt. Eine Rallyeansage ist das nicht...

Einen Kurseinbruch vom Allzeithoch von 75 % halte ich für maßlos übertrieben. Ganz nebenbei wäre es der größte Kursrutsch in der Geschichte des US Aktienmarktes nach dem Bärenmarkt der Großen Depression. Solche Kursziele und Ankündigungen erinnern an Marktgeschrei.
Wie dem auch sei, der Analyst, der jetzt 550 Punkte als Ziel ausruft, sprach auch 2011 davon, dass Aktien 60 % fallen würden und eine Inflation von 20 bis 30 % zu erwarten sei. Beides trat nicht ein.

Inflation, genauer gesagt Inflationserwartungen, sind übrigens ein guter Indikator für den Aktienmarkt. Die Inflationserwartungen sind zuletzt stark eingebrochen. Das zeigt Grafik 1. Dargestellt ist die Inflationserwartung in den USA sowie der Ölpreis. Der Ölpreis gibt den Trend vor.

Seit einiger Zeit (Grafik 2) divergieren nun aber Ölpreis und Inflationserwartungen. Die Erwartungen sind relativ stabil während der Ölpreis ins Bodenlose stürzt. Der Markt erwartet also keinen weiteren substantiellen Rückgang der Inflation. Das macht nur Sinn, wenn auch keiner mehr daran glaubt, dass der Ölpreis nur noch fallen kann.

Die Divergenz zwischen Inflationserwartungen und Ölpreis deutet vielmehr darauf hin, dass die aktuelle Preisbewegung vom Markt nicht mehr ernst genommen wird. Es ist viel spekulatives Kapital unterwegs, unterstützt vom Preiskampf Saudi-Arabiens mit dem Iran. Mit fundamentalen Gegebenheiten scheint das alles überhaupt nichts mehr gemein zu haben. Zumindest nimmt es der Markt so wahr.

Kurzfristig kann Öl aufgrund weiterer Verkäufe und mit massiven Leerverkäufen weiter fallen. Es kann jedoch auch jederzeit ein massiver Short Squeeze beginnen, der die aktuelle Übertreibung schnell wieder korrigiert.

Solange die Inflationserwartungen stabil bleiben kann man den derzeitigen Ausverkauf genau als solchen identifizieren. Die stabilen Erwartungen lassen auch darauf hoffen, dass wir keinen gewaltigen Bärenmarkt erleben werden. Grafik 3 zeigt die Inflationserwartungen und den Wilshire 5000 Gesamtmarktindex für die USA. Größeren Korrekturen und Bärenmärkten geht ein Absturz der Inflationserwartungen voraus. Das fehlt bisher vollkommen. Die Untergangsstimmung, wie sie teils verbreitet wird, scheint also übertrieben zu sein.

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3 Kommentare

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    im letzten jahr, als der ölpreis einen stärkeren anstieg ende august bis mitte november

    bei einem mittleren preis um die 45$ hatte, sind bestimmt sehr große mengen spekulativ

    auf schiffen gehortet eingekauft worden.

    aber wie es so ist bei spekulationen mal wird gewonnen mal verloren.

    diese mengen an öl müssen damit nicht zuviel kapital verloren geht (die charter kosten der

    öltanker steigen woche für woche an) verkauft werden.

    nun greifen die nächsten spekulationsjäger bei einem preisabschlag von ca. 35 % wieder zu,

    und sind vielleicht die glücklichen oder bei gleich weiterlaufenden verlusten die nächsten jäger

    bei weiteren 35 % abschlag.

    das spiel geht so lange, bis die futurekontrakte für die kommenden

    monate nicht mehr im plus zum letzten monat sind sondern ins minus drehen.

    erst dann kann wirklich von einem ausverkauf gesprochen werden der mit einer

    marktpanik endet.

    00:02 Uhr, 14.01.2016
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Im Crash kommen die Auguren aus der Deckung und verkünden das Ende der Märkte. Das war vor 30 Jahren schon so und daran hat sich nüscht geändert. Wenn die BILD den totalen Ölpreis Crash ausruft, ist der Zeitpunkt zum Einstieg ideal

    21:50 Uhr, 13.01.2016
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Wenn so übertrieben wird, ist das immer ein gutes Zeichen. Und zwar für die Gegenrichtung der Prognosen.

    21:37 Uhr, 13.01.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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