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15:00 Uhr, 14.07.2011

Diskussion um eine Pleite der USA ist rein hypothetisch

Frankfurt (BoerseGo.de) – Wenn die US-Staatsschulden am 2. August 2011 die gesetzliche Obergrenze erreicht haben, dürfen die Vereinigten Staaten keine Schulden mehr machen. Damit wäre der Staat faktisch zahlungsunfähig. Doch gerade weil ein solches Szenario gravierende und tiefgreifende Auswirkungen hätte, wird es nicht dazu kommen. Die allgegenwärtige Diskussion um eine Pleite der USA hält Jan A. Poser, Chefökonom der Bank Sarasin, in seinem aktuellen Marktkommentar für rein hypothetisch.

"Die republikanische Opposition lässt außer Acht, dass der Schuldenanstieg eine direkte Folge des nach den Kongress-Wahlen 2010 gemeinsam mit den Demokraten geschnürten Fiskalpakets ist. Wenn die politischen Parteien dieses gutgeheißen haben, sollten sie sich auch automatisch auf die Anhebung der Schuldengrenze verständigen, sonst sind sie unglaubwürdig. Es wird daher zwangsläufig zu einer Einigung kommen müssen“, meint der Sarasin-Ökonom.

Anstatt sich mit einer unnützen Diskussion um eine willkürliche Schuldengrenze zu beschäftigen, sollten die USA laut Poser vielmehr der Frage nachgehen, wie eine Schuldenfalle vermieden werden kann. Tatsächlich zeigten die Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF), dass mit der gegenwärtigen Fiskalpolitik der USA die Schulden bis im Jahr 2016 über 21 Billionen US-Dollar liegen werden und der Schuldenstand fortwährend von heute 101 Prozent auf fast 112 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt zunehmen werde. "Der Grund dafür ist, dass die USA eines der wenigen Industrieländer sind, deren geplante fiskalpolitische Anpassung zwischen 2009 und 2016 geringer ausfällt als die zur Stabilisierung der Staatsschulden notwendige“, erklärt Poser. Gemäß den Berechnungen der Bank Sarasin müssten die USA das Budgetdefizit um 1,6 Prozent vom BIP jährlich reduzieren, um auf einen nachhaltigen Schuldenpfad zu gelangen.

"1,6 Prozent vom BIP entsprechen 240 Milliarden US-Dollar. Da der Kongress von einer Zehnjahresplanung ausgeht, bedarf es einer Einigung über ein Paket aus Ausgabensenkungen und Einnahmenerhöhungen, die insgesamt 2.400 Milliarden US-Dollar einbrächten. Trotzdem müsste die Schuldengrenze auf 19,8 Billionen US-Dollar angehoben werden, um die Diskussion bis 2016 ad acta zu legen“, so der Ökonom. Die Bank Sarasin rechnet damit, dass zumindest das Sparpaket ausgehandelt wird. "Angesichts der Kurzsichtigkeit der Politik wird die Schuldengrenze wahrscheinlich noch nicht einmal um zwei Billionen US-Dollar angehoben – das Thema wird uns also bei den Wahlen 2012 wieder beschäftigen", vermutet Poser.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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