Die unendliche Brexit-Geschichte
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Paris (GodmodeTrader.de) - Weil der EZB-Rat sich auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) im März verpflichtet hat, den Einlagenzins bis mindestens Ende 2019 auf seinem derzeitigen Niveau von minus 0,4 Prozent zu belassen, wurde unsere Einschätzung vom vergangenen Monat bestätigt, dass der globale Konjunkturabschwung schließlich eine Normalisierung der Zinssätze verhindern würde, wie Laurent Clavel, Head of Research bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
„Wir denken, dass eine teilweise Normalisierung im Jahr 2020 jedoch weiterhin möglich ist.“ Was die Fed betrifft, so glaubt Clavel, dass der steigende Druck an den kurzfristigen Zinsmärkten zu der Entscheidung beigetragen hat, den Abbau der Vermögensbestände der Fed einzustellen, auch wenn sie betont habe, dass es keine Knappheit bei den Reserven gebe.
„Insgesamt hat die lockerere Haltung der Zentralbanken in den entwickelten Ländern zur Lockerung der finanziellen Rahmenbedingungen, niedrigeren Zinssätzen und einem Anstieg der Preise von riskanten Assets beigetragen“, so Clavel. „In unserem Basisszenario, dem wir eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent beimessen, erwarten wir, dass der ,globale Politik-Put‘, also die akkommodierende Geldpolitik, aber auch fiskalische Stimuli in China und Europa, eine ausreichende Unterstützung bieten. Die Kurse und die Konsensprognosen haben sich dieser Ansicht jedoch weitgehend angeschlossen und dürften bereits viele gute Nachrichten berücksichtigen.“
In China könnte sich der gesamte Stimulus 2019 Clavel zufolge auf 2,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes belaufen. „Die People's Bank of China (PBoC) hat ihre geldpolitische Lockerung verstärkt, aber die Übertragung auf die Realwirtschaft scheint bis vor kurzem nicht funktioniert zu haben, da viele kleine und mittlere Unternehmen immer noch Schwierigkeiten haben, die notwendigen Finanzmittel zur Unterstützung der Unternehmensexpansion aufzubringen“, erläutert der Ökonom. Die Daten zur wirtschaftlichen Aktivität seien bisher schwach geblieben, mit rückläufigen Exporten sowie abnehmenden Einzelhandelsumsätzen und Investitionen. Noch beunruhigender seien aber die ersten Anzeichen für einen Abwung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt.
„In diesem Umfeld zeigen die Konjunkturumfragen der Eurozone eine auffallende Diskrepanz zwischen externer Schwäche und Widerstandsfähigkeit im Inneren“, so Clavel weiter. In Japan dagegen seien die makroökonomischen Daten eher enttäuschend gewesen, während die kurzfristigen Signale in den USA gemischt waren. „Die Produktionsindizes sind zurückgegangen, während sich der Wohnungssektor und das Verbrauchervertrauen nach den Tiefstständen am Jahresende bei den meisten Kennzahlen erholt haben“, erklärt Clavel.
„Jenseits dieser globalen Dynamik setzt Großbritannien sein hausgemachtes Brexit-Drama fort. Während May beharrlich die Genehmigung eines Deals verfolgt, verschiebt sich das Risiko, ohne einen Deal die EU zu verlassen, offenbar nur zeitlich. Wir erwarten, dass die EU eine weitere Fristverlängerung akzeptiert – eine Verlängerung der Brexit-Unsicherheit, die Wirtschaft und Zinsen im Vereinigten Königreich weiterhin belastet“, so Clavel.
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