Die unbewegliche "Mauer aus Cash" wächst in den USA weiter
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Erwähnte Instrumente
- S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 6.664,36 Pkt (Cboe)
Auch wenn die US-Notenbank ihre Zinssenkungsphase eingeleitet hat, halten Investoren an ihrer hohen Liquiditätsquote fest, aus strategischen wie strukturellen Gründen.
Die Grundlage dieser Kapitalflut wurde bereits 2022 gelegt, als die Federal Reserve ihre Zinsen zur Inflationsbekämpfung in mehreren Schritten anhob. Die Folge: Money-Market-Fonds, die vornehmlich in kurzfristige Staatsanleihen investieren, begannen wieder attraktive Renditen abzuwerfen. Aktuell liegt die durchschnittliche Sieben-Tage-Rendite bei 4,1 %. Zum Vergleich: Klassische Banksparbücher bieten laut CNBC im Schnitt nur 0,6 %.
Eine strukturelle Liquiditätsmauer
Der Investmenttrend markiert jedoch mehr als eine kurzfristige Reaktion auf das Zinsumfeld. Laut Morgan Stanley handelt es sich um den Aufbau einer strukturellen Liquiditätsmauer. Inzwischen stammen rund 60 % des Fondsvolumens von institutionellen und Unternehmenskunden, die ihre Cash-Reserven erfahrungsgemäß nicht zugunsten volatilerer Anlageklassen umschichten. "Es ist wirklich eine 'Mauer aus Cash', denn sie bewegt sich nirgendwo hin", sagt Peter Crane, Präsident von Crane Data.
Auch auf Ebene der Privatanleger zeigt sich das Phänomen deutlich. Daten der American Association of Individual Investors belegen, dass die Cash-Allokationen in den Portfolios privater Investoren weiterhin deutlich über den Niveaus vor Beginn der Zinserhöhungen im Jahr 2022 liegen. Dies geschieht in einem Umfeld, in dem die US-Aktienmärkte neue Rekordstände erklimmen, ein deutlicher Hinweis auf die Zurückhaltung vieler Anleger, trotz hoher verfügbarer Mittel in risikobehaftete Assets zu investieren.
Cash bleibt Puffer – nicht Renditeinstrument
"Menschen halten Cash als Puffer, nicht weil es höhere Renditen als andere Assets bringt", erklärt Brian Jacobs von Aptus Capital Advisors. "Wenn eine Gesellschaft mehr Wohlstand hat, würde man erwarten, dass sie mehr Cash hält." In diesem Sinne ist die aktuelle Liquiditätswelle Ausdruck einer veränderten Vermögensstrukturm, weniger getrieben durch Zinsarbitrage, sondern als bewusste Absicherung.
Gleichzeitig mehren sich die Warnsignale am Aktienmarkt: Laut der aktuellen Bank of America Global Fund Manager Survey bewerten so viele professionelle Investoren wie nie zuvor die US-Aktienmärkte als überbewertet. Zwar stieg die Nettoübergewichtung in Aktien im Vergleich zum Vormonat um 14 Prozentpunkte auf 28 %, doch geht dieser Anstieg mit wachsender Skepsis gegenüber den Bewertungsniveaus einher.
Prognosen: Noch mehr Kapital an der Seitenlinie
Crane Data rechnet damit, dass die Zuflüsse in Geldmarktfonds bis Ende 2025 weiter anhalten. Besonders die Monate November und Dezember gelten als saisonal starke Perioden, da Unternehmen und staatliche Stellen verstärkt temporäre Überschüsse parken. Insgesamt hält Peter Crane es für wahrscheinlich, dass das Fondsvolumen bis 2026 die Marke von 8 Billionen Dollar übersteigen wird.
Ob dieses Kapital den Weg zurück in risikobehaftete Anlagen findet, hängt maßgeblich von zwei Faktoren ab: einer signifikanten Neubewertung der Märkte oder einem tiefgreifenden Vertrauensimpuls, den weder eine moderate Zinssenkung noch neue Höchststände an den Börsen bisher liefern konnten. Bis dahin bleibt die "Mauer aus Cash" das bestimmende Element in der US-Vermögenslandschaft.
Fazit: Das Beispiel der Geldmarktfonds verdeutlicht, wie viel Kapital derzeit noch an der Seitenlinie steht und es wächst weiter. Kurzfristige Anleihen bleiben in den USA auch nach der jüngsten Zinssenkung attraktiv. Gleichzeitig zeigt sich aber auch das Potenzial, das freigesetzt werden könnte, wenn die US-Notenbank die Zinsen weiter senkt: Dann dürfte ein Teil der Liquidität in andere, auch spekulativere Anlageklassen fließen.
Allerdings, und auch das gehört zur Einordnung dazu, liegt der durchschnittliche Anteil von Cashreserven historisch bei etwa 20 % der Marktkapitalisierung des S&P 500. Derzeit sind es lediglich rund 14 %. Trotz der Rekordvolumina in absoluten Zahlen befinden wir uns also keineswegs in einer Ausnahmesituation. Im Gegenteil: Anleger halten derzeit unterdurchschnittlich hohe Cashreserven.

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Die alternative Interpretation der vorliegenden Daten ist dann also, eine Neubewertung des Aktienmarktes vorzunehmen, um eine Übereinstimmung mit den verfügbaren finanziellen Mitteln zu gewährleisten. In diesem Szenario wäre ein Abwärtspotenzial von 20 bis 30 Prozent beim S&P500 die Alternative. Schauen wir nächstes Jahr, wo die Reise hinging.