Die Junk-Bubble Teil 2: Vorfinanzkrisenwahnsinn und Hartgeld-Forum
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In Teil 1 dieser kleinen Serie wurden zwei Charts vorgestellt, welche einmal die absoluten Zinsen und das andere Mal den Abstand zu ausfallsicheren Staatsanleihen abbilden. Während das effektive Niveau der Ramschrenditen momentan neue Allzeit-Tiefs markiert, notieren die entsprechenden Spreads noch auf Levels oberhalb der Tiefs von vor der Finanzkrise.
Wenn man keinen entsprechenden Short-ETF parat hat, sorgt der Blick auf die folgende Grafik nicht unbedingt für spontan gute Laune, und es erfordert Beherrschung, um sich nicht postwendend mit zittriger Hand auf der Suche nach Rat ins Hartgeld-Forum zu klicken, denn was man hier sieht, verschlägt einem den Atem: Die Emission von Junk-Bonds hat sich doch tatsächlich seit der Finanzkrise mehr als verdoppelt.
Also lieber ganz schnell weiter zum nächsten Schaubild – doch Vorsicht, auch hier heißt es stark sein, denn diese hat es in sich. Dargestellt wird hier der sogenannte Covenant-Lite-Anteil an den Emissionen.
Sogenannte Cov-Lite-Bonds sind Produkte, bei denen der Geldgeber auf große Teile seines normalerweise vertraglich geregelten Kreditschutzes verzichtet. Beispielsweise muss der Emittent bei diesen Vereinbarungen unter anderem keine Loan to Value-Verhältnisse einhalten, bzw. melden.
Das Cov-Lite-Verhältnis ist ein exzellenter Indikator für die „Gier“ bzw. den Kaufdruck der Investoren. Wer zu Papieren mit derart unvorteilhaften Konditionen greift, ist entweder verzweifelt, naiv, oder verzweifelt naiv. Vor der Finanzkrise zeigte der Index kaum 30% an, mittlerweile ist er auf fast 60% explodiert. Die Anleger kaufen ein, als ob es kein Morgen gäbe, so scheint es.
Wie sieht es nun auf der Verkäuferseite aus, was stellen die Unternehmen mit den Mittelzuflüssen an? Dies ist eine ganz entscheidende Frage, denn man kann mit neuem Geld vernünftig haushalten, sich zum Beispiel günstig refinanzieren, wichtige Mergers tätigen, oder eben allerlei Unsinn anstellen.
Wie aus der folgenden Grafik hervorgeht, wird der Großteil der Einnahmen glücklicherweise wirklich (noch) für Refinanzierungen aufgewendet, obwohl dieser Trend auch wieder rückläufig ist. (Für 2014 liegen mir leider keine sauberen Daten vor). Trotz der negativen Tendenz zur Abwechslung doch ein eher beruhigend wirkender Chart, der im Gegensatz zu den vorhergehenden erfreulicherweise positiv zu werten ist.
Damit jetzt aber keine Euphorie entfesselt wird und sich unkontrollierte Begeisterung die Bahn bricht, habe ich noch einen vorletzten Chart konstruiert, welche die Schulden der Unternehmen ihrem Output gegenüberstellt und damit die Hebelung abbildet.
Hier wird es jetzt notgedrungen ein bisschen schwammig, denn wir verlassen den spezifischen Hochzinsbereich und scheren alle US-Unternehmen über einen Kamm. Der übergeordnete Trend ist aber allgemeingültig anwendbar und sieht leider überhaupt nicht gut aus.
Man erkennt sehr schön, dass die Unternehmen der USA sich wieder munter auf neue Allzeit-Hochs hochgehebelt haben. Dies ist zwar wie gesagt eine sehr oberflächige Betrachtung (und berüchtigt übrigens nicht die aktuelle Bargeldhortung, welche sich möglicherweise relativierend auswirken könnte), aber man kann davon ausgehen, dass für Junk-Unternehmen Gleiches, wenn nicht sogar Schlimmeres anzunehmen ist.
Bei den letzten beiden Charts hat man es also nacheinander mit dem Ausdruck von solidem Wirtschaftenun dem reinen Vorfinanzkrisenwahnsinn zu tun. Um diesen Widerspruch aufzulösen, wäre sicherlich eine weit tiefere Analyse von Nöten, mir persönlich drängt sich aber schon jetzt der Verdacht auf, dass hier auch von Unternehmensseite mit dem Feuer gespielt wird.
Um ganz zum Schluss den Bogen zum Anfang zu spannen noch ein allerletzter Chart , der die Konkursraten veranschaulicht.
Die Raten sind zwar sehr niedrig, aber es ist auf der anderen Seite auch nicht so, dass eine flächendeckende „Zombifizierung“ eingesetzt hat – glücklicherweise wird weiterhin gestorben, wie es sich für ehrliche Unternehmen gehört.
Zur weiteren Verteidigung der Werte kann man anführen, dass 08/09 ein großer Bereinigungsprozess stattgefunden hat. Wer diese Zeit überstanden hat, muss nicht gleich als Untoter gelten, nur weil er noch am Leben ist. Ich entscheide mich hier an dieser Stelle das Glas halb voll zu schimpfen, und freue mich über die geringe Anzahl an Firmenpleiten – die vorhergehenden Betrachtungen waren an sich schon deprimierend genug.
Ich hoffe der Leser wurde von der schieren Anzahl an Chart nicht erschlagen. Der abschließende Teil unter der Bezeichnung „Die Junk-Bubble Teil 3: Prophetische Worte einer Pop-Ikone“ wird etwas leichter zu verdauen sein und versucht zu klären, wie die Situation denn nun einzuschätzen ist.
Simon Hauser
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