Kommentar
15:10 Uhr, 05.03.2020

Die große Dollarschwäche

In den letzten Monaten musste man eher von Euroschwäche sprechen. Plötzlich wendet sich das Blatt. Was ist nun zu erwarten?

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
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  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,11827 $ (FOREX)

Der Dollar bzw. der Dollar Index bewegen sich seit fünf Jahren auf hohem Niveau. Es ist das erste Mal seit Ende des Goldstandards, dass sich der Dollar so lange Zeit als starke Währung zeigt. In früheren Zyklen hielten die Hochs immer nur für kurze Zeit. Kurz ist dabei relativ. Das letzte Mal als der Dollar stark war (zur Jahrhundertwende) dauerte die Topbildung zwei Jahre.

Fünf Jahre ist demgegenüber eine lange Zeit. Sie lässt sich aber erklären. Die US-Wirtschaft war im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen einfach stärker. Der Dollar Index misst den Dollar gegenüber mehreren Währungen, allerdings hat der Euro die mit Abstand höchste Gewichtung.

Die Wirtschaft der Eurozone schleppt sich inzwischen das zweite Jahr in Folge dahin. Die USA profitierten hingegen von sinkenden Steuern und steigenden Staatsausgaben. Im abgelaufenen Quartal wuchs die Wirtschaft der Eurozone nur noch um 0,1 %. In den USA lag das Wachstum bei 0,5 %.

Mit der stärkeren Wirtschaft kam auch eine restriktivere Geldpolitik. In der Eurozone wurden die Zinsen weiter gesenkt. In den USA erreichte der Leitzins mehr als 2 %. Das alles sprach für den Dollar Index, zumal auch zwei weitere Komponenten des Index klar zur Schwäche tendierten.

Das britische Pfund zeigte sich während der endlosen Brexitdebatte schwach. Das hat sich inzwischen relativiert, doch gegenüber der Zeit vor dem Referendum ist das Pfund immer noch schwach. Auch der kanadische Dollar tendiert seit Jahren zur Schwäche. Verantwortlich sind niedrige Ölpreise. Öl ist das Exportgut Nummer 1.

Es gab viele Gründe für einen starken Dollar. Wie aber sieht es aktuell aus? Aktuell wendet sich das Blatt. Die Geldpolitik wird in den USA lockerer. Das liegt nicht nur an den Zinssenkungen 2019 und in dieser Woche, sondern auch am Ausblick. Der Markt erwartet trotz der Notsenkung weitere Zinssenkungen.

Zusätzlich kauft die Notenbank wieder Anleihen. Diese Käufe finden sich in den Bankbilanzen wieder. Die Überschussreserven steigen, wenn die Notenbank Anleihen kauft. Die Veränderung der Reserven und der Dollar Index sind eng miteinander korreliert (siehe Grafik). In den letzten Wochen galt das allerdings nicht.

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Dafür war vor allem ein Faktor verantwortlich. Das US-Wachstum schien sich zu stabilisieren während die Eurozone auf eine Rezession zusteuerte. Auch die Angst vor dem Coronavirus hat die Nachfrage nach sicheren Häfen beflügelt. Die neuesten Wirtschaftsdaten lassen nun aber aufhorchen.

Demnach kühlt sich das Wachstum in den USA deutlicher ab als andernorts. In der Eurozone deutet alles auf Stagnation hin, wobei die Lage aktuell natürlich unsicher ist. Gleichzeitig spricht die Geldpolitik bereits jetzt für eine Dollarschwäche. Dass Anleger die Lage in Zukunft anders einschätzen als bisher, ist absolut denkbar.

So war der Euro in den letzten zwei Wochen im Vergleich zum Dollar ungewöhnlich stark. Normalerweise gewinnt der Dollar, wenn Panik um sich greift. In diesem Fall hat er verloren. Eine komplette Neubewertung könnte anstehen. Das ist ein langsamer Prozess. Der Dollar dürfte sich allerdings Richtung des unteren Bandes der Range der letzten fünf Jahre bewegen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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