Die EZB hat geliefert
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- EURO STOXX 50Kursstand: 3.058,50 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
München (GodmodeTrader.de) - Die EZB hat am Donnerstag weitere geldpolitische Lockerungen beschlossen, die deutlich über die Erwartungen des Marktes hinausgehen. Die EZB setzte die Einlagenfazilität auf einen Bereich von 0,1 bis minus 0,4 Prozent fest, reduzierte den Hauptfinanzierungszins um fünf Basispunkte auf null Prozent und die Spitzenrefinanzierungssatz um fünf Basispunkte auf 0,25 Prozent.
Die größere Überraschung war jedoch die Ankündigung, das Anleihekaufprogramm um 20 Milliarden Euro pro Monat auf 80 Milliarden Euro auszuweiten und insbesondere auch den Ankauf von Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Status zu erlauben, die von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors im Euroraum begeben werden. Dieser Schritt kommt unerwartet, wie Stefan Isaacs, Stellvertretender Leiter des Retail Fixed Interest Teams bei M&G Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Dagegen hätten die politischen Empfindsamkeiten, die vorausgegangenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Falken und Tauben im Rat und die Diskussion darüber, ob der Ankauf von Staatsanleihen überhaupt rechtmäßig sei, gestanden. Wie zu erwarten hätten die Anleihemärkte auf die Nachricht positiv reagiert, und die Credit-Spreads hätten sich verengt. Schließlich wolle die EZB vier neue und sehr umfassende langfristige Refinanzierungsprojekte mit einer Laufzeit von vier Jahren auflegen, heißt es weiter.
Indem sie mehr liefert als erwartet, dürfte die EZB das Vertrauen des Marktes stärken, die Kreditvergabe unterstützen und die Inflationserwartungen erhöhen. Mario Draghi wird es zwar nicht öffentlich zugeben, aber die EZB dürfte sich sehr wohl im Klaren darüber sein, dass sie ihr Arsenal zur Unterstützung der Wirtschaft weitgehend ausgereizt hat. Ohne Strukturreformen und finanzpolitische Maßnahmen wird es nicht gehen“, so die Einschätzung Isaacs.
Ähnlich bewertet auch Jean-Sylvain Perrig, Chief Investment Officer der Union Bancaire Privée (UBP), den EZB-Entscheid. Das Ausmaß der ergriffenen Maßnahmen zeige, dass das Vertrauen gering sei und immer noch stärkere Medizin vonnöten sei, um es wiederherzustellen, heißt es. „Wir würden stattdessen lieber Konjunturpakete seitens der Politik sehen, die Investitionen und Innovationen fördern”, so Perrig.
Weniger kritisch sieht dies Léon Cornelissen, Chefvolkswirt der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco. „Die Beschlüsse sind ein geschickter Schachzug zur Förderung der Kreditvergabe durch Banken“, heißt es in einem aktuellen Kommentar. Der Umfang der Maßnahmen sei eine Überraschung gewesen. „Die Märkte haben diesen Schritt begrüßt. Die EZB hat es anders als im Dezember geschafft, an der Oberseite zu überraschen. Damit hat Draghi auch seine Glaubwürdigkeit wieder hergestellt.“
„Alles in allem war dies wirklich mehr als wir erwarten und erhoffen konnten. Unterm Strich wird dies Wachstum und Inflation ankurbeln und tut wahrscheinlich auch mehr für die Finanzmärkte der Eurozone als alles andere“, meint Wouter Sturkenboom, Senior Investment Strategist bei Russell Investments. Mit Blick nach vorn ist der Investmentexperte jedoch skeptisch, was die EZB noch weiter tun könne. „Die EZB hat nun all ihr Pulver verschossen, lassen Sie es uns genießen, solange es wirkt.“
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