Fundamentale Nachricht
14:10 Uhr, 13.12.2022

„Die Bank of England muss viele Bälle in der Luft halten“

Im Vorfeld zu der Zinsentscheidung der Bank of England schätzt Howard Cunningham, Fixed Income Portfolio Manager bei Newton IM, einer Gesellschaft von BNY Mellon Investment Management, die aktuelle Situation in Großbritannien ein.

"Die Kalibrierung der Zinsentscheidung ist derzeit eine besondere Herausforderung, da die Bank of England viele Bälle in der Luft, bzw. Dinge in Bewegung halten muss. Sie ist immer noch dabei, die Notkäufe langlaufender und indexgebundenen Staatsanleihen vom September und Oktober rückgängig zu machen und die APF-Bilanz (Asset Purchase Facility) im Rahmen der geldpolitischen Straffung weiter zu reduzieren, während sie mit einer immer noch hohen Inflation und einem angespannten Arbeitsmarkt zu kämpfen hat. Gleichzeitig ist Wohnraum immer weniger erschwinglich und das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen schwindet. Daher ist eine Dreiteilung oder sogar eine Vierteilung der Einschätzungen unter den Mitgliedern des geldpolitischen Komitees (Monetary Policy Committee, MPC) wahrscheinlich.

Wir teilen die Ansicht des Marktes, dass sich die Mehrheit auf eine Zinserhöhung um 0,5 % einigen wird. Auf der vergangenen Sitzung wehrte sich das MPC noch gegen die Vorstellung, dass die Zinssätze einen Höchststand von 5 % oder mehr erreichen würden. Wir wären jedoch überrascht, wenn das Komittee dieses Mal ähnlich zurückhaltend wäre, da der vom Markt implizierte Höchststand bis Mitte 2023 auf 4,5 % zurückgegangen ist. Die Inflationserwartungen für die nächsten zwei und fünf Jahre steigen weiter an, und auch die Lohnzuwachserwartungen sind sowohl bei Arbeitnehmern als auch bei Arbeitgebern weiterhin hoch.

Obwohl das Pfund Sterling in diesem Quartal deutlich an Wert gewonnen hat, was den Inflationsdruck etwas verringert hat, könnte es leicht wieder an Boden verlieren, wenn die Zinsdifferenzen infolge einer zurückhaltenden Interpretation der Sitzung ungünstiger werden. Dazu kommt ein sehr hohes Netto-Emissionsvolumens von Staatsanleihen in nächster Zeit und der Umstand, dass weniger preissensible Investoren wie die Bank of England eine geringere Rolle spielen. Das Vereinigte Königreich wird deshalb seinen Beitrag leisten und zeigen müssen, dass es die Inflation ernsthaft bekämpfen will.“

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten