Kommentar
10:17 Uhr, 02.12.2010

Der unverwundbare DAX

Griechenland im Frühjahr, Irland im Winter. Das ist nicht etwa die jüngste Empfehlung für Europatouristen, sondern Teil einer Problematik, mit der sich derzeit weltweit viele Investoren auseinandersetzen: "Geht das mit der Eurozone im kommenden Jahr etwa genauso weiter?", hört man Anleger teils verunsichert, teils erstaunt fragen. Die Meinungen hierzu sind höchst unterschiedlich. Die Reaktionen der Märkte auch. Zunächst richtete sich der Blick auf die Einheitswährung. Wie sind die Euro-Händler mit den jüngsten Bedrohungen umgegangen? Sie erlebten ein wahres Wechselbad der Gefühle. Erst schob sich der Euro zu Monatsbeginn in Richtung seines Jahreshochs, dann folgte eine Abwärtsbewegung, die einer Kopie des Mai- Ausverkaufs glich, als Griechenland die Märkte erschütterte. Nun liegt natürlich nahe, andere Märkte ebenfalls mit den Aktivitäten aus Mai zu vergleichen, um entsprechende Parallelen zu finden. Aber Ähnlichkeiten finden sich ansatzweise bestenfalls beim Euroland Aktienbarometer Euro-Stoxx50. Wer glaubt, dass beispielsweise Anleihen ähnlich wie im Frühjahr reagiert hätten, sieht sich getäuscht. Von wegen "sicherer Hafen". Die Devise lautete diesmal nicht Flucht in, sondern Flucht aus sicheren Bundesanleihen.

Umso wichtiger nun die Frage: Was haben DAX-Anleger aus dieser verzwickten Situation gemacht? Antwort: Zunächst einmal ein neues Jahreshoch. Ein elfprozentiger Kurseinbruch, wie wir ihn Ende April/Anfang Mai erleben mussten, ist dem Index diesmal erspart geblieben. Es gab lediglich zweimal zwei aufeinanderfolgend schwache Tage - die ersten beiden der vergangenen bzw. dieser Woche. Allerdings handelte es sich - alles in allem - nur um bescheidene Kursverluste in der Größenordnung von 3 bzw. 3,5 Prozent. Entsprechend macht der DAX nicht den Eindruck, in seiner Rolle als einer der derzeit attraktivsten und performance-freundlichsten Aktien-Indices der Welt geschwächt worden zu sein. Weder durch den Kursrückgang noch durch die jüngste Euro-Krise.

Dieser Eindruck verstärkt sich zudem beim Blick auf die Erwartungshaltung der Akteure, die im deutschen Aktienmarkt zu Hause sind. Die aktuelle Marktstimmung heimischer Vermögensverwalter, die regelmäßig von der Börse Frankfurt befragt werden, zeigt nicht die geringste Veränderung zur Vorwoche. Der Bull/Bear-Index verharrt auf verhältnismäßig hohem Niveau. Geringe Aktivitäten gab es dennoch. Bullen und Bären haben einen leichten, zweiprozentigen Zulauf erfahren. Da sich beide Verschiebungen zu gleichen Teilen auf Kosten der Neutralen ergeben haben, ist der Gesamtoptimismus aber unverändert geblieben. Dies gibt zu denken. Wenn schon die Krise um Irland nicht negativ auf das Gemüt der DAX- Anleger durchschlagen kann, was dann? Haben deutsche Aktien etwa in Drachenblut gebadet? Unverwundbar sind sie sicherlich nicht, aber ihre relative Stärke ist auffallend. Sie hat sicherlich mit der außerordentlich guten Verfassung der deutschen Volkswirtschaft einerseits zu tun. Andererseits ist seit einiger Zeit zu beobachten, dass immer mehr Analysten sich dem generellen Trend, Aktien zu favorisieren, beugen und deshalb diese Asset-Klasse ihren Kunden besonders ans Herz legen. Der DAX hat sich mittlerweile den Rang des "Investors Darling" erarbeitet. Wie schon in der letzten Woche vermutet, stellt auch weiterhin der gegenwärtige Optimismus keine größere Bedrohung für neue Jahreshochs, eventuell sogar für eine Jahresschlussrallye dar. Aber wie Jung-Siegfried besitzt auch der DAX irgendeine verwundbare Stelle. Bleibt nur zu hoffen, dass sie noch lange unentdeckt bleibt.

Die gesamten DAX und TecDAX Sentiment-Index erhalten Sie kostenfrei hier als PDF-Downloadhttp://www.wgz-zertifikate.de/de/wgzbank/downloads/zertifikate/webvideo/sentiment-index.pdf

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