Kommentar
11:52 Uhr, 08.05.2019

Der Ölpreis kann doch nur fallen - oder?

Vieles spricht für einen steigenden Preis, trotzdem ging es zuletzt genau in die andere Richtung. Was steckt dahinter?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 61,215 $/Barrel (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl - WKN: 792451 - ISIN: XC0007924514 - Kurs: 61,215 $/Barrel (Commerzbank CFD)

Die OPEC und Russland entziehen dem Markt Öl, der Iran fällt größtenteils wegen Sanktionen aus und auch in den USA wird die Fördermenge im Sommer fallen. Intuitiv erwartet man steigende Preise. Die Preise sind auch bis April kräftig gestiegen, doch nun beginnen sie wieder zu fallen. Das muss man erst einmal erklären...

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Und man kann es erklären. Trotz aller Bemühungen der Fördermengenbegrenzung bleibt der Markt mit Öl überversorgt. Kaum etwas beschreibt die Überversorgung so gut wie der Rohöllagerbestand in den USA (Grafik 1). Seitdem die USA ein großer Produzent sind, verlaufen Ölpreis und Lagerbestand Hand in Hand. Steigt der Lagerbestand, ist das ein Zeichen dafür, dass das Angebot höher ist als die Nachfrage. Der Preis von Öl fällt entsprechend.

Seit Jahresbeginn gibt es nun eine Divergenz. Der Lagerbestand steigt. Im Normalfall hätte der Preis daraufhin sinken müssen. Das tat er nicht. Der Grund dafür waren die Förderkürzungen und Sanktionen gegen den Iran und Venezuela. Diese Sanktionen sind nun eingepreist. Das Überangebot bleibt derzeit jedoch bestehen.

Dass der Iran kaum noch Öl exportieren kann, trifft den Weltmarkt weniger hart als befürchtet. Es ist auch nicht der erste Versorgungsschock, den der Markt gut verkraftet. Die vier Problemländer, Nigeria, Libyen, Venezuela und Iran, haben immer wieder für große Angebotsschwankungen gesorgt (Grafik 2). Das hat weder 2011, noch 2014 oder eben jetzt für einen merklichen Engpass gesorgt. Die Angst vor einer Ölknappheit ist übertrieben.

Spekulanten hat das nicht davon abgehalten in die Vollen zu gehen. Nachdem die rekordhohe Longpositionierung im vergangenen Jahr abgebaut wurde, kam es in den letzten drei Monaten zu einem massiven Rebound. Inzwischen ist der Markt schon wieder so dermaßen long, dass die Rekordhochs in greifbarer Nähe sind (Grafik 3). Wenn jeder long ist, wer soll dann noch kaufen?

Die Fördermengenkürzung der OPEC, Russlands und gezwungene Knappheit (Iran, Venezuela) sind längst eingepreist. Gleichzeitig bleibt der Markt überversorgt und Anleger sind sehr einseitig positioniert. Das alles spricht tendenziell dafür, dass der Preis von Öl weiter unter Druck kommen wird.

Anhaltende Preisschwäche in den kommenden Wochen wäre alles andere als überraschend. Danach muss man weitersehen. Vieles hängt davon ab wie stark die Produktion in den USA im Sommer zurückgeht und wie diszipliniert die OPEC+ ihre Fördermengenbegrenzung durchhält.

Kommt es zu keinen unvorhergesehenen Veränderungen wird der Ölpreis in den kommenden Wochen weiter unter Druck bleiben. Der WTI Preis könnte Richtung 50 Dollar fallen. Von dort aus ist ein neuerlicher Aufwärtstrend zu erwarten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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