Fundamentale Nachricht
11:29 Uhr, 10.12.2014

„Der Ölpreis hat die Talsohle bald durchschritten“

Bis Jahresende dürften sich die Ölpreise nach Einschätzung der Investec-Experten Tom Nelson und Charles Whall um ein Mittel von 70 US-Dollar pro Barrel für die Sorte Brent bewegen.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 66,42 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Köln (BoerseGo.de) - Nach der Entscheidung der OPEC, an ihren Förderquoten festzuhalten, dürfte der Ölpreis seine Talsohle bald durchschritten haben. Das ist die Einschätzung von Tom Nelson und Charles Whall von Investec Asset Management. „Wir glauben weiterhin, dass das Ölangebot mit der Nachfrage auf mittlere Sicht nicht Schritt halten kann. Dieser Punkt könnte nun sogar noch schneller erreicht werden“, erklärt Nelson, der gemeinsam mit Whall den Investec GSF Global Energy Fund verwaltet. Die OPEC wolle die Ölpreise niedrig halten und das Produktionswachstum außerhalb des Förderkartells verlangsamen. Derzeit wird das Produktionswachstum beinahe ausschließlich durch Schieferöl aus den USA generiert. Schon jetzt zwängen die fallenden Ölpreise die junge Schieferöl-Branche, die Investitionen zurückzufahren.

Die Fondsmanager rechnen damit, dass die Förderunternehmen nur 30 Prozent ihrer Kapitalausgaben für Wachstum aufwenden könnten. Daher könnte das Produktionswachstum in den USA ab der zweiten Jahreshälfte 2015 fallen und bis Jahresende sogar zum Stillstand kommen. „Die OPEC erwartet, dass das Angebot aus den Nicht-OPEC-Staaten 2015 um 1,36 Millionen Barrel steigen wird. Doch wir glauben, dass diese Zahl noch niedriger ausfallen wird. Da zugleich nicht mit Entspannung auf der Nachfrageseite zu rechnen ist, dürfte der Ölpreis im neuen Jahr wieder schrittweise zu steigen beginnen“, schätzt Charles Whall.

Nach der Entscheidung hätten die Ölpreise überkorrigiert. Bis Jahresende dürften sie sich nach Einschätzung der Investec-Experten um ein Mittel von 70 US-Dollar pro Barrel für die Sorte Brent bewegen. Dann dürfte die steigende Nachfrage durch die Wintersaison greifen und der Ölpreis im ersten Quartal 2015 einige Unterstützung in Richtung 75 US-Dollar pro Barrel Brent erhalten. „Wir erwarten, dass sich der Brent-Preis 2015 dann quartalsweise von 75 US-Dollar hin zu 80, 85 und 90 US-Dollar entwickelt, was einen Jahresschnitt zwischen 80 und 85 US-Dollar bedeuten würde“, fasst Tom Nelson seine Erwartungen zusammen. 2016 könnte der Ölpreis dann weiter auf über 115 US-Dollar pro Barrel steigen. „Die Entscheidung der OPEC die Funktionsweise der Ölmärkte kurzfristig verändert, und dieser Effekt wird sowohl zu positiven wie auch negativen Übertreibungen führen. Ganz offensichtlich sehen wir uns gerade letzterem gegenüber, aber wir denken, dass der Ölpreis die Investoren bald wieder positiv überraschen wird“, so Nelson.

Kurzfristig dürfte vor allem die steigende Nachfrage den Ölpreis stabilisieren. Diese sei bereits jetzt stärker als noch im September und Oktober. Die Vorräte an Raffinerieerzeugnissen sind gesunken, die Margen der Raffinerien sind gestiegen und die Auslastung hat sich stark erhöht. So habe sich etwa die Nachfrage aus Japan durch die Erhöhung der Konsumsteuern über den größten Teil des dritten Quartals um 20 Prozent verringert. Den neuesten Daten zufolge hat sie nun jedoch wieder normalisiert, denn die Benzinvorräte liegen um zehn Prozent unter dem tiefsten Stand der vergangenen fünf Jahre. „Wir erwarten, dass die globale Nachfrage 2015 um ein bis 1,3 Millionen Barrel pro Tag ansteigen wird, womit der Trend nach einem schwachen Jahr 2014 wieder hergestellt wäre“, erläutert Charles Whall.

Die aktuelle Verkaufswelle im Ölsektor sei durch die überraschenden Maßnahmen der OPEC ausgelöst worden. Hinsichtlich Sentiment, Positionierung und Bewertungen sei die Talsohle erreicht. Whall und Nelson glauben daher, dass sich auch die Aktienkurse im Sektor in Erwartung steigender Preise wieder erholen werden. „Diese Erholung dürfte sowohl schneller als auch stärker ausfallen, als viele Marktteilnehmer erwarten, genau wie es bei der Verkaufswelle der Fall war“, betont Nelson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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