Fundamentale Nachricht
17:42 Uhr, 12.07.2019

Der chinesische Drache wankt

Die Exporte Chinas gingen im Juni angesichts des verstärkten Drucks der USA zu, während die Importe einer schwachen Inlandsnachfrage gegenüberstehen. Chinas Wirtschaft ist schweren Belastungen ausgesetzt.

Peking (Godmode-Trader.de) - Chinas Hersteller kämpfen mit einer schleppenden Nachfrage im In- und Ausland. Dazu droht eine im Mai angekündigte scharfe US-Zollerhöhung, die bereits dünnen Gewinnmargen weiter zu drücken, was die Einschätzung bestärkt, dass Peking bald neue Konjunkturstimuli ankündigen muss.

Die Exporte Chinas fielen im Juni zwar mit 1,3 Prozent im Vorjahresvergleich nicht so gravierend, wie Analysten mit einem Rückgang von zwei Prozent erwartet hatten. Aber der überraschende Anstieg im Vormonat Mai konnte nicht wiederholt werden, wie Daten der Nationalen Zollbehörde von Freitag zeigen. Die Importe sanken um 7,3 Prozent. Das war ein deutlicherer Rückgang als von Ökonomen prognostiziert und nach dem Rückgang von 8,5 Prozent im Mai ist offensichtlich, dass die Inlandsnachfrage trotz einer Vielzahl von wachstumsfördernden Maßnahmen seit dem letzten Jahr weiterhin auf wackeligen Füßen steht. China verzeichnete im vergangenen Monat einen Handelsüberschuss von 50,98 Mrd. Dollar, nach einem Überschuss von 41,66 Mrd. Dollar im Mai. Analysten hatten für Juni ein Positiv-Saldo von 44,65 Mrd. Dollar erwartet.

Besonders dramatisch sehen die Zahlen im direkten Handel mit den USA aus. Der Austausch von Gütern zwischen beiden größten Volkswirtschaften brach im Juni um mehr als 13 Prozent ein. Chinas Importe aus den USA mussten ein massives Minus von 31,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hinnehmen. Chinesische Exporte in die USA gingen deutlich um 7,8 Prozent zurück. Im ersten Halbjahr 2019 stieg Chinas Handelsüberschuss mit den USA insgesamt um rund fünf Prozent auf 140,48 Mrd. Dollar, nach mit 133,76 Mrd. Dollar im gleichen Zeitraum 2018. „Die jüngste US-Zollerhöhung hat offensichtlich zu dem Rückgang der Exporte Chinas im Juni beigetragen, ebenso wie eine breitere Abschwächung der Auslandsnachfrage", kommentierte das Analysehaus Capital Economics. „Wir gehen davon aus, dass das globale Wachstum erst im nächsten Jahr seinen Tiefpunkt erreicht. Und obwohl der Waffenstillstand zwischen Trump und Xi Jinping bei dem G20-Gipfel Ende vergangenen Monats die unmittelbare Bedrohung weiterer US-Zölle vorerst unwahrscheinlich macht, bleibt unser Basisszenario, dass die Handelsgespräche in Kürze erneut ergebnislos abgebrochen werden, was neue Zollabgaben zur Folge haben dürfte".

Der Juni war der erste volle Monat mit höheren US-Zöllen auf weitere 200 Mrd. US-Dollar chinesischer Waren, die Washington Wochen zuvor aufgelegt hatte, nachdem die Handelsgespräche zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt abrupt gestoppt worden waren. Obwohl sich beide Seiten Ende Juni darauf geeinigt haben, die Verhandlungen wieder aufzunehmen, und Washington versprach, von zusätzlichen Abgaben vorerst abzusehen, sind die bis dato bestehenden Zölle weiter in Kraft.

Mit Blick auf die neue Runde der Handelsgespräche ist wenig Optimismus angebracht. Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind nach wie vor uneins über zahlreiche wichtige Fragen, die für ein Abkommen unabdingbar sind, was das Risiko einer längeren und kostspieligeren Auseinandersetzung erhöht.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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