Fundamentale Nachricht
14:28 Uhr, 08.10.2014

Deflation: Gefahr gebannt

Stabile Rohstoffpreise und ein sich verbessernder Arbeitsmarkt sind für den britischen Vermögensverwalter LGIM Anzeichen dafür, dass die Notenbanken die Deflationsrisiken in den Griff bekommen.

Köln (BoerseGo.de) . Der weltweite Kampf gegen die Deflationsrisiken wird schon bald vor einem Ende stehen. Die Chancen, dass die Preise spätestens im kommenden Jahr zumindest moderat anziehen werden und damit die Phase stagnierender oder sogar rückläufiger Inflationsraten zu Ende gehen wird, sind weitaus größer als von vielen Notenbanken und Regierungen aktuell angenommen. Zu dieser Einschätzung kommt James Carrick, Volkswirt beim britischen Asset-Manager Legal & General Investment Management (LGIM) in seinem aktuellen makroökonomischen Investmentausblick. „Wir denken, dass die konjunkturelle Schwäche der Weltwirtschaft weit weniger ausgeprägt ist, als es der Einschätzung der meisten Notenbanken entspricht“, sagt James Carrick. „Unser makroökonomisches Modell signalisiert, dass der Trend der globalen Inflation mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit drehen und wieder in eine Aufwärtsbewegung gehen wird.“

Als Beleg für seine Prognose führt der LGIM-Experte die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den großen Volkswirtschaften an. „Global gesehen hat sich die Kerninflationsrate im vergangenen Jahr auf niedrigem Niveau stabilisiert“, so Carrick. „Die Daten für die vergangenen vier Monate liegen allerdings über dem Durchschnittswert für 2013. Das zeigt, dass unser Prognosemodell vergleichsweise verlässliche Hinweise darauf liefert, dass der Abwärtstrend gestoppt ist.“

Zwar gibt es nach Beobachtungen des LGIM-Experten in puncto Preisentwicklung durchaus Unterschiede im Vergleich einzelner Volkswirtschaften beziehungsweise Währungsräumen, was vor allem auf eine unterschiedliche konjunkturelle Dynamik zurückzuführen ist. „Global agierende Investoren schauen allerdings vor allem auf den Zustand der US-Wirtschaft – und dort ist nicht zu übersehen, dass die Kerninflationsrate seit geraumer Zeit wieder steigt.“ Aber auch in Japan und Großbritannien zeigt der Preistrend Carrick zufolge eher wieder nach oben. Dagegen liegt die Preissteigerungsrate in der Eurozone nach Beobachtungen des LGIM-Experten derzeit auf einem bedenklich niedrigem Niveau. Daher müsse dort nach Meinung von Carrick die Europäische Zentralbank (EZB) bereit sein, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.

Für den Trendwechsel an der Preisfront sind Carrick zufolge vor allem zwei fundamentale Faktoren ausschlaggebend: die Stabilisierung der Rohstoffpreise und zunehmende Schwierigkeiten von Unternehmen, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. „Wir haben eine Reihe von Indikatoren in unserem Modell getestet, von denen wir feststellen mussten, dass es unterschiedlich lang braucht, bis sich deren Einfluss erkennbar in den Inflationsdaten bemerkbar macht“, erklärt der Ökonom das Prognosemodell des britischen Vermögensverwalters. „Unsere Analyse hat jedoch gezeigt, dass der globale Arbeitsmarkt die stärksten Impulse liefert. In dem Zusammenhang beobachten wir, dass derzeit so viele Unternehmen über Fachkräftemangel klagen wie zuletzt 2006 – dem letzten zyklischen Hoch der Weltkonjunktur.“

Ein zweiter Faktor sei, dass die Rohstoffpreise ihren scharfen Preisrückgang seit 2011 gestoppt haben. „Das hat in den beiden vergangenen Jahren erheblich dazu beigetragen, den Inflationsdruck gering zu halten“, erläutert Carrick. „Wenn sich die Rohstoffpreise, so wie derzeit zu beobachten, stabilisieren, bedeutet das nichts anderes, als dass von dieser Seite aus die Kerninflation nicht mehr gebremst wird.“

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten