Kommentar
11:38 Uhr, 13.12.2010

DAX trotzt europäischer Verunsicherung

"Anleger flüchten in Aktien" hat ein deutsches Wirtschaftsblatt kürzlich getitelt. Offensichtlich finden viele Marktteilnehmer bei europäischen Staatsanleihen nicht mehr die gewünschte Sicherheit und entscheiden sich stattdessen für Aktien - für deutsche Aktien. Sogar die Bundesanleihe, die lange als letzter Zufluchtsort in der Krise galt, scheint für manchen nicht mehr die erste Wahl zu sein. Am Mittwoch kletterte die Rendite zehnjähriger Papiere gar über die Marke von drei Prozent. Das ist nach wie vor nicht viel, doch der rund 40-prozentige Anstieg der Rendite seit diesem Sommer spricht Bände.

Doch warum die Unsicherheit und die hohen Schwankungen an den Anleihemärkten? Dieser Tage hängt viel von den Worten der europäischen Politiker ab und die sprechen derzeit nicht gerade mit einer Stimme. Mehr noch: Was Europa eigentlich verbinden sollte - der Euro nämlich - spaltet die Politiker zusehends. Die Staatschefs und Finanzminister sind sich alles andere als einig, wie die Währungsgemeinschaft am besten zu stabilisieren ist. Der Vorschlag von Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, eine gemeinsame europäische Anleihe zu emittieren, lehnte Berlin rundheraus ab. Sehr zum Unmut Junckers. Er wetterte: "Deutschland denkt da ein bisschen simpel." Man habe den Vorschlag abgelehnt, ohne ihn vorher zu studieren. Diese Art, in Europa Tabuzonen zu errichten, sei sehr uneuropäisch. Die Reaktion von Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ nicht lange auf sich warten: Sie forderte eine sachliche Debatte.

Der deutsche Leitindex schlägt sich mehr als wacker - gilt er doch längst als ein sicherer Hafen innerhalb der gebeutelten Eurozone. Er erreichte am Dienstag sogar den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Und auch für nächstes Jahr sind die Marktauguren äußerst optimistisch. Auf die Frage, was Anleger im kommenden Jahr unbedingt im Depot haben sollten, antworten 90 Prozent aller Investmentprofis ohne zu Zögern: deutsche Aktien. Das ist das eindeutige Ergebnis einer Umfrage der Münchner V-Bank unter 160 Vermögensverwaltern. Im Schnitt rechnen die Strategen mit einem DAX-Stand Ende 2011 von 7.600 Punkten. Sogar Kursziele von 8.000 oder gar 9.000 Punkten machen die Runde. Der Anlage-Tipp der Vermögensverwalter ist aber zuallererst ein Spiegel ihrer eigenen Positionen. Viele sind bereits bullish engagiert, auch wenn ihre Käufe so kurz vor Jahresende nicht mehr allzu groß ausgefallen sein dürften. Das Potenzial für den DAX reicht daher weiterhin bis 7.150/55 (marginal adjustiert). Der positive Ausblick wird durch die 6.750er Marke geschützt.

Alle in diesem Dokument genannten Preisniveaus verlieren bei einem Durchstoß von zehn Punkten ihre Gültigkeit.

Die gesamte Analyse des DAX, EuroStoxx50® und S&P 500 aus dem Blickwinkel der verhaltensorientierten Forschung erhalten Sie kostenfrei hier als PDF-Download.

Börse TV: Schärfen Sie Ihren Blick für die Märkte mit Behavioral Finance. Jetzt WGZ Cognitrend TV einschalten.

Entdecken Sie die Zertifikate der WGZ BANK.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen