Kommentar
10:17 Uhr, 10.02.2011

DAX-Stimmungstief "Hausmacher Art"

Es ist zwar erst Anfang Februar und somit noch viel zu früh, sich damit zu beschäftigen, was der Aktienmarkt dieses Jahr schon alles durchlaufen hat. Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass der DAX bereits einige der sogenannten "Event-Risks" mit Bravour gemeistert hat. Alleine in der Berichtswoche waren das einerseits die EZB-Ratssitzung und nur 24 Stunden später der zweite US-Arbeitsmarktbericht des laufenden Jahres. Besonders da Letzterer nicht annähernd die Erwartungen des Marktes erfüllt hat, hielten einige Akteure erst einmal den Atem an. Denn der DAX und im Übrigen auch der US-Aktienmarkt haben seit vergangenem September reichlich zugelegt - beide um über 25 Prozent. Deshalb hatte so mancher Marktbeobachter ernste Bedenken, dass dies nun der Zeitpunkt sein könnte, an dem eine Abwärtskorrektur losgetreten wird. Wahrscheinlich war dies auch der Grund, warum sich so viele Finanzmarktjournalisten fast täglich auf die Krise in Ägypten einschossen. Ständig war davon die Rede, der DAX würde durch die Vorfälle in Nordafrika "belastet". Der Blick auf den Februarhandel zeigt aber, dass es fast ausschließlich Tage mit Pluszeichen gab. Dies ist nicht die einzige Kurzfriststatistik, die sich sehen lassen kann: Seit den ersten Januartagen hat der DAX sich schon ein dämpfendes Polster von über 7 Prozent Kursgewinn geschaffen. Angst oder Zurückhaltung sieht jedenfalls anders aus.

Daher dürfte auch weder Angst noch Zurückhaltung die Ursache für den deutlichen Rückgang der Marktstimmung gewesen sein. Während der DAX sich heute Morgen auf ein neues Dreijahreshoch geschoben hat, fällt die Marktstimmung der institutionellen Anleger auf das niedrigste Niveau seit August 2010. Der kräftige Rückgang überrascht uns etwas. Ganz aus heiterem Himmel kommt er aber nicht. Seit zwei Wochen stagniert der Stimmungspegel bereits auf durchschnittlichem Niveau, was nicht wirklich zum Kursgeschehen passt. Und überhaupt: In den letzten Wochen kam niemals richtig gute Laune auf, was bei so einem gelungenen Start ins neue Börsenjahr ebenfalls ungewöhnlich ist. Nach der heutigen Erhebung ist die Stimmung so kräftig abgerutscht, dass nicht mehr viel fehlt, um allgemeinen Pessimismus auszurufen. Nur noch 5 Prozent trennen Bullen- und Bärenlager. Die abgewanderten Optimisten (9 Prozent) haben dabei fast alle eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen.

Warum die befragten Investmententscheider jegliche Zuversicht verloren haben, bleibt unklar. Vom DAX-Index werden sie regelrecht verwöhnt, von Hiobsbotschaft en verschont und zudem schwärmt noch die ganze Welt vom deutschen Aufschwung. Eigentlich wäre dies ein Umfeld zum Jubeln und irgendwann natürlich auch zum Kasse machen. Letzteres ist aber wahrscheinlich schon längst passiert. Allerdings zu früh, womöglich weil man heimische Aktien unterschätzt hat. Wer nach ein paar Prozent Kurszuwachs Gewinne eingestrichen hat - und auf Verkaufsaktivitäten deutet der ehemalige Konsolidierungsdeckel bei 7.165 aus der zweiten Januarhälfte hin - kann nun weder fröhlich noch zuversichtlich dreinblicken, wenn der DAX ohne ihn weiter nach oben läuft. Das gegenwärtige Stimmungstief scheint also ein hausgemachtes Problem der Befragten zu sein und nicht eins, das auf externen Faktoren beruht. Die Institutionellen werden ihre Einstellung vermutlich erst ändern, wenn der DAX wieder billiger zu haben ist. Anzeichen dafür gibt es allerdings noch keine.

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