DAX: Sold in May – und nun?
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Eine bekannte Börsenweisheit sagt, dass sich Anleger im Mai vom Aktienmarkt verabschieden und erst im September wieder zurückkehren sollten. In diesem Jahr hat sich diese Regel bislang nur bedingt als nützlich erwiesen. Zwar kam es gegen Mitte Mai beim DAX infolge von Gewinnmitnahmen, negativer US-Vorgaben und eines stärkeren Euros tatsächlich zu einer moderaten Korrektur, die dem deutschen Leitindex in der Spitze rund 350 Punkte gekostet hat. Doch wer sich von den Verkäufen hat anstecken lassen, dürfte darüber nicht mehr ganz so glücklich sein. Die Verluste waren nicht nur schnell wieder wettgemacht, der DAX hat darüber hinaus Anfang Juni auch noch ein neues Allzeithoch markiert. Dies zeigt, dass Börsengebote wie „Sell-in-May“, wenn überhaupt, dann nur sehr eingeschränkt als Grundlage für Investmententscheidungen dienen können. Zwar zeigen historische Untersuchungen, dass die Sommermonate im langjährigen Schnitt tatsächlich zu den schwächeren Perioden im Jahr gehören. Ein Automatismus lässt sich daraus aber nicht ableiten.
Neue DAX-Rekorde in Sicht?
Erfolgsversprechender ist es, sich vor Anlageentscheidungen mit dem Börsenumfeld sowie den kurz- bis mittelfristigen Perspektiven zu beschäftigen. Und gerade diesen Aspekt betreffend, sprechen einige Argumente dafür, dass der DAX in den kommenden Wochen und Monaten für weitere Rekorde gut sein könnte. Zum einen befindet sich die Konjunktur in der Eurozone in einer so guten Verfassung wie schon lange nicht mehr. Die Erholung verlaufe solide und breit, zeigte sich unlängst EZB-Chef Mario Draghi über die wirtschaftliche Entwicklung erfreut. Zum anderen deuten zahlreiche Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex oder der Markit-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone darauf hin, dass die Wirtschaft auf Wachstumskurs bleiben wird. Hinzu kommt, dass nach der Wahl von Europa-Befürworter Emmanuel Macron zum französischen Staatspräsidenten ein großer Unsicherheitsfaktor aus dem Markt genommen wurde.
Run auf Europa
Weil europäische beziehungsweise deutsche Aktien im Vergleich zu US-Titeln noch als vergleichsweise günstig bewertet gelten, finden auch immer mehr angelsächsische Investoren Gefallen an kontinentaleuropäischen Titeln. Jüngstes Beispiel: Ende Mai hat sich eine Tochtergesellschaft von Warren Buffets Investmentfirma Berkshire Hathaway mit drei Prozent an dem Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess beteiligt. Dass der alte Kontinent bei internationalen Investoren wieder en vogue ist, zeigen auch aktuelle Marktdaten. Demnach flossen allein im April 1,6 Milliarden Euro in Indexfonds (ETFs) mit dem Schwerpunkt „Aktien Eurozone“, während ETFs mit dem Fokus Nordamerika Abflüsse im Volumen von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro verzeichnet haben.
Positive Anlegerstimmung
Natürlich gibt es bei europäischen Aktienanlagen weiterhin gewisse Risikofaktoren zu beachten, wie etwa die anstehenden Austrittsverhandlungen der Briten mit der EU oder einer möglichen Verschlechterung der Handelsbeziehung mit den USA. Auch ist nicht auszuschließen, dass die EZB früher als erwartet mit der Normalisierung der Geldpolitik beginnen könnte. Alles in allem überwiegen derzeit aber wohl die positiven Faktoren. So sehen es auch die Anleger. Deren Stimmung ist aktuell überaus optimistisch, wie verschiedene Umfragen belegen.
Verpasste Gewinne nachholen
Bleibt die Frage, wie sich Anleger verhalten sollen, die im Mai verkauft haben und den Markt derzeit von der Seitenlinie aus beobachten. Wer den Kursanstieg seit Mitte Mai nachholen will und einen gewissen Mut zum Risiko nicht scheut, kann mit einer Reihe von Anlageinstrumenten überproportional bei einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung profitieren. Dazu zählen zum Beispiel Hebelprodukte wie Call-Optionsscheine oder Turbo-Bull-Papiere. Nicht ganz so spekulativ sind Outperformance-Zertifikate. Diese Produkte nehmen mit einer vorab bekannten Partizipationsrate, zum Beispiel 150 Prozent, an den Bewegungen des zugrunde liegenden Basiswerts wie etwa dem DAX teil. Geht die Strategie dagegen nicht auf, sind die Verluste für gewöhnlich nicht größer als beim Basiswert selbst.
Wie auch immer sich Anleger weiterhin an den Märkten positionieren: Sie sollten beachten, dass griffige Faustformeln wie beispielsweise „Sell-in-May“ zwar teils eine gewisse historische Signifikanz haben, jedoch nie als absolute Wahrheit gesehen werden sollten.
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