DAX SENTIMENT INDEX: DAX-Zug verpasst
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Viele Marktteilnehmer sind nervös: Wie wird es mit den schuldengeplagten Euro-Ländern weitergehen? Gibt es eine Umschuldung oder ein neues Rettungspaket? Die Spekulationen wollen einfach nicht verstummen. Angeheizt wurde die Diskussion am Freitag durch einen Pressebericht, wonach Griechenland womöglich aus der Eurozone austreten könnte, und einem just wenig später stattfindenden, überraschenden informellen Treffen der Euro-Finanzminister in Luxemburg. Der Chef der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, machte alles nur noch schlimmer, indem er log bzw. durch seinen Sprecher lügen ließ und das Treffen zunächst dementierte. Diese Intransparenz wirkt alles andere als vertrauensbildend, liebe Politiker. Kein Wunder, dass sich bei manchem Marktteilnehmer der Eindruck breitmacht, die Situation in Griechenland und anderswo sei noch viel schlimmer als bislang bekannt.
Doch sind wir einmal ehrlich: Eigentlich sollten sich die Akteure längst an die Probleme von Europas Peripherie ländern gewöhnt haben. Bei all den neuen, ach so schlechten Nachrichten handelt es sich lediglich um eine Fortsetzung eines schon seit Monaten währenden Trends, nicht einmal um eine Verschärfung desselben. Ganz offensichtlich sehnen sich viele Börsianer immer noch nach derlei düsteren Neuigkeiten. Diejenigen nämlich, denen die jüngste DAX-Korrektur noch nicht tief genug verlaufen ist oder die sich beim jüngsten Abtaucher schlichtweg nicht getraut haben, zuzugreifen.
Zwar rutschte der DAX letzte Woche bis auf fast 7.290 Zähler, was ausreichend gewesen wäre, um dem Gros der gestrandeten Bären die Möglichkeit zum glimpflichen Ausstieg und den Möchtegern-Bullen die Chance zum günstigen Einstieg zu geben. Doch das Umfeld war alles andere als freundlich. Einige fürchteten urplötzlich die große Korrektur, da zeitgleich auch der Euro und die Rohstoffmärkte, besonders das Silber, teils massiv unter Druck gerieten. Während sich die anderen Märkte indes noch nicht vom jüngsten Schlag erholt haben, hat der DAX längst schon wieder Kurs auf ein neues Jahreshoch genommen. Nur noch rund 50 läppische Punkte trennen ihn von einem neuen Rekord. 7 Prozent der heimischen Vermögensverwalter sind immerhin zuletzt eingestiegen beim deutschen Leitindex, während sich 10 Prozent der Bären verabschiedet haben, wie die heutige Umfrage der Börse Frankfurt zeigt. Die Stimmung ist aber immer noch nicht sonderlich gut. Unser Sentiment-Barometer, der Bull/-Bear-Index, schafft nur knapp den Sprung zurück in optimistisches Terrain.
Nach wie vor stehen Markt und Stimmung in einem eindeutigen Missverhältnis - viele Anleger haben den DAX-Zug verpasst. Übrigens sind hiervon auch Privatanleger betroffen, wie die jüngste Absatzstatistik des Fondsbranchenverbands BVI zeigt. Insbesondere das Erdbeben und die Atom-Katastrophe in Japan haben die Privaten erschreckt. Sie gaben Anteile an Aktienfonds in Milliardenhöhe zurück. Der Nachholbedarf ist offensichtlich. Zusammen mit den immer noch bestehenden, handfesten Schieflagen der institutionellen Anleger sollte der DAX genügend Treibstoff für neue Jahreshochs und mehr haben.
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