Kommentar
10:49 Uhr, 25.11.2010

DAX SENTIMENT INDEX

Börsianer glauben nicht an europäisches Domino

Was für ein Wechselbad haben die Börsianer in der vergangenen Woche erleben müssen. Da hat sich Irland immerhin nach einigem Zögern endlich unter den Rettungsschirm von EU und IWF begeben, was nicht nur auf die Teilnehmer am Aktienmarkt euphorisierend wirkte. Für einen kurzen Augenblick lebte nämlich auch das Euro-Barometer, der Wechselkurs selbst, noch einmal richtig auf. Und für den DAX ergab sich dabei zunächst ein Jahreshoch, bevor es wie unter einer Wechseldusche deutlich nach unten ging. Denn nach einigem Nachdenken, war selbst bekennenden Optimisten klar, dass sich die Akteure eine Frage stellen würden: "Was kommt als nächstes?".

Und so sollte es auch nicht weiter verwundern, dass man sich zumindest gedanklich vielerorts die nächsten Wackelkandidaten, etwa Portugal oder gar Spanien vorgenommen hat. Auch die Kommentatoren wurden nicht müde, Schreckensszenarien teils in den grellsten Farben aufzuzeichnen. Was würde etwa passieren, wenn es in Irland zu einem vorzeitigen Regierungswechsel käme? Welche Auswirkungen hätte dies auf die Sparanstrengungen dieses Landes, die immerhin Voraussetzung für Hilfe aus dem Rettungsschirm sind. Aber man sprach auch von Ansteckungsgefahren auf andere Länder, die manch einer nicht mehr nur - wie noch im Falle der Griechenland-Krise Anfang dieses Jahres geschehen - auf der theoretischen Ebene sah. Derartige Infektions-Szenarien wurden von vielen Akteuren mit einem Male für viel wahrscheinlicher als noch vor einigen Monaten gehalten.

Die von der Börse Frankfurt regelmäßig befragten institutionellen Vermögensverwalter haben sich aber zumindest vordergründig nicht von all diesen Geschichten ins Bockshorn jagen lassen. Vielleicht haben Sie im Gegensatz zu den Devisenhändlern (die den Euro bis heute immerhin in der Spitze um fast 4 Prozent gegenüber dem Dollar nach unten geprügelt haben) auch längst begriffen, dass solche "Domino-Szenarien" zwar einerseits immer recht logisch klingen, auf der anderen Seite aber auch ihre Tücken haben. Tatsächlich denkt der Mensch gern nach dem Motto: Wenn das eine geschieht, folgt daraus das Nächste. Ja, wir lieben solche kausalen Zusammenhänge. Selbst die Profis möchten immer gerne wissen, warum etwas geschehen könnte. Und umso ausführlicher, eindrucksvoller und farbiger solche Verkettungen von Ereignissen aussehen, für desto wahrscheinlicher werden sie dann gehalten. Tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall. Je höher die Zahl solcher voneinander abhängigen Bausteine in einem Gedanken- gebäude nämlich ist, desto unwahrscheinlicher wird dessen Eintreten. Denn es muss nur einer dieser Dominosteine herausgezogen werden, und schon bricht das ganze Bild und manch schöne Prognose in sich zusammen.

Gemessen an unserem Bull/Bear-Index hat der Optimismus der Vermögensverwalter im Vergleich zur Vorwoche sogar etwas zulegen können. Vermutlich nicht, weil man plötzlich keine Angst mehr vor weiteren Hiobsbotschaften aus der europäischen Peripherie hätte. Vielmehr gehen wir davon aus, dass die nicht einmal dreiprozentige Korrektur des DAX (vom Jahreshoch aus gerechnet), bereits ausgereicht hat, um einige Akteure zu Käufen auf ermäßigtem Niveau zu verleiten. Vielleicht aus der Erfahrung heraus, dass damals zumindest anfangs die Griechenland-Probleme keine Wirkung auf deutsche Aktien gehabt hatten. Allerdings dürften die Engagements der neuen Bullen immer noch über- schaubar geblieben sein. Zumindest stellt das derzeitige Sentiment für sich alleine genommen keine große Bedrohung für eine Jahresschlussrallye dar.

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