Kommentar
13:34 Uhr, 14.04.2011

DAX-Pessimisten haben starke Kontrahenten

Seit Mitte März, als der DAX sein Jahrestief markierte und der Optimismus der Akteure relativ hohe Werte auswies, hat sich einiges getan. Der deutsche Leitindex notiert wieder deutlich über der 7.000er Marke, die Stimmung der institutionellen Anleger hingegen ist stetig zurückgegangen. Letzteres Phänomen ließe sich eigentlich leicht erklären: Die Europäischen Zentralbank hat die Zinsen erhöht, die nukleare Katastrophe in Japan hat Tschernobyl-Niveau erreicht, und von Europas Peripheriestaaten musste mit Portugal ein weiterer Wackelkandidat unter den Rettungsschirm fliehen. Klar, dass Anleger bei so viel Unsicherheit Risikoaversion an den Tag legen. Nur, hierzu passt der fast zwölfprozentige Anstieg nicht, den der DAX in den vergangenen vier Wochen vollzogen hat.

Auch in der Berichtswoche ergab sich ein ähnliches Bild. Der DAX erreichte sein Zwischenhoch am vergangenen Mittwoch, kam danach zwar nicht von der Stelle, konsolidiert aber auf hohem Niveau. Die von der Börse Frankfurt befragten Institutionellen wenden sich unterdessen weiter vom Aktienmarkt ab. Die Stimmung sank erneut auf ein Sechswochentief. Beachtenswert ist, dass die Verkäufe, die seitens der beobachteten Fondsmanager vollzogen wurden, dem Leitindex kaum schadeten. Sie haben ihn bestenfalls davon abgehalten, wieder direkt auf sein Jahreshoch zu stürmen.

Diese auffällige Stärke scheint die ersten Investoren bereits zu irritieren. Andere verleitet die fast ununterbrochene Rallye der letzten Wochen zu ersten Short-Engagements. Die Angriffslust der Bären hält sich jedoch in Grenzen: Nur vier Prozent ehemals neutral eingestellter Händler trauen sich, auf die Korrekturkarte zu setzen. Diese Verschiebung hievt das Lager der Bären auf 35 Prozent und damit wieder in die Nähe der unverändert bei 43 Prozent notierenden Optimisten. Dass die vierprozentige Veränderung zugunsten der Pessimisten aus dem neutralen Camp stammt, ist keine Überraschung. Denn wer Mitte März nicht den Mut hatte zu kaufen, hat sich in den darauf folgenden Wochen bei steigenden Preisen erst recht nicht getraut. Also hieß die Devise wie sooft: abwarten. Entweder auf einen passenden Rückschlag, um dann wieder einsteigen zu können. Oder darauf, dass die Kurse schnell und stark steigen, um sich dann - wie geschehen - unterzugewichten.

Ein kurzer Blick auf die Bull/Bear-Index-Grafik genügt, um die jüngste Taktik der Händler zu durchschauen. Mitte März wurden Long-Positionen überwiegend aufgestockt. Danach haben sich, die Akteure . je nach Einstandspreis . sukzessive wieder von ihren Beständen getrennt. Und seit Kurzem sind nun die Leerverkäufer am Zuge. Alle Verkäufer der letzten vier Wochen haben, wie zuvor beschrieben, sicherlich einiges an Argumenten in der Hand, das sie in ihrem Handeln bestärkt. Aber sie haben noch etwas gemeinsam: einen sehr starken Gegenspieler. Bislang ließ der Käufer auf der anderen Seite keine größeren Korrekturen zu. Sollte es dennoch zu einem kurzfristigen Rückgang kommen, werden die DAX-Skeptiker sich vermutlich gegenseitig die Ellenbogen in die Rippen stoßen, wenn sie versuchen wieder gleichzeitig in den Markt zu drängen.

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