Fundamentale Nachricht
09:00 Uhr, 25.07.2020

GOLD: Ende der Steuerfreiheit bei ETCs wie Xetra-Gold

Xetra-Gold: Bei Anlegern beliebt, flexibel und bisher: abgeltungssteuerfrei. Doch damit ist ab 2021 Schluss: Das Jahressteuergesetz 2020, von Bundestag und Bundesrat bereits abgesegnet, nimmt Wertpapiere, die einen Lieferanspruch auf Gold (und andere Edelmetalle) verbriefen, mit in die Steuerpflicht.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.889,60999 $/oz. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Frankfurt/ Berlin (Godmode-Trader.de) - Die Ungewissheit über den Ausgang der Corona-Krise und die Billionen-Geldflut der Notenbanken treiben die Anleger in sichere Häfen, wie Edelmetalle. In Deutschland besonders beliebt ist ein Goldpapier, dass von der Deutschen Börse und Banken emittiert wird: Xetra-Gold.

„Eine effiziente Art, in Gold zu investieren“. So bewirbt die Deutsche Börse das Produkt, und es ist ja auch eine schöne, flexible Sache. Xetra-Gold ist ein Wertpapier, welches einfach wie eine Aktie handelbar ist, und das es ermöglicht 1:1 an der Entwicklung des Goldpreises teilzuhaben. Goldpapiere können also die Eigenschaften des effizienten Börsenhandels mit den Vorteilen des physischen Goldes verbinden.

Die offizielle Umschreibung lautet: „Bei Xetra-Gold handelt es sich um ein börsenfähiges Wertpapier in Form einer nennwertlosen, in ihrer Laufzeit unbefristeten Inhaberschuldverschreibung. Jede Teilschuldverschreibung von Xetra-Gold gewährte dem Inhaber das Recht auf Auslieferung eines Gramms Gold, das jederzeit gegenüber der Bank geltend gemacht werden konnte. Daneben besteht die Möglichkeit, die Wertpapiere an der Börse zu veräußern. Zur Besicherung und Erfüllbarkeit der Auslieferungsansprüche war die Inhaberschuldverschreibung jederzeit durch physisch eingelagertes Gold zu mindestens 95 Prozent gedeckt“.

Ein weiterer Vorteil und mitverantwortlich für die Beliebtheit des Produkts ist/war auch: Die Schuldverschreibung Xetra-Gold wurde bisher als abgeltungsteuerfrei beworben. Doch damit soll nun offenbar Schluss sein: Das Bundesfinanzamt plant eine zusätzliche Belastung für Privatanleger, die ihr Geld in auf Edelmetallen basierten Wertpapieren anlegen.

Es geht um die Erweiterung des Tatbestandes des § 20 Abs. 1 Nr. 7 Einkommenssteuergesetz (EStG) und damit um „Erträge aus Kapitalforderungen, bei denen statt der Rückzahlung des geleisteten Geldbetrages eine Sachleistung gewährt wird oder eine Sachleistung gewährt werden kann“. Wie aus dem am 17. Juli veröffentlichten Entwurf des Jahressteuergesetzes 2020 hervorgeht, sollen künftig auch Kapitalanlagen erfasst werden, die auf die Lieferung von Gold oder anderen Edelmetallen gerichtet und wirtschaftlich mit Zertifikaten vergleichbar sind (§ 20 Abs. 1 Nr. 7 Satz 1 EStG-E); der erweiterte Tatbestand soll erstmals auf Kapitalerträge anzuwenden sein, die ab dem 01. Januar 2021 zufließen (§ 52 Abs. 28 Satz 26 EStG-E).

Bis dato waren Veräußerungsgewinne steuerfrei, wenn Anleger die Wertpapiere länger als ein Jahr gehalten haben. Es machte also keinen Unterschied, ob der Investor das Gold physisch erwarb oder verbrieft als Schuldverschreibung. Die Neuregelung besagt nun, dass Gewinne aus der Veräußerung von Goldpapieren von Anfang 2021 an der Kapitalertragsteuer von 25 Prozent (+Solidaritätszuschlag, ggf. Kirchensteuer) unterliegen - ab maximal 801 Euro je Anleger (Freistellungsauftrag). Inhaber von physischem Gold in Form von Barren oder Münzen können weiterhin die Haltefrist von einem Jahr nutzen, um im Falle eines Veräußerungsgewinns abgeltungssteuerfrei zu bleiben.

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9 Kommentare

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  • Dirk69
    Dirk69

    Meine persönliche Meinung hierzu ist:

    Pläne sind ja noch kein Gesetz und ein entsprechendes neues oder geändertes Gesetz kann ja auch nur für Käufe ab dem Tag des Inkrafttretens eines solchen neuen oder geänderten Gesetzes gelten und nicht für Käufe davor. Sollte dem nicht so sein, werden entsprechende Klagen in Bezug auf den Vertrauensschutz und der aktuellen Rechtslage (siehe meine Ausführungen weiter unten) zum Erfolg führen.

    Der Gewinn aus der Veräußerung oder Einlösung von Xetra-Gold oder ähnliche wie EUWAX-Gold Inhaberschuldverschreibungen, die dem Inhaber ein Recht auf Auslieferung von Gold gewähren, ist nach den Urteilen des VIII. Senats des Bundesfinanzhofs (BFH) vom 12. Mai 2015 VIII R 4/15 und VIII R 35/14 nach Ablauf der Veräußerungsfrist von einem Jahr zwischen Anschaffung und Veräußerung der Wertpapiere nach der aktuellen Gesetzeslage nicht steuerbar. Auch einbehaltene Abgeltungssteuer kann durch Einreichung einer Einkommensteuererklärung zurückgefordert werden. Falls das zuständige Finanzamt die Rückforderung ablehnt, kann Protest gegen diese Entscheidung eingelegt werden. Betroffene Anleger können sich auf das BFH-Urteil vom 24. Januar 2012 (Az. IX R 62/10) berufen, wo der BFH in seinem Urteil sehr deutlich die „Vereinbarung über die Lieferung von Gold“ als privates Veräußerungsgeschäft einordnet. Nach Ablauf der Spekulationsfrist von einem Jahr (zwischen Kauf und Verkauf oder Lieferung) unterliegen die erzielten Gewinne nach aktueller Gesetzeslage wie oben ausgeführt nicht der Besteuerung.

    17:44 Uhr, 27.07.2020
  • MMar
    MMar

    Statt Veräußerung sich das Gold physisch liefern lassen und es dann verkaufen.

    15:16 Uhr, 26.07.2020
  • ZeroG
    ZeroG

    irgendwo muss ja das (Steuer) Geld her kommen dass gerade überall großzügig verteilt wird ...

    10:50 Uhr, 24.07.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Trival
    Trival

    Bleiben bereits bestehende Werte davon ausgeschlossen oder gibt es dann wieder einen Zwangsverkauf/Neukauf wie 2017/2018 bei den Fonds?

    09:53 Uhr, 24.07.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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