Fundamentale Nachricht
11:10 Uhr, 30.11.2020

D-Day am Ölmarkt

Der OPEC+ war es am Wochenende Berichten zufolge nicht gelungen, sich während eines informellen Treffens auf eine kurzfristige Förderpolitik zu einigen. An diesem Montag und Dienstag sollen die Beratungen in offizieller Runde fortgesetzt werden.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 47,26500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die großen Ölförderländer (OPEC+) entscheidet zu Beginn dieser Woche (Montag, Dienstag) über ihre Förderpolitik ab Anfang 2021. Experten rechnen fest damit, dass der Ölverbund entgegen der bisherigen Planung bestehende Förderbeschränkungen unverändert weiterführt. Damit würde die Allianz aus 28 Ölstaaten auf die schwachen Nachfrageaussichten infolge der aktuellen Virus-Welle reagieren.

Derzeit hält die Gruppe laut ihrem aktuellen Förderabkommen jeden Tag 7,7 Mio. Barrel an Rohöl zurück. Ursprünglich geplant war, diese Drosselung ab Januar 2021 aufzuweichen - um 2 Mio. Barrel pro Tag (bpd). Doch allem Anschein nach wird aus der Lockerung coronabedingt nun nichts. Was wird die OPEC+-Gruppe nun tun, fragen auch die Analysen der ING? Die Gruppe wäre wahrscheinlich offener für eine Verlängerung der Kürzungen, wenn die Preise noch um das Niveau von 40 Dollar/Barrel herum gehandelt würden, heißt es in einem aktuellen Kommentar. Da Brent jedoch nun die Marke von 50 Dollar wieder vor Augen habe, könnte es innerhalb der Gruppe einige Widerstände gegen die Lockerung der Kürzungen geben. Der Irak, der zweitgrößte OPEC-Produzent, habe bereits ziemlich deutlich gemacht, dass er mit der Höhe der Kürzungen, die er vornehmen müsste, nicht zufrieden sei.

Eine warnende Stimmung kommt auch von der Commerzbank. Der Ölmarkt rechne fest mit gleichbleibende Produktionskürzungen in der jetzigen Höhe für zumindest weitere drei Monate, konstatiert Analyst Eugen Weinberg. Deshalb könnte sogar die als Alternative gehandelte langsamere Erhöhung der Produktion die Stimmung und die Preise stärker belasten. „Wir haben zuletzt auf den überhöhten Optimismus der Ölmarktteilnehmer hingewiesen, die erhebliche Risiken, die sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite schlummern, auszublenden scheinen“, betont Weinberg.

Zuletzt sind die Ölpreise wieder etwas zurückgekommen, nachdem sie im Laufe der Woche den höchsten Stand seit der ersten Corona-Welle im Frühjahr erreicht hatten. Dennoch bleiben die Notierungen auf dem höchsten Niveau seit Monaten, im Falle der richtungsweisenden Nordseesorte Brent bei über 47 Dollar/Barrel. Für den jüngsten Auftrieb sorgte am Ölmarkt die Aussicht auf bald verfügbare Virus-Impfstoffe, den Hoffnungen Nahrung lieferte, dass die Ölnachfrage alsbald wieder auf höhere Niveaus steigt. Die Realisten aber mahnen, dass die breite Verfügbarkeit eines Impfstoffs noch viele Monate in Anspruch nehmen dürfte.

Weitere Nachrichten auf der Angebotsseite wirken tendenziell belastend für die Notierungen. In Libyen steigt die Produktion immer weiter, und in den USA ist die Anzahl der aktiven Ölbohrungen in der letzten Woche um weitere 10 auf 241 gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte Mai.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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