Kommentar
08:40 Uhr, 04.09.2015

Currency Wars? Nicht mit der Fed

Das böse Wort vom Währungskrieg macht die Runde und veranlasst viele Experten zu der Annahme, dass sich die Zentralbanken dieser Welt in einer Spirale befinden aus der kein Ausweg mehr möglich ist, da es für keinen Akteur erstrebenswert wäre von der gewählten Strategie der Abwertung abzuweichen.

Die Federal Reserve schickt sich nun jedoch an, als erste Notenbank dieses teuflische Nash-Gleichgewicht zu durchbrechen und muss dabei eine gute Portion an Kritik und Häme einstecken. Kein Land könne es sich angeblich leisten im Besitz einer starken Währung zu sein, welche die Inflation unter zu hohen Druck bringen würde.

Es ist ein sehr simplistischer Ansatz, welchem in Jackson Hole von Seiten der Universität Havard nun öffentlichwidersprochen wurde.

Ja, ein fester Wechselkurs belastet die Teuerungsrate, aber zumindest in den USA wären diese Effekte sehr überschaubar und versetzt damit Janet Yellen in eine Lage, um welche sie von ihren Kollegen beneidet werden muss.

Die angehängte Grafik illustriert am Beispiel von Japan, der Türkei und den USA, wie stark sich eine Abwertung der eigenen Währung um 10% auf die Importpreise auswirkt.

Im Fall von Ankara würden diese ebenfalls um rund 10% steigen und Japans Einfuhren würden sich um 9% verteuern, während die USA nur einen entsprechenden Zuwachs von 4,4% zu verkraften hätten.

Diesem Phänomen liegt der Umstand zugrunde, dass die Türkei und Japan ihre Einfuhren nicht in der eigenen Währung sondern zum größten Teil in Dollar abrechnen (60% respektive 71%), während die USA 93% ihrer Auslandseinkäufe in der heimischen Währung bezahlen und damit gegenüber dem Ex- beziehungsweise Import von Inflation weitestgehend immun sind.

Im Gegensatz zur Mehrheit der Länder befindet sich Amerika in der unglaublich komfortablen Situation sich nicht an einem Abwertungswettlauf beteiligen zu müssen, und ermöglicht seiner Zentralbank damit den Ausbruch aus diesem zerstörerischen Kreislauf.

Dass Jackson Hole als Ort für diese Klarstellung gewählt wurde, spricht Bände.

2 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    Das Problem ist Überkapazität in Rohstoffen, Arbeit und Geld. Dieses Problem wird entweder durch eine Verknappung der Ressourcen gelöst oder durch Steigerung der Nachfrage.

    Nachdem noch ca 50% der Weltbevölkerung auf Suche nach Arbeit sind, scheitert der Ansatz der Verknappung. Bleibt nur die Nachfrage.

    Dies geht nicht mit Abwertung von Währungen, denn dies fördert nur die Angebots- und nicht die Nachfrage. Höhere Einkommen und mehr Beschäftigung global funktioniert nur, es eine Kaufkrafthierarchie der Währungen gibt, bei dem die schwächsten Länder auch die schwächste Währung haben.

    Aber elementares Wirtschaften scheint den Investmentbankern in den Notenbanken fremd zu sein.

    20:28 Uhr, 04.09.2015

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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