Fundamentale Nachricht
11:30 Uhr, 13.02.2020

Coronavirus: Marktschocks mit flexiblem Ansatz trotzen

In einem Umfeld, in dem sich Überschwang und Panik abwechseln, kann ein aktiver und flexibler Ansatz nach Einschätzung von Talib Sheikh, Head of Strategy, Multi Asset bei Jupiter Asset Management, den entscheidenden Unterschied für die Anlageergebnisse unserer Kunden ausmachen.

Nachdem die Rezessionsängste nachgelassen hatten, setzten die Märkte im vierten Quartal 2019 zu einer Rally an, die bis weit in den Januar hinein andauerte. Die Stimmung schlug jedoch um, als das Coronavirus die Vermögenspreise auf Talfahrt schickte. Daher stellt sich nun die Frage: Wie kann ein Multi-Asset-Portfolio in einem ohnehin schon von Nervosität geprägten spätzyklischen Umfeld gegen unvorhersehbare Marktschocks geschützt werden?

Das Coronavirus ist ein gutes Beispiel dafür, wie selbst die sorgfältigste Makro-Einschätzung jäh zunichte gemacht werden kann. Auch wenn der Ausbruch des Virus in erster Linie eine Gesundheitskrise darstellt, hat er doch die Kapitalmärkte erschüttert. Dies wird sich in einem geschwächten Wirtschaftswachstum wiederspiegeln – in welchem Ausmaß, bleibt abzuwarten.

Wie gehen wir mit solch unvorhersehbaren Situationen um?

Erstens setzen wir auf ein gewissenhaftes Risikomanagement und eine angemessene Diversifikation, was jedoch nach dem massiven Rückgang der Anleiherenditen in den vergangenen zwanzig Jahren schwieriger geworden ist. Der Vorteil von Multi-Asset-Strategien liegt in der Möglichkeit zur Diversifikation, doch die richtige Streuung erfordert Disziplin und Expertise.

Zweitens verfolgen wir einen aktiven und flexiblen Ansatz, der es uns ermöglicht auf unerwartete Veränderungen zu reagieren. Bereits vor dem Ausbruch des Virus hatten wir die überschwängliche Marktstimmung mit wachsender Sorge beobachtet. Die Absicherung unserer Aktienpositionen sowie ein Engagement in Staatsanleihen dienten als guter Puffer gegen die sich verschlechternde Marktsituation.

Drittens setzen wir auf einen disziplinierten Investmentprozess, mit dem sich die Auswirkungen externer Schocks genau einschätzen lassen. Ein konsistenter Ansatz kann wirksamen Schutz gegen aufkommende Panik bieten.

Wie kann unsere Strategie am besten auf unerwartete Schocks wie das Coronavirus reagieren?

Unsere langfristige Einschätzung ist seit einiger Zeit unverändert: Wir befinden uns in einem Umfeld des „Sich-Durchschlagens" mit weiterhin gedämpftem Trendwachstum. Im Jahr 2019 rutschte das Wachstum aufgrund einer durch den Handelskrieg ausgelösten Rezession des verarbeitenden Gewerbes unter seinen langfristigen Trend. Wir sind mit der Hoffnung ins Jahr 2020 gestartet, dass das Wachstum dank dem Ende dieser Rezession und der lockeren Geldpolitik wieder die Trendrate erreichen würde, während die hohen Bewertungen und zunehmend optimistische Marktstimmung den Anstieg der Vermögenspreise bremsen würden.

Dieser Ausblick bleibt weitgehend gültig. Die Geldpolitik ist nach wie vor expansiv und stabil. Die Marktstimmung und Bewertungen sind weiterhin hoch. Am deutlichsten wird sich der Ausbruch des Virus in den Fundamentaldaten niederschlagen: Diese haben sich erwartungsgemäß zu Beginn des Jahres verbessert, aber das Virus wird erhebliche Auswirkungen in China und damit auf das regionale und globale Wachstum haben. Zwar ist es unwahrscheinlich, dass dies eine globale Rezession auslösen wird. Aber es dürfte noch Monate, wenn nicht noch länger dauern, bis das gesamte Ausmaß der Krise bekannt sein wird. Anleger sehen sich also für eine Weile mit einem unsicheren fundamentalen Umfeld konfrontiert.

Was bedeutet dies für unsere Strategie?

Es zahlt sich aus, in diesem Umfeld dynamisch zu agieren. Wir haben das Risiko Mitte Januar deutlich reduziert, weil der Markt unseres Erachtens zunehmend in Selbstgefälligkeit verfallen war. Dies verschaffte der Strategie einen Puffer gegen den Marktabschwung, in dessen Folge wir uns wieder neutraler positioniert haben. Auf längere Sicht sind wir geneigt, Risikoanlagen stärker zu gewichten, bleiben jedoch vorsichtig, bis sich das fundamentale Umfeld besser einschätzen lässt.

Auch wenn nach der Viruskrise wieder andere Themen in den Fokus rücken, befinden wir uns nach wie vor in einer aufgeheizten Spätphase des Konjunkturzyklus, die weiterhin extreme Marktschwankungen erwarten lässt. In einem Umfeld, in dem sich Überschwang und Panik abwechseln, kann ein aktiver und flexibler Ansatz den entscheidenden Unterschied für die Anlageergebnisse unserer Kunden ausmachen.

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