Fundamentale Nachricht
15:30 Uhr, 11.03.2021

Comeback der Atomkraft? In Deutschland unvorstellbar

Frankreich gilt in Europa als Atomkraft. Deutschlands Nachbar betreibt aktuell 56 Nuklearreaktoren, ein weiterer ist im Bau. Das Land erwirtschaftet damit 40 Prozent seines Energiebedarfes - CO2-frei. Hierzulands ist das Bild der Atomkraft ein völlig anderes.

Paris/Frankfurt (Godmode-Trader.de - Im Kampf gegen den Klimawandel wollen Frankreich und die USA auch die Atomkraft nutzen. Diese sei für beide Länder ein Trumpf, sagte Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire nach einem Treffen mit dem US-Klimabeauftragten John Kerry am Mittwoch in Paris. Frankreich treibe auch den Ausbau von Erneuerbaren Energien voran und investiere Milliardenbeträge in die Wasserstofftechnik, sagte Le Maire. Kerry selbst äußerte sich nicht explizit zur Atomkraft.

Frankreich gilt in Europa als Atomkraft. Deutschlands Nachbar betreibt aktuell 56 Nuklearreaktoren, ein weiterer ist im Bau. Das Land erwirtschaftet damit 40 Prozent seines Energiebedarfes - CO2-frei und jederzeit verfügbar. Deshalb sieht die Politik die Atomkraft als einen wichtigen Pfeiler im Kampf gegen den Klimawandel. Argumentative Unterstützung kommt dabei sogar vom Weltklimarat: „Die wachsende Nachfrage nach Strom, Energiediversifikation und Klimaschutz motiviert den Bau neuer Kernreaktoren“, zitiert die FAZ aus einem Schreiben des Klimarats. Zwar gebe es nach wie vor Risiken im Betrieb, beim Uranabbau und in der Endlagerung sowie Bedenken in der Bevölkerung und hinsichtlich der Verbreitung von Kernwaffen. Doch seien neue Brennstoffkreisläufe und Reaktortechnologien, die einige dieser Probleme angehen, in der Entwicklung und Fortschritte in Bezug auf Sicherheit und Abfallentsorgung erzielt worden.

In Deutschland ist das Bild der Atomkraft ein völlig anderes. Nach der Atomkatastrophe in Japan für genau 10 Jahren stieg Deutschland Hals über Kopf aus der Atomenergie aus. Seither organisieren die Kraftwerksbetreiber den Rückbau. Waren 2011 noch 17 Reaktoren hierzulande in Betrieb, sind es aktuell noch 6. Ende kommenden Jahres ist mit der Atomkraft dann vollständig Schluss. Aus Klimaschutzsicht geht das zu schnell, das gibt laut FAZ selbst die Agora Energiewende als ökostromfreundliche Einrichtung zu: „Wären die Atomkraftwerke 2011 am Netz geblieben und gleichzeitig die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut worden, wären die Kohleverstromung und damit die CO2-Emissionen früher gesunken.“

Künftig Atom- und Kohleausstieg zu kompensieren dürfte in Deutschland nur mit einem massiven Ausbau der Erneuerbaren gelingen. Widerstände in der Bevölkerung gegen neue Windkraftanlagen und Stromtrassen gibt es aber genug. Doch ein Comeback der Kernkraft in Deutschland ist schlichtweg nicht durchsetzbar. Die Vorbehalte in der Bevölkerung gelten als zu groß. „Die Nutzung der Kernenergie für die Stromproduktion hat sich in Deutschland erledigt“, teilte jüngst sogar der Versorger ENBW mit.

2 Kommentare

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  • mkgeld
    mkgeld

    Unsere Politiker sind an der Skepsis der Menschen schuld und die Deutschen werden ein Volk von Sozialhilfeempfänger werden bis das Geld weg ist.

    23:12 Uhr, 11.03. 2021
  • Gargol
    Gargol

    Die Realitäten sind klar, Strom wird mehr denn je gebraucht. Wind ist untauglich, wenn er nicht weht und das Netz ist keine "Baerbocksche Batterie" :-). Also wollen wir den Strom aus dem Ausland, unbedingt. Dort freut man sich über unsere Nachfrage und baut Kernkraftwerke in ganz Europa. Wenn wir die Scheuklappen abgezogen haben und in der Nachmerkelzeit wieder denken und diskutieren dürfen, dann kommt die Erkenntnis, dass wir noch Standorte dafür haben und das sich alles rechnen würde und vor allem wir das alles viel besser können. Abwarten, wir kommen zurück in die Zukunft.

    18:21 Uhr, 11.03. 2021

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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