Chinesische Telekommunikationstitel unterbewertet
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London (GodmodeTrader.de) - Der chinesische Telekommunikationssektor könnte Anlegern überdurchschnittlich hohes Aufwärtspotenzial bieten – auch im Vergleich zu anderen Schwellenländern. Dieser Meinung ist Veeral Gandhi, Aktienanalyst bei Legal & General Investment Management (LGIM): „Wenn man sich die Bewertungsniveaus der Mobilfunkanbieter in Relation zu ihren durchschnittlichen monatlichen Umsätzen pro Kunde anschaut, scheint der Markt die chinesischen Anbieter im internationalen Vergleich deutlich zu niedrig zu bepreisen“, so der auf asiatische Titel spezialisierte Analyst.
Die Umsätze pro Kunde bilden laut Gandhi eine geeignete Kennzahl, um die Attraktivität der Bewertungslage von Mobilfunkanbietern in Ländern mit verschiedenen Einkommensniveaus zu vergleichen. „Die weltweiten Umsätze im Mobilfunksektor sind abhängig von den lokalen Einkommensniveaus. Umso wohlhabender die Verbraucher, desto höher die Zahlungsbereitschaft für mobile Daten und eine bessere Geschwindigkeit“, so Gandhi. Im weltweiten Durchschnitt und über das gesamte Einkommensspektrum hinweg seien Mobilfunkkonsumenten bereit, rund ein Prozent ihres durchschnittlichen Jahreseinkommens für ihre monatliche Mobilfunkrechnung zu zahlen.
Während also beispielsweise Filipinos rund zwei US-Dollar (USD) pro Monat für mobile Dienste zahlten, befänden sich Kanadier mit etwa 50 USD im Monat am oberen Ende des Spektrums. Interessanterweise, so Gandhi, läge sich die durchschnittliche chinesische Mobilfunkrechnung sogar leicht über dieser Ein-Prozent-Regel. Und das, obwohl China bei Investoren den Ruf habe, Verbraucherinteressen über die Gewinne im Mobilfunksektor zu stellen. Die Regulierungsbehörde werde gemeinhin als hart empfunden und der sich mehrheitlich im Staatsbesitz befindende Sektor oft als Spielfeld nationaler Machtinteressen angesehen.
Um potenzielle Bewertungsdivergenzen zu identifizieren, bietet es sich laut Gandhi daher an, die Bewertung pro zahlenden Kunden in Ländern mit vergleichbaren Einkommensniveaus zu vergleichen. Da Mobilfunkanbieter mit steigendem Einkommensniveau höhere Umsätze pro Kunde erwirtschaften könnten, steige auch die Bewertung, die der Markt einem einzelnen Mobilfunk-Kunden zuschreibe. Gandhi fasst zusammen: „Wenn Anbieter mehr Geld pro Kunde verdienen können, dann müssen Sie auch mehr für das Privileg bezahlen, diesen Verbrauchern Dienstleistungen zu verkaufen.“
Für China scheine die Bewertungsdynamik für Mobilfunkkunden allerdings abzuweichen. „Der Markt bewertet chinesische Mobilfunkunternehmen mit lediglich 150 US-Dollar pro Kunde, vergleichbar mit der Konkurrenz in Philippinen oder Indonesien. Dort herrschen allerdings geringere Einkommensniveaus vor, so dass die auch die Umsätze pro Mobilfunkteilnehmer geringer sind“, berichtet Gandhi. Tatsächlich lägen das Einkommen und die Mobilfunkumsätze pro Kunde in China deutlich näher an denen in Thailand und Malaysia, wo ein Mobilfunkkunde vom Markt mit 480 USD beziehungsweise 760 USD bewertet würde.
Bei einer Einzelbetrachtung des chinesischen Marktführers China Mobile könnte diese niedrigere Bewertung pro Kunde darauf zurückzuführen sein, dass das Unternehmen über eine beträchtliche Netto-Cash-Position verfüge und der Markt Bedenken darüber habe, wie diese Mittel verwendet werden sollten. „Allerdings sind auch China Telecom und China Unicom, die Nettoverschuldungspositionen haben, gemessen an der Anzahl ihrer Kunden auf einem ähnlichen Niveau bewertet - mit 190 USD und 125 USD pro Abonnement“, sagt Gandhi.
Die große Hoffnung für Chinas Telekommunikationsanbieter bestehe darin, dass sich dieser Bewertungsrückstand in der Transformation hin zu einem entwickelten Markt auflösen kann. „In Südkorea und Taiwan sind Telekommunikationsunternehmen mit 980 USD und 2.500 USD pro Kunde bewertet – also im Vergleich sieben bis 17 Mal höher als China Mobile“, so Gandhi. Der Experte merkt zwar an, dass für die zukünftige Bewertung des chinesischen Marktführers zwar vieles von der Entwicklung der Kapitalallokation abhängen wird. Jedoch hält er es für realistisch, dass chinesische Anbieter langfristig ein ähnliches Bewertungsniveau pro Kunde wie in Südkorea erreichen könnten.
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