Fundamentale Nachricht
13:20 Uhr, 16.03.2020

Chinas Wirtschaft am Boden

Die jüngsten chinesischen Aktivitäts- und Investitionsdaten fiel weitaus schwächer aus als erwartet und deuten auf einen tieferen Abschwung hin als während der globalen Finanzkrise.

Peking (Godmode-Trader.de) - Der Kampf gegen das Coronavirus hat der chinesischen Wirtschaft schwer geschadet. Die Industrieproduktion des Landes brach in den Berichtsmonaten Januar und Februar um 13,5 Prozent im Jahresvergleich ein, nach einem Plus von 6,9 Prozent im Dezember, wie das Nationale Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen. Von Bloomberg befragte Analysten hatten ein Minus von 3,0 Prozent erwartet. Die Dienstleistungsproduktion fiel um 13,0 Prozent, nach einem Plus von 6,8 Prozent im Dezember.

Diese monatlichen Indikatoren sind tendenziell gute Anhaltspunkte für die Komponenten Industrie und Dienstleistungen des chinesischen BIP, den sie machen 85 Prozent des Gesamtwertes aus. Zum Nennwert herangezogen deuten sie darauf hin, dass die offizielle Wirtschaftsleistung Chinas während der ersten beiden Monate des Jahres um durchschnittlich 13 Prozent eingebrochen ist.

Die Daten zu den nominalen Ausgaben deuten auf einen noch stärkeren Rückgang in diesem Quartal hin. Die Einzelhandelsumsätze sanken in den ersten beiden Jahresmonaten um 20,5 Prozent zurück, nach einem Wachstum von 8,0 Prozent im Dezember. Die Konsensprognose ging von einem Minus von 4,0 Prozent aus. Auch die Anlageinvestitionen fielen deutlicher stärker als erwartet (-20,5 %, Bloomberg -2,0 %).

Ökonomen zeigten sich von den Daten schockiert. Die Analysten von Capital Economics waren zuvor davon ausgegangen, dass das Statistikamt die jüngste Schwäche nur zögerlich in vollem Umfang anerkennen würde, da dies die offiziellen BIP-Ziele im Endeffekt unerreichbar erscheinen lässt. „Doch die jüngsten Daten lassen das Gegenteil vermuten und deuten auf eine tiefere Schrumpfung hin, als wir erwartet hatten“.

Die Daten vom März werden wahrscheinlich noch schlechter ausfallen, obwohl sich die Wirtschaftstätigkeit in den letzten Wochen allmählich zu erholen begonnen hat. Aber der Einbruch im Februar wurde in den Daten dadurch verwässert, dass sie mit dem Januar gemittelt wurden, als die meisten Störungen in den Abläufen erst gegen Monatsende eintraten.

Die Zahl der neuen Corona-Infektionen blieb in China am Montag laut offizieller Zahlen derweil auf niedrigem Niveau. Wie die Pekinger Gesundheitskommission mitteilte, gab es landesweit 14 weitere Todesfälle und 16 neue Infektionen mit der Lungenkrankheit Covid-19.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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