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17:09 Uhr, 13.03.2019

Chinas offizielle Wachstumszahlen sind gefälscht

2018 kam China offziellen Daten zufolge auf ein Wachstum von 6,6 %. Forscher haben nun herausgefunden, dass die Zahlen stark übertrieben sind. Chinas reales Wachstum wurde in den letzten Jahren demnach um zwei Prozentpunkte jährlich überbewertet.

New York (Godmode-Trader.de) - Und das jetzt auch noch: Laut einer Untersuchung der US-Denkfabrik Brookings Institution sind die offiziellen Wachstumszahlen der chinesischen Regierung zumindest stark übertrieben, wenn nicht gefälscht. Vergangene Woche hat Premier Li Keqiang auf dem Volkskongress ohnehin schon die Wachstumsprognose für 2019 auf 6,0 bis 6,5 Prozent gesenkt, was das schwächste Wachstum seit 30 Jahren bedeuten würde. Berechnungen von Ökonomen von Universitäten in Chicago, Peking und Hongkong ergeben nun, dass die offiziell genannten BIP-Zahlen einfach nicht der Realität entsprechen.

Die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Chinas basierten auf Daten, die von lokalen Regierungen erhoben werden, heißt es in dem Papier der Brookings Institution. Da die lokalen Regierungen jedoch für das Erreichen der Wachstums- und Investitionsziele belohnt würden, hätten sie einen Anreiz, die lokalen Statistiken zu verzerren.

Chinas National Bureau of Statistics (NBS) passt regelmäßig die von den lokalen Regierungen bereitgestellten Daten an, um das BIP auf nationaler Ebene zu berechnen. Die lokalen Statistiken stellen nun aus Sicht der Forscher die realen Zahlen nach 2008 zunehmend falsch dar, aber es habe keine entsprechende Änderung bei der Anpassung durch die NBS gegeben.

Die Statistiker in der Zentrale passen die gesammelten Daten regelmäßig nach unten an. Die von der NBS vorgenommenen Anpassungen betragen seit Mitte der 2000er Jahre durchschnittlich fünf Prozent des BIP. Die Statistikbehörde hat bereits des Öfteren eingeräumt, dass „einige lokale Statistiken gefälscht sind“. 2017 etwa wurden drei Provinzen in der nordöstlichen Region offiziell falscher Zahlen beschuldigt. Dabei wird die Diskrepanz zwischen dem lokalen und dem aggregierten BIP-Daten ausschließlich durch die Lücke zwischen den lokalen und nationalen Schätzungen der Industrieproduktion verursacht. Auf der Ausgabenseite klafft eine Lücke bei den Investitionen.

Als ein verlässliches Maß haben die Ökonomen für die US-Denkfabrik Brookings Institution die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer herangezogen, um die von den Provinzbehörden nach Peking gemeldeten Zahlen zu überprüfen. Im Vergleich zu den offiziellen Zahlen schätzen sie demnach, dass das BIP-Wachstum im Zeitraum 2008 bis 2016 um 1,7 Prozentpunkte pro Jahr niedriger ausfiel.

Die "Financial Times" rechnete die bis 2016 zur Verfügung stehenden Schätzungen weiter fort. Demnach wäre die für 2018 gemessene Wirtschaftsleistung von 90 Bio. Yuan etwa 12 Prozent niedriger als offizielle Zahlen vermuten lassen. Chinas reales Wachstum wurde in den letzten Jahren um etwa zwei Prozentpunkte jährlich überbewertet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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